So reagieren Theater in Lübeck Theater auf den weiteren Lockdown

Es sitzen nur wenige Musiker im Orchestergraben, auch auf der Bühne ist die Zahl der Schauspieler überschaubar. Die „Gespenstersonate“ ist coronagerecht, auch deshalb hat das Theater Lübeck die Kammeroper von Aribert Reimann ins Programm genommen. Eigentlich sollte im Januar Premiere sein, doch der Lockdown hatte die Proben im Dezember unterbrochen. Nun wurden sie wieder aufgenommen, auch wenn in den Sternen steht, wann das Stück aufgeführt werden kann. „Aber man ist ja glücklich, wenn man wieder arbeiten und künstlerisch tätig sein darf“, sagt Otto Katzameier, der in Lübeck vor zwei Jahren für seine „Rusalka“-Inszenierung bejubelt wurde. Der international gefeierte Bassbariton übernimmt in der „Gespenstersonate“ (Regie Julian Pölsler) die Rolle des Direktors Hummel. Es sei sein „absolutes Lieblingsstück“, sagt Katzameier, für den die Arbeit am Theater als Freiberufler auch finanziell wichtig ist. Für ausgefallene Vorstellungen habe das Theater für ihn Kurzarbeitergeld beantragt. Das würden nicht viele Häuser für Gastkünstler tun, sagt Katzameier. „Wir sind vorbereitet“ sagt Caspar Sawade vom Theater Lübeck: Während im Saal geprobt wird, tüftelt die Theaterleitung an einem neuen Spielplan. Wieder einmal. „Wir sind vorbereitet, etliche Stücke können sofort auf die Bühne“, sagt Theaterdirektor Caspar Sawade. Allerdings macht er sich keine Illusionen. „Einen regulären Spielbetrieb, also Theater, wie wir es vor Corona kannten“, werde es zumindest in diesem Jahr noch nicht geben. Die einzige Lösung sei die konsequente Testung. Das müsse aber auch vorbereitet und geprobt werden, deshalb wünscht er sich Testvorstellungen wie am vergangenen Wochenende in Berlin. Außerdem plant das Theater Open-Air-Vorstellungen. Lesen Sie auch LN-Sprachkolumnist Bastian Sick über haarige Zeiten Wie gut ist das neue Pudeldame-Album, Jonas Nay? „Man sollte Differenzen anerkennen“ – Interview mit der Thomas-Mann-Preisträgerin Nora Bossong Ulli Haussmann: „Jetzt sind kreative Lösungen gefragt“: Am Theater Combinale sollte es Mitte März losgehen mit der Wiederaufnahme des Stückes „Über Mütter“. Der Termin wurde auf den 7. April verschoben – aber das habe sich ja nun wohl auch erledigt, sagt Ulli Haussmann. Jetzt visieren sie den 23. April an mit „Cocktails“. Die verlängerte Zwangspause nutzen die Schauspieler für die Vorbereitung neuer Stücke schon für die nächste Spielzeit. „Wenn man nur abwartet, dreht man ja durch“, so Haussmann. Er habe Verständnis für die Situation, aber jetzt seien „kreative Lösungen“ gefragt. Und die könnten so aussehen: „In Lübeck gibt es verschiedene Teststationen, die auch abends geöffnet haben. Man lässt sich testen, bekommt das Ergebnis aufs Handy und kann unter Hygieneregeln ins Theater oder ins Restaurant gehen.“ „Kopf nicht hängen lassen und flexibel bleiben“: Beim Theater Fund:us sind die theatralen Projekte erst mal nach hinten gerückt. Derzeit werde an „Alte Meister, neue Meister“ gearbeitet, einer „Kulturfunke“-Aktion am 1. April auf dem Rathausplatz, sagte Nicola Reinitzer. Dabei können sich Bürger vor einer Leinwand fotografieren lassen und Teil von Klassikern wie Leonardo da Vincis „Abendmahl“ werden. Die Ergebnisse sollen als große Banner ab dem 29. Mai für vier Wochen im Bereich um die Marienkirche zu sehen sein. Im Juni sind zudem Dreharbeiten für „Der Coronaffe“ geplant, ebenfalls ein „Kulturfunke“-Projekt. „Ansonsten üben wir uns darin, den Kopf nicht hängen zu lassen und flexibel zu bleiben“, sagt Nicola Reinitzer. Und sie seien „extrem dankbar“ für die Förderung der Stadt und der Possehl-Stiftung. Dank ihnen kämen sie durch die Pandemie. Vertröstungen gehen an die Substanz: Im Theater am Tremser Teich wird derzeit noch geprobt. Sie hoffen, Ende Juni, Anfang Juli mit „Der Fischer & seine Frau“ wieder draußen im Strandsalon spielen und dann im Herbst oder Winter in die Normalität zurückkehren zu können, sagt Wolfgang Gottschlich. Das sei zumindest das Vorhaben, von Planung könne derzeit ja keine Rede sein. Die Reihe von Vertröstungen und Enttäuschungen gehe an die Substanz. „Psyche, Mentalität, Engagement – das leidet schon alles sehr.“ Da machten sich „Frust und Demoralisierung“ breit. Zumal an dem Theater ja auch Existenzen hingen. Bisher habe man die Schauspieler und das übrige Personal aber dank Unterstützung von Stadt und Bund halten können. Von Petra Haase und Peter Intelmann