Schüler, Busse und Corona: Flensburg ist schon weiter als Lübeck

Als ihr klar wurde, dass volle Busse zum Schulbeginn und -ende zum Problem würden, griff Ellen Kittel, Fachbereichsleiterin für Bildung, Sport und Kultur in Flensburg, zum Telefonhörer. Sie brachte die Schulleitungen aller weiterführenden Schulen und die Schulaufsicht des Landes zusammen und nahm auch Kontakt zum kommunalen Busunternehmen auf. In Lübeck gibt es eine solche Initiative bisher nicht. Nach den Herbstferien wird es noch voller: Kittel geht davon aus, dass die Busse nach den Herbstferien noch voller werden, wenn nichts unternommen wird: „Viele, die bisher Rad gefahren sind, kriegen dann die Monatskarte in die Hand.“ Bei den Gesprächen gehe es vor allem um Schulanfangszeiten, erklärt sie – und darum, wo es sinnvoll ist, sie auch zwischen den Schulen zu koordinieren. „Das ist ein großes Puzzle“, erklärt Kittel. Neue Probleme, neue Wege: Die Teile dafür liegen jetzt auf ihrem Schreibtisch: Jede Schule hat aufgeschrieben, was sie verändern kann und was sie dafür braucht. „Wenn ich einen einzelnen Bus mehr brauche“, sagt Kittel, „den kriege ich, denn die Busunternehmen, die gerade nicht fahren können, die gibt es ja.“ Bis zum Schulbeginn nach den Herbstferien will Kittel eine Lösung haben. „Wenn nur drei Schulen etwas ändern und wir dadurch etwas entzerren können, ist auch das schon ein Erfolg“, sagt sie. „Wenn es neue Probleme gibt, muss man neue Wege finden.“ Lübeck: „Wir können nur reagieren“: In Lübeck ist bisher nur eins klar: Der Stadtverkehr stellt keine zusätzlichen Busse bereit. Die Stadt sieht sich darüber hinaus nicht gefordert. „Die Schulen geben uns vor, wann sie mit dem Unterricht beginnen“, sagt Sprecherin Nicole Dorel. „Die Schulleiter sind nicht unsere Angestellten, das sind Landesbeamte. Wir können nur reagieren auf das, was die entscheiden.“ Land: „Das muss vor Ort geregelt werden“: Das Land will in dieser Sache auch nicht von sich aus tätig werden. Wenn es einen Bedarf gebe, müsse das Vorgehen vor Ort geregelt und koordiniert werden, sagt David Ermes, Sprecher des Bildungsministeriums in Kiel: „Wir sind nicht die, die denen sagen: Ihr setzt euch jetzt alle an einen Tisch!“ Schüler fahren mehr Fahrrad: In Lübeck betrifft das Problem vor allem die Innenstadt. Auf der Altstadtinsel liegen vier der sieben städtischen Gymnasien und die Geibel-Gemeinschaftsschule. Wulfila Kangastie, Schulleiter der Geibel-Schule, sagt, dass seit dem Ende der Corona-Schulschließung viel mehr seiner Schüler mit dem Fahrrad kämen als zuvor: „Die Fahrradständer reichen nicht aus, wir haben richtig Parkplatzprobleme auf dem Schulhof.“ Ob das im Winter so bleiben wird, kann Kangastie aber nicht sagen. Gespräche zwischen den Altstadtschulen über eine Koordinierung der Anfangs- und Schlusszeiten gebe es bisher nicht. „Ich stelle mir das schwierig vor, die kriegt man gar nicht komplett entzerrt.“ „Da müsste man eine Taskforce gründen“: Auch für Frank Poetzsch-Heffter, den stellvertretenden Schulleiter des Katharineums, scheint eine schulübergreifende Lösung nicht in Sicht: „Da müsste man eine richtige Taskforce gründen. Das müsste jemand in die Hand nehmen, und das müsste der Schulträger sein“, sagt er. „Da sehe ich aber nicht, dass er die Ressourcen dafür hat. Praktikabler wäre es, für alle Schulen sicherzustellen, dass nicht alle Schüler zur ersten Stunde kommen.“ Lesen Sie auch Verdi Warnstreik Öffentlicher Dienst: 100 Lübecker auf dem Markt Gesundheitsamt Lübeck: Das müssen Reiserückkehrer wissen Lübeck: MuK-Brücke wird wieder eingesetzt - Straßensperrung Von Hanno Kabel