St. Jakobi in Lübeck: Küsterin geht in den Ruhestand

Als sie vor zwölf Jahren ihren besonderen Posten antrat, machte sie sich erst mal auf die Suche, nach dem Namenspatron ihrer Kirche. Und als Letztes entdeckte sie den Heiligen Jakobus in der Hoghehus-Kapelle; entsprechend wusste Gundel Purgold fortan ganz genau, wo sich jede der elf Figuren befindet. „Denn immer wieder hätten Besucherinnen und Besucher gefragt, ob denn St. Jakobi keinen Jakobus habe“, erzählt sie. Jetzt hat die 66-Jährige ihr Wissen an Nachfolgerin Marina Niemeyer weitergegeben. Denn die waschechte Lübeckerin ist seit Anfang des Jahres nicht mehr Küsterin; sie weilt nun im wohlverdienten Ruhestand. Unvergesslich: Auf dem Jakobi-Turm das volle Geläut zum Jahreswechsel: In schöner Erinnerung werden der Hüterin der Seefahrerkirche insbesondere die vielen Konzerte und Veranstaltungen, die oft weit über die Hansestadt hinaus strahlten, bleiben. „Dabei sein zu dürfen, war für mich sehr erfüllend und bereichernd“, sagt sie in der Rückschau. Tief beeindruckt habe sie jedes Jahr der Aufstieg am Silvesterabend auf den Jakobi-Turm: „Als dann pünktlich zum Jahreswechsel das volle Geläut einsetzte und eine Viertelstunde füllte, war das ein unbeschreiblich tolles Gefühl, den Glocken so nahe sein zu können“, so Purgold. Insgesamt sei die Tätigkeit als Küsterin ein sehr vielschichtiger Beruf, berichtet die gelernte Bankkauffrau, die vor ihrer Jakobi-Zeit viele Jahre ihres Lebens auf einem Bauernhof bei Ahrensbök verbracht hat. Besondere Aufgabe: Das Reinigen und „Tollen“ der lübschen Halskrausen: „Zu meinen Aufgaben gehörte das In-Ordnung-Halten der Kirche und des Außengeländes, der Organisationsablauf sämtlicher Veranstaltungen, den Kirchenladen mitzubetreuen wie auch die monatliche Schaukastengestaltung“, zählt sie auf. Darüber hinaus hat sie seit 2013 eine ganz besondere Rolle ausgefüllt – das Reinigen und „Tollen“ der lübschen Halskrausen, die die Lübecker Pastorinnen und Pastoren in Gottesdiensten tragen und die auf die Hansezeit zurückgehen. „Das mache ich als Einzige in Lübeck und Umgebung“, sagt Gundel Purgold stolz. Lesen Sie auch "Lost Places" in Lübeck: Verlassene Orte in der Hansestadt Lübecks Hubbrücke wird saniert: Das sind die drei Varianten Lübecks Jakobikirche: Zeigermontage in 80 Metern Höhe Die Halskrausen werden in einem nur dafür verwendeten Topf gewaschen und anschließend getollt, also Rüsche für Rüsche wieder aufgeplustert. „In normalen Zeiten, also ohne Corona, waren es zwei bis sieben Halskrausen monatlich“, bemerkt sie. Verabschiedung wird in diesem Jahr nachgeholt: Unter normalen Bedingungen wäre Gundel Purgold im Musikgottesdienst am 2. Weihnachtstag verabschiedet worden. Doch: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wir holen die Verabschiedung definitiv nach“, verspricht Jakobi-Pastor Lutz Jedeck. Ganz Lebewohl sagt sie aber nicht – „ich werde an zwei Vormittagen arbeiten und meine Nachfolgerin bei Urlaub und Krankheit vertreten“, verspricht sie. Von Michael Hollinde