Rassistische Türsteher? A 1 Discothek in Lübeck lässt dunkelhäutige Menschen nicht rein

Er wollte nur ein bisschen feiern. Darin Hungerford stand vor etwa zwei Wochen mit vier Freunden in der Schlange vor dem Musikpark A 1 in Lübeck. Doch kurz vor der Tür war Schluss. „Ich habe schon im Gesicht des Türstehers gesehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist“, sagt der US-Amerikaner, der für ein halbes Jahr in Deutschland beim Kieler Football-Verein „Baltic Hurricanes“ spielt und nicht besonders viel deutsch versteht. „Mein deutscher Freund sagte mir dann, dass wir nicht reinkommen. Ich wollte diskutieren, aber der Türsteher sagte: ,Heute nicht. Keine Diskussion.’“ „Es war mir megapeinlich“: Auch wenn der Türsteher keinen Grund angegeben hat, ist sich Niclas Lehmann, der auch dabei war, ziemlich sicher, woran es lag. „Voll war es nicht. Die anderen Gäste hinter uns sind problemlos durchgelassen worden. Zwei von uns haben schwarze Haut, das war das Problem“, sagt der 22-Jährige aus Timmendorfer Strand. „Ich habe auch viele türkische Freunde, die mir sagen, dass sie keine Chance auf Einlass im A 1 haben. Dabei haben sie nie etwas Blödes gemacht. Dass das auch US-Amerikanern passiert, hätte ich nicht gedacht. Es war mir megapeinlich.“ Mehr lesen: Mehr Betroffene von Sexismus und Rassismus suchen Hilfe Auch Timothy Speckman hat schlechte Erfahrungen mit dem Musikpark A 1 gemacht. Der 38-Jährige gehört zum Trainerstab der Footballmannschaft der Kiel Baltic Hurricanes, früher war er bei den Lübeck Cougars. „Ich persönlich bin bisher in jeden Club reingekommen. Ich bin zwar US-Amerikaner, aber ich habe weiße Haut“, sagt Speckman. „Ich habe mit einigen meiner Spieler versucht, ins A 1 zu kommen – keine Chance. Sie haben schwarze Haut, da ging nichts.“ A 1-Betreiber sagen nichts zu den Vorwürfen: Auf der Internetseite des A 1 sind die Einlasskriterien klar definiert. Ein gepflegtes Erscheinungsbild, passende Kleidung für einen modernen Club, eine positive Ausstrahlung, eine freundliche und friedliebende Mentalität und ein Mindestalter von 18 Jahren. Auf die Frage, gegen welche Regel Darin Hungerford und seine Freunde verstoßen haben, gibt es von Seiten der A 1-Betreiber keine Auskunft. Die Betreiber kennen die Vorwürfe der diskriminierenden Einlasspraxis, wollten dazu allerdings keinen Kommentar abgeben. Auch der Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe wollte sich zum Thema „rassistischer Einlasspraxis“ nicht äußern. „Generalverdacht ist keine schöne Lösung“: „Menschen unter Generalverdacht zu stellen, ist keine schöne Lösung, um für Ordnung zu sorgen“, sagt Oliver Böhme, der 13 Jahre lang als Geschäftsführer der Disko „Parkhaus“ in Lübeck tätig war. „Wir haben erstmal jeden rein gelassen. Aber wenn jemand auffällig wurde, haben wir natürlich eine zero-tolerance-Politik gefahren.“ Dass auch Ausländer in seinem Club für Streit gesorgt haben, will Böhme nicht verneinen. „Besonders nach 2015, als so viele Geflüchtete nach Deutschland kamen, gab es Probleme. Wir haben präventive Plakate in unserem Club aufgehangen wie ,NO MEANS NO’. Wenn wir einen gesehen haben, der sich nicht dementsprechend verhält, haben wir durchgegriffen.“ Mehr lesen: Bestsellerautor John Grisham über Rassismus Böhme wurde deswegen auch oft vorgehalten, rassistisch zu sein. „Mit der Nazi-Keule kamen schon einige. Aber das war mir egal. Wenn sich jemand schlecht benimmt, fliegt er raus. Egal, welche Hautfarbe er hat.“ Dass Menschen aus einer bestimmten Bevölkerungsgruppe häufiger Streit machen als andere, glaubt Böhme nicht. „Ich weiß, dass viele Diskotheken nur eine gewisse Anzahl von ausländisch aussehenden Menschen in den Club lassen, weil sich die deutschen Gäste beschweren. Die deutschen Discogänger sind da ein bisschen empfindlich. Dabei sind Quoten der Gipfel des Rassismus!“ Darin Hungerford hat bisher keine weiteren rassistischen Erfahrungen in Deutschland gemacht. Deswegen wundert er sich auch so sehr über den Vorfall an der Tür des A 1. „Ich war total geschockt. Wir haben das Jahr 2019, ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas noch gibt“, sagt der 22-Jährige. „Ich hatte das Gefühl, dass es im A 1 ganz normal ist, Menschen wegen ihrer Hautfarbe nicht hereinzulassen.“ Mehr lesen: Neue Arielle-Besetzung löst Rassismus-Debatte aus Eine Sache hat Darin Hungerford ganz besonders nachdenklich gemacht. „Das Witzigste ist, dass der Türsteher auch nicht gerade aussah wie ein typischer Deutscher. Wahrscheinlich wäre er in seinen eigenen Club nicht reingelassen worden. Verrücktes Deutschland!“ Hannes Lintschnig

St. Lorenz Nord - Rassistische Türsteher? Vorwürfe gegen A 1 Musikpark