Projekt will mehr legale Fläche für Graffiti in Lübeck

Der Mix aus knalligen Farben bildet einen schönen Kontrast zum grauen Herbstwetter. Wahre Kunstwerke schaffen junge Graffiti-Sprayer auf dem Spielplatz „Auf der Kuppe“ in Moisling. Abstrakte, fantasievolle Figuren, fette 3-D-Schriftzüge – und das alles völlig frei. Die Sprayer können hier ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Und das ist legal. Für die Graffiti-Flächen hat sich das Jugendzentrum Burgtor eingesetzt. Jugendzentrum bietet legale Flächen für Sprayer: Seit 2015 hat das Jugendzentrum unterschiedliche Flächen wie die Marienbrücke und die Straßenbrücke Ivendorf zum legalen Sprayen mit der Stadt und dem Brückenbauamt ausgehandelt. Außerdem gab es einige Projekte: So wurde der Toilettencontainer an der MuK im April besprüht. Und nun sind die drei Graffitiwände auf dem neu eröffneten Spielplatz an der Reihe. Projekt in Planung: Kunst im öffentlichen Raum: Darauf aufbauend soll nun ein Projekt zum Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ an den Start gehen. „Das Konzept besteht aus drei Säulen“, erzählt Birgit Reichel, Bereichsleitung von Jugendamt-Jugendarbeit. So soll die Stadt weitere Flächen zum freien Sprayen bereitstellen. Auch sollen weitere Flächen für „professionell begleitete Kunstaktionen, im Sinne von Auftragsarbeiten identifiziert werden“, so Reichel. Die dritte Säule sei mehr Aufklärungsarbeit, denn „keiner will diese Schmierereien an Hauswänden“. Legales Projekt gegen illegale Sprühaktionen: Das soll der Szene einen Ort geben, an dem die Sprayer ihr Hobby legal ausleben können, um illegalen Sprüh-Aktionen vorzubeugen. „Es geht um die Kanalisierung der Szene und darum, die künstlerische Ausdrucksform zu konzentrieren“, sagt Reichel. Das geschehe in der Hoffnung, dass illegale Aktivitäten zurückgingen. „Bundesweit wurden damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt Reichel. „Außerdem sehen Graffiti nicht nur schön aus, sondern werden meist auch nicht überschmiert. So bieten sie also gleichzeitig auch noch einen Schutz vor illegalen Schmierereien.“ Sprayer schätzen legale Flächen: „Seit die Marienbrücke zum Sprühen freigegeben wurde, kommen auch viel mehr Sprayer aus anderen Städten nach Lübeck“, sagt Tau (18). Gerade im Sommer sei die Brücke ein beliebter Treffpunkt. „Hier können wir uns legal verewigen“, sagt der junge Sprayer. Er ist gern an der Marienbrücke. „Dort läuft meistens gute Musik und ich treff viele Leute, die ich kenne. Und wir sind nicht vom Wetter abhängig, ist ja überdacht.“ Die Brücke sei „so eine Art Schnittstelle“ zwischen dem Jugendzentrum und der Sprayerszene. Zu wenig freie Flächen für Graffiti: Die Legalisierung von Flächen wird von der Sprayerszene offenbar gut aufgenommen. „Trotzdem ist es schade, dass die Graffiti so schnell übersprüht werden, weil wir nur so wenige legale Flächen haben“, sagt Tau. „Es gibt innerhalb der Szene eine Art Kodex. Wir haben Respekt voreinander. Und bevor wir ein Graffiti übersprühen, schauen wir, dass wir nicht grade die neusten und aufwendigsten dafür aussuchen.“ Das ist aber nun mal schwierig, weil so viele Sprayer ihre Kunst dalassen wollen.“, erzählt Tau.Der „harte Kern“ der Szene bestünde wohl aus etwa 20 bis 30 Sprayern im Alter von 15 bis 45. Modern sei es, seinen Künstlernamen zu sprayen und sein Motiv zu verbreiten. Das sei das Wiedererkennungsmerkmal der Street-Art-Künstler. Sprayerszene leidet unter Vorurteilen: Obwohl die Graffiti schon vor Jahren als Kunstform anerkannt wurden, hat die Szene mit Vorurteilen zu kämpfen. Zu stark ist die Verbindung zu illegalen Schmierereien. Für deren Entfernung müssen die Stadt oder Anwohner große finanzielle Mittel aufbringen. Dieser Aufwand, so hofft Reichel, soll durch mehr legale Flächen zurückgehen. Auch das sei ein Ziel des Projekts. „Und“, merkt Reichel an, „am richtigen Ort machen Graffiti das Stadtbild bunter und werten es auf.“ Weitere Brücke soll für Sprayer geöffnet werden: Der Fachbereich Kultur und Bildung hat jetzt eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Die soll zunächst zusammentragen, welche unterschiedlichen künstlerischen Aktivitäten im öffentlichen Raum es bereits in Lübeck gibt. Neue Ideen müssen dann mit weiteren Partnern und Interessierten gemeinsam entwickelt und ein entstehendes Konzept „Street Art“ auch in den Gremien der Stadt diskutiert und entschieden werden. Fest steht allerdings schon jetzt, dass demnächst eine weitere Brücke zum legalen Sprayen geöffnet wird. Welche das sein wird, möchte Reichel noch nicht sagen. „Das soll schließlich eine Überraschung bleiben.“ Lesen Sie auch: Mosaik im Jugendzentrum Burgtor restauriert Banksy – das Phantom der Graffiti-Szene Street-Art auf Asphalt Das Graffiti-Treppenhaus in der Hartengrube Graffiti-Kunst im Treppenhaus verschwindet Vandalismus: Graffiti-Schmierereien in Lensahn Von Danya Giesenberg

Jugendkultur - Projekt in Lübeck: Mehr legale Fläche für Graffiti