Shoppen vor dem Corona-Lockdown: Ansturm ist in Lübeck ausgeblieben

Trotz der Appelle, zuhause zu bleiben, haben viele Menschen am Sonnabend in Lübeck letzte Weihnachtseinkäufe gemacht. Auch im Luv-Center und im Citti-Park nutzten die Besucher den möglicherweise letzten Tag vor dem Lockdown zum Shoppen. Trotz der Besucherströme zeigten sich die Menschen diszipliniert und achteten die Sicherheitsabstände. Geschäfte achten auf Sicherheitsabstände: Josephine Franke ist eine der ersten Shopping-Besucherinnen in der Innenstadt. „Ich bin früh gekommen, weil ich schnell wieder weg sein will“, sagt die 21-Jährige, die ein Weihnachtsgeschenk gekauft hat. Für wen, will sie nicht verraten: „Es ist für jemanden, der die LN liest.“ Auch Kirsten Herold ist in der Breiten Straße unterwegs. „Ich habe Geschenke gekauft“, sagt die 33-Jährige. „In den Geschäften kann man gut Abstand halten, es ist nicht überfüllt. Darauf wird gut geachtet“, so das Fazit der Mutter, die mit Nikan (1) unterwegs ist. Geschäftsinhaber: „Uns fehlen die Touristen“: Tee Gschwendner in der Königstraße ist von einer Schließung vermutlich nicht betroffen. Inhaber Harald Maiers (37) kann sich dennoch nicht freuen. „Einerseits ist eine Schließung notwendig, andererseits haben wir wenig davon, wenn die Städte leer sind“, sagt Maiers. „Eigentlich habe ich schon fast alles“, sagt Kundin Gerlind Flörke (52) aus Lübeck, die noch schnell etwas Tee kauft. „Uns fehlen die zwei Millionen Touristen, die unsere Stadt zur Weihnachtszeit besuchen“, sagt Tanja Albrecht (50) von der Lübecker Bonbon-Manufaktur in der Königstraße. Es nütze ihr wenig, wenn ihr Laden von einem Lockdown nicht betroffen sei. „Sollten wir öffnen dürfen, hätte ich womöglich einen Kunden am Tag“, so Albrecht. Mehr Kunden als sonst: Bärbel Laser (60) und Janine Buller (45) sind aus Rostock angereist. Die beiden Freundinnen loben die Lübecker: „Sie sind nett und diszipliniert“, so Laser und Buller, die noch schnell Weihnachtsgeschenke kaufen. Betten Struve hat keine Platzprobleme. „Unser Geschäft ist groß genug“, sagt Geschäftsführer Leif Ginat. „Wir merken, dass heute mehr Kunden gekommen sind als sonst“, sagt Ginat. Froh ist er dennoch nicht. „Bedrückend ist die Kostenseite georderter Waren, die bis Weihnachten nicht verkauft werden“, so Ginat. „Für viele Einzelhändler spielt der Weihnachtsverkauf eine entscheidende Rolle des Gesamtjahresumsatzes.“ Kein Ansturm in den Einkaufszentren: Im Citti-Park scheint mehr los. „Von den 2800 Plätzen in unseren Parkhäusern sind 70 Prozent belegt“, sagt Citti-Manager Sascha Warnken. Die Rolltreppen sind voll, aber die Kunden zeigen sich diszipliniert. „Das ist heute vielleicht der letzte Tag, um noch etwas für Weihnachten einzukaufen“, sagt Janine Richter (36) aus Selmsdorf. Theresa Ramm (29) ist Fililalleiterin bei Camp David im Citti-Park. Der Laden bietet Rabatte bis zu 70 Prozent. „Es sind viele Kunden gekommen, ein Ansturm ist es aber nicht“, sagt Ramm. Lesen Sie auch: Wegen Corona, für die Kultur: 250 Demonstranten in Lübeck Hilfe im Advent Lübeck: Musik ist systemrelevant LN-Aktion Weihnachtspost in Lübeck: ePunkt sammelt Briefe für Senioren Lübeck-Management: „Der Einzelhandel ist nicht zufrieden“: Von der Stadt Lübeck gibt es keine zusätzlichen Maßnahmen an diesem Sonnabend. „Alle verfügbaren Einsatzkräfte sind im Dienst“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. Nach den Worten von Olivia Kempke, Chefin des Lübeck-Managements, seien die Händler mit dem Sonnabend „nicht zufrieden.“ Insgesamt sei der Dezember schleppender als die Vormonate gewesen. Zufrieden hingegen lässt sich Aleksej Kling (47) mit einer vollen Einkaufstasche in der Hand durch die Stadt treiben. „Ich habe einfach befürchtet, in der kommenden Woche nicht mehr einkaufen zu können.“ Von Rüdiger Jacob