Rückholaktion wegen Corona: So kehrten Lübecker aus Südafrika zurück

„Wir warteten bis zum Abflug in einer Abfertigungshalle, die wie tot wirkte“, erinnert sich Hiltrud Hoffmann an den einprägsamen Moment, kurz bevor sie und ihr Mann Karl am Flughafen von Kapstadt, Hafenstadt in Südafrika, in ein Flugzeug stiegen, das sie zurück nach Deutschland brachte. Das Ehepaar aus Lübeck wurde, wie Tausende andere Deutsche, im Zuge der Corona-Krise aus dem Ausland nach Hause geholt. Rückflug eine Woche vor Abreise storniert: Alles begann am 4. Februar, als Hiltrud und Karl Hoffmann nach Südafrika in den Urlaub flogen: Zunächst verbringen die zwei mehrere Wochen unbeschwert in einer Ferienwohnung von Freunden nahe der Stadt Mossel Bay. „Eine Woche vor unserem Abflug am 3. April wurde unser Rückflug storniert“, erzählt Hiltrud Hoffmann. Als der sogenannte „Lockdown“ am 27. März in Südafrika erfolgt, werden alle Flughäfen im Land komplett gesperrt. Das Ehepaar wendet sich daraufhin an das Auswärtige Amt in Deutschland – dann heißt es warten. Strenge Maßnahmen: Bei Verstoß droht Haft: Währenddessen stellen die Hoffmanns fest, wie streng die südafrikanischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind: viele Geschäfte sind geschlossen, nur acht Personen dürfen gleichzeitig in den Supermarkt, Körbe, Einkaufswagen und Warenablagen in den Geschäften werden ständig desinfiziert, überall gilt der Mindestabstand. „Was aber für uns am härtesten war: Man durfte das Grundstück nicht verlassen“, berichtet die 77-Jährige Urlauberin. Das bedeutet: Keine Strandbesuche, keine Spaziergänge – auch nicht mit dem Hund. „Man informierte uns, dass Zuwiderhandlungen mit sechs Wochen Gefängnis bestraft werden.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Maßnahmen sind vernünftig: Nach Angaben der deutschen Botschaft in Pretoria gilt die südafrikanische Ausgangssperre als eine der strengsten weltweit. Dennoch lobt Hiltrud Hoffmann: „Für die dortigen Verhältnisse sind die Maßnahmen sehr vernünftig.“ Die Rentnerin verweist vor allem auf die sogenannten „Townships“, in denen „so viele Menschen eng aufeinander hocken“. „Die strengen Maßnahmen sind wichtig, wenn man es mit solchen Massen zu tun hat“, sagt sie. Das Ehepaar Hoffmann verbrachte viele Jahre des gemeinsamen Lebens in Afrika – als Lehrer arbeiteten und lebten sie unter anderem in Kairo, Johannesburg, Lesotho und Simbabwe. Ihre Pension verbringen sie nun in Deutschland, bereisen aber noch regelmäßig ihre zweite Heimat Afrika. Reise durch verwaiste Straßen: Am Karfreitag steht dann endlich ein Zeitraum für den Abflug fest – zwischen dem 17. und 19. April soll es soweit sein. Mit Hilfe eines südafrikanischen Nachbarn füllt Hiltrud Hoffmann alle nötigen Formulare online aus. Am Sonntag, 19. April, ist es dann soweit: sie und ihr Mann treten die Abreise an. Mit dem Auto geht es zunächst rund 420 Kilometer nach Kapstadt. „Wir kamen rechtzeitig an, denn die Straßen waren fast leer“, erinnert sich Hoffmann. Auf dem Weg seien sie zudem von der Polizei kontrolliert worden. Nur eine kurze Schrecksekunde – dann ging es weiter. Am 17. März kündigtedie Bundesregierung – im Zuge des „Lockdowns“ wegen der Corona-Krise – die Rückholaktion von deutschen Staatsbürgern aus dem Ausland an. Laut Auswärtigen Amtwurden bis heute rund 240 000 Reisende zurückgebracht. Aus Südafrikawurden knapp 15 000 Menschen evakuiert. An den 20 Charterflügen der Bundesregierung haben 4500 Deutsche und mehr als 1200 andere EU-Staatsangehörige teilgenommen. Die Rückholflüge hat das Auswärtige Amt gemeinsam mit den Auslandsvertretungen durchgeführt. Zuvor wurden Reisende ohne eigene Rückkehrmöglichkeit dazu aufgerufen, sich auf der Internetseite www.rueckholprogramm.de zu registrieren. Der letzte Flug ist am 24. April, in Deutschland gelandet. Wasser und Proviant für alle Passagiere: In Kapstadt angekommen, übernahmen Angestellte des Konsulats die Aufsicht. „Nun begann die Prozedur des Wartens“, sagt die Lübeckerin und beschreibt, wie sie und ihr Mann abwechselnd spazieren gingen, um sich die Zeit zu vertreiben. „Man merkte, dass wir recht abgeriegelt waren und Polizeiautos an bestimmten Stellen standen.“ Sie lobt jedoch auch, dass alle wartenden Passagiere Wasser und Proviantpakete erhielten, da es nicht möglich war, in Kapstadt etwas zu besorgen. „Als es endlich losging, durften Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen über 70 als erstes durch die Passkontrollen.“ Zudem wird jeder Einzelne auf das Coronavirus untersucht. Hoffmann ist begeistert: „Über 300 Passagiere durchzuschleusen war wirklich eine tolle Leistung des deutschen Konsulatpersonals.“ Warten in einer „Geisterhalle“: Mit Bussen wurden die Rückkehrer dann zum Flughafen gebracht, wo sie noch einmal zwei weitere Stunden in einer leeren „Geisterhalle“ warten mussten. „Es war nicht ein Geschäft geöffnet“, erinnert sich Hoffmann. Gemeinsam mit ihr und ihrem Ehemann betraten nicht nur Deutsche, sondern auch Spanier und Schweden das Flugzeug, das schließlich alle heil nach Frankfurt brachte – sogar eine Stunde früher als geplant. Nach 32 Stunden endlich in Lübeck: „Mit dem ICE fuhren wir nach Hamburg, von dort weiter per Zug nach Lübeck und landeten nach etwa 32 Stunden erschöpft in unserer Wohnung“, berichtet Hoffmann noch heute voller Erleichterung über die glückliche Ankunft. Sie fügt dankend hinzu: „Dort überraschten uns liebevolle Nachbarn mit einem Korb voll Nahrungsmitteln.“ „Mit der Organisation waren wir zufrieden“: Während des Lockdowns in Südafrika und der Rückholaktion habe sie sich gut aufgehoben gefühlt, sagt Hiltrud Hoffmann abschließend. Durch regelmäßige E-Mails von der deutschen Botschaft seien sie und ihr Mann stets über alles Wichtige informiert worden. Die Lübeckerin lobt: „Mit der Organisation waren wir wirklich sehr zufrieden.“ Lesen Sie auch: Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Gottesdienste, Museen, Spielplätze: Diese Lockerungen soll es geben Schleswig-Holsteins Kitas sollen schrittweise geöffnet werden Jetzt gilt die Maskenpflicht: Wo kann man sie in Lübeck noch kaufen? Lübecks Friseure freuen sich auf die Wiedereröffnung am 4. Mai Nur noch sieben Infizierte: Ist Lübeck bald Corona-frei? Schleswig-Holstein strebt Gottesdienste ab 4. 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