Possehl-Stiftung: 600 000 Euro für Lübecks Kultur

Die Ideen sind da, und die Sehnsucht, endlich wieder vor Publikum aufzutreten, ist groß. Jetzt können die von der Corona-Krise schwer getroffenen freien Kulturschaffenden in und um Lübeck wieder Hoffnung schöpfen: Die Possehl-Stiftung hat am Freitag (29. Mai) ihre bisher umfangreichste Förderung des Jahres beschlossen und 600 000 Euro für die Aktion „Kulturfunke“ bereit gestellt. Künstler aller Sparten – Maler, Musiker, Schauspieler, Schriftsteller, Performance-Künstler – können bis zu 6000 Euro zur Realisierung ihrer Projekte beantragen. Einzige Bedingung: Sie müssen ihre Kunst ans Publikum bringen – auf jeglichen nur erdenklichen Wegen. Die Lübecker Kultur wiederbeleben: „Klein oder groß, subversiv wie etabliert, analog bis digital“ – alles sei erlaubt und erwünscht. „Wir möchten die Kultur in den Alltag zurückbringen und dazu beitragen, dass die Vielfalt des kulturellen Lebens in Lübeck erhalten bleibt“, sagt Max Schön, Vorstandsvorsitzender der Possehl-Stiftung. Die Kulturschaffenden hätten ab sofort die Möglichkeit, ihre Ideen und ihren Schaffensdrang Funken schlagen zu lassen. Von heute an können sie über die Initiative „Kulturtreibhaus“, die die Aktion entwickelt hat und koordinieren wird, Anträge für ihre Projekte stellen. Die Bearbeitung erfolgt kurz und unbürokratisch innerhalb von zehn Tagen, verspricht die Stiftung. Die Aktion „Kulturfunke“ wird koordiniert vom Kulturtreibhaus. Dorthin gehen auch die Bewerbungen für die Finanzierung eines Kulturprojektes. Für die Einreichungen gibt es zwei Termine: den 10. Juni und den 30. Juni 2020. Die Projekte sollen bis Ende 2020 umgesetzt werden. Das Antragformular und alle Informationen zum Projekt unter: www.kulturtreibhaus.de. Die Anträge gehen per Mail an: funke@kulturtreibhaus.de Ansprechpartnerin für die Bewerber ist Stefanie Reis vom Kulturtreibhaus; post@kulturtreibhaus.de und T. 0157/35310831 Crowdfunding: Die Lübecker können das Projekt zur Wiederbelebung der Kultur in ihrer Stadt unterstützen. Über die Crowdfunding-Plattform der Volksbank Lübeck gibt es die Möglichkeit, direkt und unkompliziert zu spenden. Infos: www.für-unsere-region.de/sh/luebeck/projekt/kulturfunke „Lübeck etwas zurückgeben“: Gefördert werde „alles, was Kultur“ ist, betont Schön. „Die einzige Auflage ist, Lübeck etwas zurückzugeben. Wir wollen die Perspektive nach vorn richten und Gelegenheit geben, hundert mal etwas Neues, neue Orte und neue Formate auszuprobieren, ohne dabei von Fragen der Wirtschaftlichkeit eingeschränkt zu sein. Mit der Förderung sind die Kosten für Durchführung, Material und den Veranstaltungsort ja bereits gedeckt.“ Der Fokus liege nicht bei der Bedürftigkeit, sondern sei auf die Autonomie der Künstler gerichtet. Großer Schaffensdrang: „Die Künstler leiden darunter, ihren Beruf nicht ausüben zu können und sind auch jenseits aller Existenzangst frustriert. Sie wollen keine Almosen, sondern Perspektiven“, sagt Stefanie Reis vom Kulturtreibhaus Lübeck, einer Initiative zur Vernetzung der Lübecker Kulturszene. Sie ist Koordinatorin der „Kulturfunken“-Initiative und hat das Konzept gemeinsam mit der Possehl-Stiftung entwickelt. Es gebe einen großen Schaffensdrang unter den Kulturschaffenden, verbunden mit dem Wunsch, den Stadtraum zu bespielen. Dramatische Verdienstausfälle: Mangelnde Auftritts- und Präsentationsmöglichkeiten und dramatische Verdienstausfälle aber haben die so vielfältige und große Lübecker Kulturszene existenziell getroffen – die Hilfen von Land und Bund greifen in vielen Fällen nicht und nicht in ausreichendem Maß. Max Schön stellt eine „relative Kulturferne“ in Deutschland fest. „Das zeigt sich dann, wenn die Bundesregierung zeitgleich an einem Tag neun Milliarden Euro Corona-Krisenhilfe für eine Luftfahrtgesellschaft und 20 Millionen Euro für die Kultur in ganz Deutschland bereitstellt.“ Und in Schleswig-Holstein habe gerade die freie Kultur im Vergleich zu anderen Bundesländern nur eine schwache Lobby. „Kulturfunke“ der Possehl-Stiftung für freischaffende Künstler: Diese Lücke in der Unterstützung vor allem für die freischaffenden Künstler will die Possehl-Stiftung mit dem „Kulturfunken schließen“ und damit auch neue Räume und Wege eröffnen, die Kunst wieder an ein Publikum zu bringen. Die Stiftung hat seit dem Lockdown bereits mehrere Kultur-Projekte in Lübeck finanziell unterstützt. „Die Ideen sind da, und sie sind vielfältig“, sagt Max Schön. Gerade hat er die Finanzhilfe für einen Open-Air-Kultursommer im Naturbad Falkenwiese mit seiner Unterschrift bewilligt: Tilo Strauß von Slam A Rama plant für Juni/Juli vier Events im Naturbad mit Poetry Slam, Lesebühne, Musik und Neuem Kabarett. „Wir brauchen die Bühne“: Strauß hat die Open-Air-Veranstaltung bereits durchgeplant und organisiert, jetzt ist sie auch realisierbar – ein kräftiger Hoffnungsfunke. „Vor dem Hintergrund der Krise sind wir alle in der gleichen Situation sagt der Initiator des Poetry-Slam in Lübeck. „Uns fehlen seit dem 10. März jegliche Auftrittsmöglichkeiten, und unter den Bedingungen eines Hygienekonzepts rechnen sich viele Veranstaltungen wirtschaftlich nicht.“ Mit der Zündung des „Kulturfunken“ der Possehl-Stiftung könne Kultur nun wieder sichtbar werden: „Wir brauchen den Kontakt zum Publikum, wir brauchen die Bühne – nur so funktioniert die Kunst.“ Lesen Sie auch: Interview mit Max Schön zu Kulturhilfen in der Corona-Krise Lübecker Künstler gehen ins Netz Wenn die Hilfen nicht ankommen Wann hilft Lübeck den Künstlern? Lübeck: Kultur in der Krise Cinestar Kino Stadthalle in Lübeck öffnet wieder Nordische Filmtage Lübeck sollen „live und real“ stattfinden Lübecker Orchester-Mitglieder überraschen mit Live-Auftritten Lübecker Künstler stellen wieder in der Galerie Artler aus Von Regine Ley

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