So liefen die Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei in Travemünde

Auf den Straßen von Travemünde war am Sonntag reichlich los. Viele Menschen unternahmen einen Ausflug ins Lübecker Seebad. Darunter mischten sich auch Beamte des Lübecker Ordnungsamtes und der Polizei. Sie kontrollierten, ob die Corona-Regeln wie Maskenpflicht und Abstand eingehalten wurden und verwiesen auswärtige Tagestouristen des Ortes. Schilder informieren über Einreiseverbot: Seit Beginn des Lockdowns Mitte Dezember sind Nicht-Lübecker am Wochenende im Seebad verboten. Das besagt die Allgemeinverfügung der Stadt. Schilder in Travemünde weisen Besucher darauf hin. Erst Ende der letzten Woche wurde ein solches zusammen mit einer Warnbake auf dem Wanderweg am Brodtener Ufer aufgestellt. Allerdings war es bereits einen Tag später nicht mehr vorhanden – vermutlich hatten es Passanten entwendet. Hansjörg Wittern, Sprecher der Stadt Lübeck, betont: „Selbstverständlich werden wir das Schild zum nächsten Wochenende erneuern, um auswärtige Tagestouristen über das Betretungsverbbot zu informieren.“ Weil Travemünde ein Stadtteil von Lübeck ist, gilt die Allgemeinverfügung der Hansestadt Lübeck. In dem Dokument, das regelmäßig aktualisiert wird, sind die Regeln und Maßnahmen festgelegt, mit denen die Ausbreitung des Coronavirus verhindert werden soll. Demnach gelten folgende Regeln in Travemünde (Stand: 21. Februar 2021): Sonnabends und sonntags muss von 9 bis 19 Uhr an den strandnahen Plätzen eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden. Tagestouristen dürfen in der oben genannten Zeit nicht nach Travemünde. Ausnahmen gelten für Personen mit Wohnsitz in Lübeck, Dauercamper, Liegeplatz-Besitzer. Die Allgemeinverfügung gilt vorerst bis Sonntag, den 21. Februar. Eine Verlängerung der Frist ist zu jeder Zeit möglich. Wenn Sie mehr über das Coronavirus in der Region lesen möchten, finden Sie hier einen Überblick über Zahlen und weitere spannende Artikel: Corona im Norden: Der kostenfreie Zahlen-Überblick für Lübeck und Schleswig-Holstein Beamte leisteten „sehr erfolgreiche Arbeit“: Trotz der anderen Schilder in Travemünde wussten viele Einreisende am Wochenende offenbar nicht Bescheid. „Mit Unterstützung durch die Polizei hat der kommunale Ordnungsdienst zahlreiche Hinweise auf das Betretungsverbot an Auswärtige erteilt“, berichtet Wittern. Kontrolliert worden sei vor allem auf den großen Parkplätzen Leuchtenfeld, Möwenstein und Hermannshöhe. Die Beamten hätten „sehr erfolgreiche Arbeit“ geleistet. Keine Strafen oder Bußgelder verhängt: Strafen oder Bußgelder seien indes nirgends verhängt worden, so der Sprecher, weil „die angesprochenen Personen sich einsichtig zeigten“. Das bestätigte am Sonntag auch die Leiterin des Ordnungsamtes Melanie Wöhlk, die auf dem Parkplatz Leuchtenfeld vor Ort war. „Die Menschen sind alle freundlich. Sie wissen es halt einfach nicht, dass sie nicht herkommen dürfen“, sagte sie. Fahrer mit auswärtigen Kennzeichen, von denen zahlreiche versuchten auf den Parkplatz zu kommen, wies die Beamtin höflich ab und bot ihnen an, auf einen der umliegenden Küstenorte in Ostholstein auszuweichen. Das Angebot nahmen die meisten dankend an. Sie kamen von überall her: aus Hamburg, Segeberg, Soltau, Pinneberg, Göttingen oder Ostholstein. Polizeikontrolle an der B 75 kurzfristig abgesagt: Zusätzlich zu den Parkplatzkontrollen sollte es eigentlich auch eine Verkehrskontrolle durch die Polizei an der B 75 am Ortseingang geben. Diese wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Der Grund waren die Ereignisse in Flensburg: Dort hatten Demonstranten in der vergangenen Woche den Bahnhofswald besetzt, um einen Hotelneubau zu verhindern. Das Gelände musste geräumt