So klingt das erste Album von Ilja Ruf: Ein klingendes, swingendes Poesiealbum

Die Zeiten, als sich Söhne und Töchter von künstlerisch erfolgreichen Eltern krampfhaft absetzen wollten, weil die Alten ihnen tyrannisch, dominierend und auch ein wenig peinlich erschienen, sind vorbei. Väter und Mütter dürfen wieder als Vorbilder herhalten. Ein glänzendes Beispiel hierfür ist der Lübecker Musiker Ilja Ruf. Er ist ein junges Multitalent, ein exzellenter Klarinettist wie sein Bruder Ivo, dazu ein einfallsreicher Pianist und frecher Sänger, zuhause im klassisch-ernsten wie im unterhaltsamen Jazz- und Pop-Idiom, seit kurzem Student an der Popakademie in Mannheim. Ilja Ruf über seine Musik: „irgendwo zwischen Jazz und Pop“: Er ist noch keine 20 Jahre alt, deshalb nennt Ruf sein erstes Soloalbum „Ilja_19“. Am Karfreitag, also heute, soll es erscheinen und enthält doch keine Klage- und Passionsmusik, sondern jugendfrisches Klangmaterial „irgendwo zwischen Jazz und Pop“, wie er selbst sagt. Am Ostersonntag spielt Ilja Ruf mit Katharina Schwerk und Michèl von Wussow, die sich beide als Singer/Songwriter bezeichnen, ein Live-stream-Konzertim ehemaligen Eden-Kino in Lübeck, bei dem er Teile des Albums „Ilja_19“ vorstellt: ab 19 Uhr auf dem Youtube-Kanal von Bernd Ruf übertragen: https://youtu.be/GCTAarGsmOw Mehr Infos auch zur Unterstützung des Albums unter www.ilja.ruf.de. Wer die Albumproduktion unterstützen will, kann dies unter der Internet-Adresse www.startnext.com/cd-produktion-ilja19 Einen Song aus dem Album („Living my life“) gibt es unter www.youtube.com/watch?v=PzHnWDZndyY Vermutlich ist es ihm nicht unangenehm, wenn man zunächst auf seinen Vater zu sprechen kommt. Bernd Ruf hat sich als übertalentierter Tausendsassa einen Namen im Musikgeschäft gemacht, in Lübeck kennt man ihn vor allem als ersten Professor für Popularmusik, Jazz, Weltmusik, Orchester-/Ensembleleitung sowie Musikwissenschaft an der Musikhochschule. Darüber hinaus hat er sich als Tango-, Klezmer-, Jazzmusiker, Dirigent und Musikkabarettist einen Namen gemacht, das GermanPops Orchestra gegründet und mit ihm eine Grammy-Nominierung erspielt. Seine gesamten Haupt- und Nebenengagements aufzuzählen, würden jeden Rahmen sprengen. Und es soll ja hier auch um seinen jüngsten Sohn gehen. Ilja Ruf hat bereits mit dem Klarinettentrio ClariNoir, an dem sein Bruder Ivo und Nikolai Gast (ebenfalls ein Lübecker Musikprofessorensohn) beteiligt sind, eine CD eingespielt, doch „Ilja_19“ ist sein erstes Soloprojekt, man könnte es auch als Poesiealbum verstehen: „Einige meiner Freunde aus Kindertagen haben besondere Momente in Fotoalben festgehalten oder in selbst geschriebenen Gedichten“, sagt er. „Ich habe mich schon in jungen Jahren für alle Arten von Musik begeistert und mich durch meine Kompositionen ausgedrückt. Also musste ich jetzt ein Album mit Liedern machen.“ Im vergangenen August schritt er im Lübecker Kolosseum zur Tat. 16 Titel ließ er dort aufnehmen, Vater Bernd Ruf wird als Produzent genannt. Lesen Sie auch In Lübeck ist ab Ostern Party: Das Superkunstfestival streamt aus zehn Clubs Raul Jaurena: Tango war sein Leben Seine englischen Texte enthalten sympathische Adoleszenz-Phantasien: „We keep flying south with the birds. No borderline or anyone can hold us back from going on”, heißt es zum Beispiel im Song „Living my life“. Nach Süden, und alle Grenzen überfliegen – die ewige juvenile Sehnsucht. Allerdings fehlt es seiner Stimme noch an Lebensspuren, sie klingt unverbraucht. Er muss ja nicht gleich den Konsum von Alkohol und Tabakwaren zu Hilfe nehmen, aber etwas mehr Schmutzränder täten dem Sound gut, wie es sein erklärtes Vorbild, der Brite Jamie Cullum, vormacht. Die reinen Klavierstücke sind kleine Suiten mit ausführlichen Improvisationen, geschult an Stars des gemäßigt befreiten Jazz-Pianos wie Michael Wollny oder Brad Mehldau. Und auch die swingenden Hard-Bop-Kaskaden des Altvorderen Oscar Peterson sind ihm geläufig. In diesen ausgetretenen Wegen will Ilja Ruf nicht stehenbleiben. „Ich bin so glücklich, dass ich die Musik, die sich über die Jahre in mir aufgestaut hat, noch vor meinem 20. Geburtstag veröffentlichen kann. Das macht mich frei für einen neuen, noch unbekannten Weg“, lässt er die Welt wissen. Von Michael Berger