Recycling: An der TH Lübeck startet Labor für Innovatives Bauen

Eigentlich sind es für ihn „olle Kamellen“, wie man umgangssprachlich sagen könnte. Denn Helmut Offermann, Professor im Fachbereich Bauwesen der TH Lübeck, beschäftigt sich mit dieser Thematik seit Jahrzehnten. „So war ,Recycling von Bauschutt’ vor 33 Jahren schon mein Promotionsthema“, sagt der Diplom-Ingenieur, „aber bei der Umsetzung dieser Idee sind wir heute leider noch nicht viel weiter.“ Labor-Konzept im Konvent der TH Lübeck vorgestellt: Deshalb soll die Wiederverwertbarkeit von Materialien nun auch ein zentrales Thema des neuen „Labors für Innovatives Bauen“ werden. „Wir haben das Konzept dazu in der vergangenen Woche im Konvent vorgestellt“, sagt Offermanns Kollegin, Prof. Petra Mieth. Sie ist Expertin in Bauwirtschaft und Baubetrieb. Einen Ort für ihre Einrichtung, die sich also mit dem zweiten Leben von Baustoffen und dem Recycling im Hoch- und Tiefbau befassen wird, haben sie mit Halle 3 und der dort ansässigen Materialprüfanstalt (MPA) bereits auf dem TH-Campus gefunden. Die beiden Fachleute wollen den Fokus auf einen verantwortungsvollen Umgang mit immer knapper werdenden Rohstoffen im Baugewerbe lenken. „Denn von allen Wirtschaftszweigen fallen auf den Baustellen die meisten Abfälle an. Deshalb müssen wir die Chancen zur Wiederverwertung unbedingt nutzen. Wenn wir ressourcenschonend bauen wollen, müssen wir uns auch über die Lebensdauer von Baustoffen Gedanken machen“, betont Offermann. Zementherstellung: Acht Prozent aller globalen Treibhausgas-Emissionen: Die jetzige Bauweise weltweit sei durch Zement und Stahl geprägt. Dass sich dies auch in der Klimabilanz widerspiegelt, wundert nicht. So entstehen allein rund acht Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen bei der Zementherstellung. Der Wunsch nach neuen Baustoffen sei dabei jedoch nur eine Seite der Medaille, das Deponieren eine andere. „Regionale Baustoffe, die aufbereitet werden, könnten der Weg in die Zukunft sein. Dazu müssen Bauherren bewusst regionale Baustoffe wählen und Baustoffhersteller trennbare Stoffe anbieten”, sagt der TH-Professor. Die Doppelspitze in der Laborleitung möchte nach eigenem Bekunden mit der Neugründung ein Statement setzen. „Denn personell werden wir dadurch erst mal keine Aufstockung bekommen; wir sehen das Labor für innovatives Bauen eher als gemeinsame Plattform, als eine Art Fachgruppe für Kolleginnen und Kollegen sowie für Studierende“, kündigen sie an. Entsprechend soll hier auch die Lehre aller Bachelor- und Masterstudiengänge des Fachbereichs Bauwesen unterstützt werden. Virtuelle Begehungen eines geplanten Bauobjektes: Im Labor werden daher den Studentinnen und Studenten zur Visualisierung von Bauaufnahmen, des Designs und der Baurealisation als Ausstattung unter anderem leistungsfähige Notebooks sowie VR- und AR-Brillen für virtuelle Begehungen eines geplanten Bauobjekts zur Verfügung stehen. Und für die Digitalisierung von Messdaten gibt es Drohnen mit verschiedenen Messsystemen und professionelle Laserscanner. Lesen Sie auch Nach Urteil in SH: Studenten dürfen bei Online-Prüfungen gefilmt werden Lübeck: Hochschulen Teil des Kunstprojekts Inside Out TH-Sensoren kontrollieren Raumklima im Holstentor Viel Raum soll zukünftig ebenfalls das Thema Baumanagement einnehmen. „Wir kommen beide von Baustellen“, sagt Petra Mieth, „und wissen daher, wie dort kommuniziert wird und wo es Konfliktfelder gibt.“ Hier zu einem partnerschaftlichen Miteinander zu kommen, mache das Bauen effizienter, so die Professorin, die auch ausgebildete Mediatorin ist. Forschungsfelder haben Mieth und Offermann neben dem Digitalen auch schon identifiziert – so zum Beispiel beim ökologischen Bauen unter anderem den Lehmbau sowie den Strohballenbau. Sonderschau auf der „Nordbau“-Messe im September: Wie aktuell das Thema Recycling im Hoch- und Tiefbau zurzeit diskutiert wird, ist an der Agenda der im September stattfindende „Nordbau“-Messe in Neumünster abzulesen. Auf Anregung der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen sowie vom Kieler Umweltministerium wird eine Sonderschau unter Federführung der TH Lübeck mit beispielhaften Produkten, Lösungen, Studien und Neuheiten sowie mehrere Seminare dieses Thema beleuchten. (Weitere Informationen zu den Lübecker Hochschulen finden Sie auch auf unserer Themenseite.) Von Michael Hollinde