werden, der Einsatz dauerte mehrere Tage und wurde noch am Montagmorgen fortgesetzt. „Aus diesem Grund mussten Einsatzkräfte, die für die stationäre Verkehrskontrolle in Travemünde vorgesehen waren, abgezogen werden“, erklärt Jarina Freericks, Sprecherin der Polizeidirektion Lübeck. „Stadt und Polizei setzten auf Augenmaß“: Einige übrige Polizisten waren statt an der B75 auf den sonstigen Straßen von Travemünde zu Fuß oder mit dem Streifenwagen unterwegs. Laut Freericks blieb es bei mündlichen Verwarnungen gegen Passanten. Die Beamten wiesen insgesamt 120 ortsfremde Pkw ab. Freericks betont: „Stadt und Polizei setzten auf Augenmaß, Bürgerfreundlichkeit und den Dialog mit den Menschen.“ Vorderreihe und Fähre: Maskenpflicht meist eingehalten: Auch die LN waren am Sonntag vor Ort und verschafften sich Eindrücke. Gegen Mittag war es in der Vorderreihe und auf der Promenade zwar recht voll, doch die Stimmung wirkte entspannt. Die meisten Menschen hielten sich an die Maskenpflicht. Wer ohne Bedeckung unterwegs war, wurde von Ordnungsamtmitarbeiter Thorben Schultz angesprochen. In der Regel setzten die Passanten ihre Maske nach Aufforderung bereitwillig auf, erzählte er. „Sie wollen ihre Freiheit zurück und wissen, dass sie es selbst in der Hand haben.“ An den Fähranlegern staute es sich derweil. „Es war viel los, wie überall an der Küste“, berichtet auch Gerlinde Zielke, Sprecherin des zuständigen Stadtverkehrs. „Wir vermuten, dass viele Fahrgäste von auswärts kamen.“ Dennoch hätten sich die Passagiere zumeist regelkonform verhalten. „Die Maskenpflicht wurde bis auf sehr wenige Ausnahmen eingehalten“, sagt Zielke. Auf dem Priwall sah es anders aus: Auf der anderen Seite der Bucht, auf dem Priwall, zeichnete sich dagegen ein anderes Bild ab. Viele der Strandgäste trugen keine Masken. Sie setzten diese erst hektisch auf, sobald sich Sicherheitskräfte näherten. „Oh, da kommt das Ordnungsamt, setzt schnell eure Masken auf“, rief beispielsweise eine Frau ihren beiden Begleitern zu, als sie in der Ferne die Beamten sah. Nachdem diese vorbeigegangen waren, nahm das dreiköpfige Gespann die Mund-Nasen-Bedeckungen wieder ab. Einige ortsfremde Touristen hatten den Weg an den Strand auch trotz Kontrollen gefunden. So hielt sich etwa nahe der Mole eine Familie aus Neumünster auf. „Ja, wir wissen von dem Verbot“, hieß es. Doch das sei ihnen egal. Nicht gewusst hatte es nach eigener Aussage dagegen ein Ostholsteiner, der mit seinem Wagen an einer Tankstelle hielt. Er sei doch schon am Strand gewesen, sagte er verwirrt. Lesen Sie auch Travemünde: Wetter lockt Besucher an den Strand – Auswärtige abgewiesen Lübeck: Diebstahl im Shanghai-Restaurant am Koberg - Polizei ermittelt Tödlicher Unfall bei Bad Schwartau: Notfallseelsorger helfen Feuerwehr Anwohner klagen über Missachtung der Regeln: Die Anwohnerin Anke Velo aus dem Moorredder beklagt sich über ortsfremde Autofahrer. Sie berichtet, auch am Sonnabend die Ampel an der B 75 Ecke Moorredder beobachtet zu haben. „Jede grüne Ampelphase lässt circa zehn Autos durch. Von diesen waren sechs bis sieben Autos nicht aus Lübeck“, schimpft die Travemünderin. Auch in der Lübecker Innenstadt sorgten Passanten, die sich nicht an die Corona-Regeln hielten, für Unmut. Die Lübeckerin Christine Köpsel erzählt: „Ich habe überwiegend jüngere Leute beobachtet, die in Gruppen unterwegs waren – alle ohne Maske.“ Das sei am Sonntag zwischen 15 und 16 Uhr gewesen sein. Für die kommenden Wochenenden wünsche sie sich mehr Sicherheitskräfte vom Ordnungsamt und der Polizei. „Wir können nicht alle Geschäfte wieder aufmachen wollen und dann keine Masken tragen“, sagt Köpsel. „Das ist eine Frechheit und geht so nicht.“ Von Rabea Osol/Rüdiger Wenzel/Thomas Krohn