Sport mit Hund: So funktioniert Dogscooting

Auf das Kommando „Go“ prescht „Vaiana“ los. Der Australian Shepherd zieht an der Leine und reißt den daran befestigten Scooter samt seiner Trainerin mit. Bianca Sachse unterstützt den Start mit einem Fußkick auf den Boden und schon sausen die beiden durch den Beimoorwald bei Ahrensburg. Auf den zwei Kilometern Strecke beschleunigen sie auf bis zu 18 km/h. Dabei dürfen sie nicht vom Weg abkommen: Auf beiden Seiten stehen Bäume und Sträucher. „Der Sport ist nichts für schwache Nerven, macht aber süchtig“, sagt Bianca Sachse nach der ersten Runde. Die Trainerin gibt seit 2018 in der Zughundeschule Nord Workshops im sogenannten Dogscooting. Dabei spannen Hundebesitzer ihre Vierbeiner vor einen Tretroller, um sich von einem oder auch mehreren Tieren ziehen zu lassen. Der Trend wird in der Hundesportszene immer beliebter. Es gibt nationale sowie internationale Wettkämpfe und sogar eine Weltmeisterschaft, bei denen die Duos aus Mensch und Tier in Rennen gegeneinander antreten. Auch das Equipment entwickelt sich weiter. Händler bieten Tretroller extra für das Dogscooting an. Neben dem Roller benötigen die Hundesportler auch eine etwa 2,50 Meter lange Leine mit Rückdämpfer, eine Zugantenne sowie Zuggeschirr. Zur Sicherheit müssen sie Helm, Handschuhe und eine Schutzbrille tragen. Muskeln für Mensch und Tier: Während der Saison trainiert Bianca Sachse alle zwei Tage mit ihren Australian Shephards „Vaiana“ und „Slinky“ sowie ihrer Europäischen Schlittenhündin „Mona“. Damit die Hunde beim Sport nicht überhitzen, müssen die Temperaturen unter 15 Grad liegen. Zudem darf der Boden nicht aufgeheizt sein. Daher beginnt die reguläre Trainingszeit meistens erst gegen Ende September. Sachse nutzt auch gerne die frühen Morgenstunden, wenn der schattige Waldweg noch kühl ist. Die Zughundeschule-Nord bietet im gesamten Verbreitungsgebiet Training und Workshops in verschiedenen Zugsportarten an. Hundefreunde können neben Dogscooting auch das Bikejöring, Fahrradfahren mit dem Hund, oder Canicross, Laufen mit dem Hund, lernen. Zudem trainieren die Experten für Rennen mit verschiedenen Wagenklassen. Vor die Fahrgeräte können je nachdem ein oder mehrere Hunde gespannt werden. Sportarten für den Winter sind Skijöring und Schlittenfahrten. Interessierte können an Einzel- oder Gruppentrainings teilnehmen. In Schleswig-Holstein sind Bianca Sachse und Nicole Baumann die Ansprechpartnerinnen.Weitere Informationen unter http://zug-hunde-schule-nord.de/ Bevor es losgeht, gibt sie den Tieren mindesten einen halben Liter Wasser zu trinken. Die Flüssigkeit macht sie den Tieren mit Fischpulver schmackhaft. Futter gibt es jedoch erst nach dem Training, ein voller Bauch könnte den Hunden gefährlich werden. Wie auch menschliche Sportler müssen sich die Hunde erst einmal aufwärmen, bevor sie vor den Scooter gespannt werden. Das Geschirr darf dabei an Hals, Achsel und Rippen nicht zu eng anliegen. „Das ist wie beim Laufschuh für den Menschen, der muss auch gut sitzen“, sagt Sachse. Bei den Übungsfahrten zieht die Trainerin die Bremse an, damit die Tiere Muskeln aufbauen. „Das Training sieht man denen nach einer Weile richtig an“, sagt sie. Bei den Rennen muss sie jedoch auch arbeiten. Wenn es ernst wird, unterstützt sie ihre Hunde, indem sie mit dem Fuß Schwung gibt. „Ich muss für diesen Sport selber unheimlich fit sein und den Roller im Griff haben“, sagt Sachse. Die Hundesportler sollten daher zunächst ohne Tier mit dem Scooter das Fahren üben. Profis werden 33 km/h schnell: Mit ihren Hunden fährt Sachse zu beginn etwa zwei Kilometer und steigert die Strecke im Laufe der Trainingseinheiten. Den Einsteigern in ihren Workshop zeigt sie, wie sie ihre Hunde mit Anreizen wie Leckerli zum Ziehen motivieren können. „Das Tier muss Lust dazu haben, sonst klappt das nicht“, sagt Sachse. Um an Rennen teilnehmen zu können, sollten die Hunde eine mittlere Größe haben und mehr als 20 Kilo schwer sein. Denn die Sportler auf vier Pfoten müssen das drei bis vierfache ihres Körpergewichtes ziehen. Grundsätzlich können verschiedene Hunderassen bei den Rennen mitmachen. „Aber natürlich gibt es Rassen, denen das mehr liegt“, sagt Sachse. Die Profis treten meistens mit Europäischen Schlittenhunden an, die für die Rennen gezüchtet werden. Mit ihrem breiten Brustkorb und den langen Beinen werden sie durchschnittlich 33 km/h schnell. Weitere Voraussetzungen sind, dass die Hunde ausgewachsen und gesund sein müssen sowie auf Kommandos hören. Beziehung durch Sport vertiefen: Trainerin Sachse ist mit Hunden aufgewachsen und hat mit ihren eigenen Vierbeinern jahrelang an Wettkämpfen im Turniersport teilgenommen, bevor sie das Dogscooting für sich entdeckt hat. „Man ist so schnell, das bringt Spaß“, sagt sie. Zudem sei die gemeinsame Aktivität eine Möglichkeit, die Beziehung zu dem Hund zu vertiefen. Neben dem Dogscooting bietet sie auch Training im Canicross an. Dabei joggen Mensch und Tier gemeinsam durch eine Leine verbunden. „Sport mache ich am liebsten mit meinem Hund“, sagt Sachse. Lesen Sie auch: Korn, Kräuterlikör und Co: Schnaps aus Schleswig-Holstein Wissen rund um den Apfel Mit dem E-Boot um Lübecks Altstadt Die Trendsportart Wingsurfen in Pelzerhaken erleben Von Alessandra Röder