Und schon wieder ist der Bürgerenergiegenossenschaft ein Standort für ihr bisher größtes Projekt geplatzt. Aus dem Solarpark auf der Boldwiesenkoppel in Kücknitz wird nichts. Die Genossenschaft sucht bereits neue Flächen. Ein heißer Favorit ist die Deponie Niemark. Die Stadtplanung selbst schlägt das vor, und die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) prüfen das.
„Die Solaranlage auf der Boldwiesenkoppel wurde von der Stadtplanung abgelehnt“, erklärt Ralf Giercke vom Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft auf LN-Anfrage, „die Stadt braucht die Flächen für den Hafenausbau.“ Laut Stadtplanung liegt die Fläche in einem Bereich, der für gewerbliche Entwicklung freigehalten werden soll. Die Verwaltung habe der Genossenschaft mitgeteilt, dass sie ihre Solaranlage dort höchstens zehn Jahre aufstellen könne. Giercke: „Das ist für uns wirtschaftlich nicht darstellbar.“
700 000 Euro will die Genossenschaft in eine Photovoltaikanlage mit 2600 Modulen investieren. 740 Megawattstunden Strom soll diese Anlage im Jahr produzieren, was den jährlichen Strombedarf von 500 bis 600 Haushalten decken würde. Die Boldwiesenkoppel, eine frühere Pferdekoppel zwischen der Hafenbahn zum Skandinavienkai, der MAZ-Aufbereitungsanlage der Firma Scheel und dem Reiterhof Bültwisch, war bereits die zweite Adresse der Genossenschaft.
Ursprünglich sollte der Solarpark auf dem früheren Metallhüttengelände in Kücknitz gebaut werden. Die Genossenschaft hatte das Grundstück bereits von der KWL gepachtet, als die amtlichen Naturschützer ihr Veto einlegten. Umweltbehörde und Umweltausschuss hatten Angst um Zauneidechsen, die durch Bau und Betrieb der Anlage Schaden nehmen könnten.
Zwei Absagen für ein Ökoprojekt von Bürgern – das war dann auch der Verwaltung zu viel. „Da bislang seitens der Verwaltung immer ablehnende Stellungnahmen abgegeben wurden, hat die Stadtplanung aktiv alternative Standorte gesucht und diese der Bürgerenergiegenossenschaft zur Überprüfung vorgeschlagen“, erklärt Stadtsprecherin Nicole Dorel.
Vier Standorte hat die Verwaltung vorgeschlagen. Eine private Fläche, ein städtisches Grundstück, „das sich mittlerweile als schwer realisierbar herausgestellt hat“, einen Bereich südlich von Moisling und die Deponie Niemark. Mit Sichtachsen auf die historische Altstadt gebe es keine Probleme, teilt Dorel mit.
Ralf Giercke von der Genossenschaft findet den Standort geeignet. Auch die Entsorgungsbetriebe sperren sich nicht. „Das wird geprüft“, sagt Unternehmenssprecherin Cornelia Tews, „wir müssen schauen, was dort überhaupt möglich ist.“
Die Idee, Photovoltaik auf die Deponie zu stellen, ist nicht ganz neu. Schon 2011 stellten die EBL fest, dass die Süd- und Südwestböschungen des Müllberges sich dafür eignen. Der damalige Umweltsenator Bernd Möller (Grüne) konnte sich hier sogar Windräder vorstellen. Allerdings könnte das schwierig mit dem nahegelegenen Flughafen werden. Das Problem stellt sich bei einem Solarpark nicht.
Kai Dordowsky