Sicher durch den Lübecker Masken-Dschungel: Kennen Sie die Regeln?

Sonnabendvormittag in der Stadt. Die meisten Menschen tragen einen Mund- und Nasenschutz. Einige von ihnen haben den LN im Rahmen einer kleinen Straßenumfrage erklärt, wo und wann sie die Maske aufsetzen. Allerdings scheinen nur die wenigsten zu wissen, wo genau die Maskenpflicht besteht. Fast jeder Befragte nimmt die Hinweisschilder nicht wahr. Nicht alle Straßenzüge betroffen: Fred Kaminski gönnt sich auf einer Sitzbank auf dem Markt ein Päuschen. Hier nimmt der Mann aus Bad Schwartau die Maske ab. „In der Stadt trage ich sie immer“, sagt der 66-Jährige. Er glaubt, die Maskenpflicht umfasst die gesamte Innenstadt. „Dass nicht alle Straßenzüge davon betroffen sind, wusste ich nicht“, sagt Kaminski. So geht es auch Christian Peters (52) aus Lübeck. An einer Ampel an der Untertrave in Höhe der Beckergrube überquert er die Straße – ohne Maske. Ein paar Meter weiter zückt er sie aus der Tasche, glaubt, den Mund- und Nasenschutz bereits am Beginn der unteren Beckergrube tragen zu müssen. Aber das muss er nicht. Maskenpflicht besteht an dieser Stelle in der Stadt erst ab Höhe Fünfhausen. „So genau wusste ich das nicht“, sagt Peters. „Schilder habe ich nicht entdeckt“: Erika Zank schiebt ihr Fahrrad auf einem Fußweg in der Beckergrube. Die 73-Jährige war beim Friseur. Da dort Maskenpflicht besteht, hat sie den Mund- und Nasenschutz gleich aufbehalten. „In der Innenstadt brauche ich ihn ja ohnehin“, weiß Zank. Stimmt nicht ganz, denn die gesamte Innenstadtinsel ist nicht betroffen. Für zwei Studentinnen, die maskiert die Beckergrube hinaufgehen, ist das auch neu. „Wir dachten, die Maske müsse überall in der Stadt getragen werden“, sagen sie unisono. Mit ihren beiden Kindern Teoman (7) und Minna (3) ist Jenny Sayan in der Breite Straße unterwegs. Sie trägt eine Maske, ihr Sohn auch. „Ich informiere mich über Facebook und die LN“, sagt die 34-jährige Mutter aus Lübeck, die die aktuellen Regeln kennt. Jens Prochnow ist aus Klinkrade angereist. Entspannt wartet der Feuerwehrmann auf seine Frau vor einem Brillenladen. Wie fast alle Passanten in der Fußgängerzone trägt der 48-Jährige eine Maske. „Ich kann jetzt nicht sagen, an welchen Stellen der Stadt eine Maskenpflicht besteht, aber der gesunde Menschenverstand gebietet es, überall in der Stadt eine Maske zu tragen“, sagt Prochnow. Ob ihm eines der Hinweisschilder zum Beachten der Corona-Regeln aufgefallen ist? „Nein, Schilder habe ich nicht entdeckt“, sagt Prochnow. Und das scheint auch einer der Gründe zu sein, warum viele Lübecker an jenen Stellen in der Stadt Masken tragen, obwohl keine Maskenpflicht besteht. Fehlen bessere Schilder? So geht es auch Jürgen Brandt. Der 68-Jährige ist an der Untertrave unterwegs, und trägt einen Mund- und Nasenschutz. „Das mache ich immer, wenn ich in der Stadt unterwegs bin“, sagt Brandt. „Schilder mit einem klaren Hinweis, dass ab hier die Maskenpflicht beginnt, habe ich bislang nicht gesehen“, so Brandt. In der Tat gibt es sie, die Hinweisschilder. Überall dort sind sie angebracht, wo die Maskenpflicht beginnt. An der Puppenbrücke zum Beispiel. Doch viele Menschen passieren die Brücke ohne Maske. Wie Jürgen Brandt es sagt, fehlen den Schildern deutlichere Hinweise in großer Schrift. Hinweise, die unmissverständlich klar machen: Ab hier besteht Maskenpflicht! Maskenfreier Snack in der Fußgängerzone: Dagmar Gaal, eine Mutter, aus dem bayerischen Memmingen macht an der Ostsee eine Kur. Sie und ihre Kinder Ida (6) und Marta (4) halten an der Ecke Breite Straße/Mengstraße für einen schnellen Imbiss mitten in der Fußgängerzone inne – das ist ohne Maske erlaubt. Zwar kennt die 38-Jährige die speziellen Regeln nicht. „Für mich ist es aber selbstredend, in der Stadt eine Maske zu tragen", sagt sie. Aber: Ein deutliches, unmissverständliches Hinweisschild habe auch sie nicht entdecken können. Von Rüdiger Jacob