Stadt kontrolliert Tagestouristen in Travemünde

Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel: Für Olaf Stein beginnt dieser Sonnabendvormittag trotz des guten Wetters eher schlecht. Erst gegen zehn Uhr hat der Obsthändler aus Hamburg per Telefon erfahren, dass an diesem Wochenende keine Tagestouristen nach Travemünde kommen dürfen. Seinen Stand an der Travemünder Travepromenade, an dem Stein unter anderem Äpfel aus dem Alten Land zum Verkauf anbietet, hat er da bereits aufgebaut. „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich gar nicht erst her gefahren“, sagt der Händler leicht verärgert, während er mit einer Kollegin die letzten Obsttüten auf dem Holztisch drapiert. „Ohne die Besucher von außerhalb lohnt sich das Geschäft einfach nicht, ich wusste von den neuen Regeln bisher nichts.“ Keine Tagestouristen in Travemünde: Seit Mittwoch ist in Lübeck eine neue Allgemeinverfügung in Kraft. Demnach dürfen sich neben den Lübeckern nur noch Menschen in Travemünde aufhalten, die einen triftigen Grund dafür haben. Urlauber und Tagestouristen dürfen das Ostseebad vorerst nicht besuchen. Die Regelung, mit der die Stadt auf die stark gestiegenen Corona-Infektionen reagiert, gilt von donnerstags bis sonntags bis voraussichtlich 10. Januar. Am Sonnabend führte die Stadt darüber hinaus Kontrollen auf den Parkplätzen und entlang der Strandpromenade durch. Ordnungshüter kontrollieren an der Strandpromenade: Insgesamt acht Mitarbeiter des Lübecker Ordnungsamtes weisen Fußgänger an diesem Tag auf die bestehenden Regelungen, etwa die Maskenpflicht auf der Travepromenade, hin und überprüfen von Autohaltern mit auswärtigem Kennzeichen die Personalausweise. Mehreren Besuchern aus Hamburg und Ostholstein, die an diesem Tag kontrolliert werden, geht es dabei ähnlich wie Olaf Stein: Sie wussten noch nichts von der neuen Verordnung. „Die meisten waren aber sehr einsichtig“ berichtet eine Ordnungshüterin, die gegen 10.30 Uhr auf der Strandpromenade unterwegs ist. Heute Morgen habe sie auf dem Parkplatz am Möwenstein um die zehn Autos mit auswärtigem Kennzeichen angehalten, erzählt die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes weiter, „sie sind gleich wieder gefahren, viele wollten nur etwas frische Luft schnappen.“ Sie selbst findet die neuen Maßnahmen angebracht: „Letzte Woche war es hier zu voll, etliche Leute waren ohne Maske unterwegs.“ „Ich fühle mich jetzt ein wenig sicherer“: Ähnlich sieht das auch Karin Steinhoff. Die 80-Jährige aus Travemünde steht gerade auf dem Pier am Travemünder Leuchtturm. Um die hundert Spaziergänger, Familien mit Kindern und auch Senioren flanieren auf dem Strand und den Fußwegen um das Maritim Hotel - die meisten von ihnen mit ausreichend Abstand. „Ich fühle ich mich jetzt ein wenig sicherer“, sagt die Dame mit den schneeweißen Haaren, die nach einer Rücken-OP aus medizinischen Gründen jeden Tag mehrere Tausend Schritte zurücklegen muss. „Letzte Woche sah das hier ganz anders aus, da waren auch Gruppen von bis zu sieben Personen unterwegs.“ Lesen Sie auch Bürgermeister Lindenau: Verschärfte Regeln für Lübeck ab Sonntag Hilfe im Advent und ePunkt sammeln Spenden für Angehörigenwohnung Lübeck Corona in Lübeck: Inzidenz bei 200 - Stadt prüft schärfere Regeln Fahrzeuge mit auswärtigem Kennzeichen reihen sich aneinander: Doch es gibt auch andere Szenen an diesem Tag: Zur Mittagszeit fahren immer mehr Fahrzeuge die Travemünder Parkplätze an, viele von ihnen sind nicht aus Lübeck. Manche der auswärtigen Besucher sind verärgert, wenn sie von den Ordnungshütern angesprochen werden. Einige diskutieren, bevor sie wieder abfahren müssen. Dort, wo gerade keine Kontrollen stattfinden, reihen sich nach LN-Informationen auch viele Fahrzeuge mit Hamburger oder Ostholsteiner Kennzeichen aneinander. Und auch einige Lübecker sehen die Maßnahmen mit gemischten Gefühlen: „Die Gastronomien sind ja eh geschlossen“, sagt Mareike Herich (38). „Natürlich geht die Gesundheit vor, aber man nimmt den Menschen damit auch die Möglichkeit, am Meer einfach mal frische Luft schnappen zu können.“ Von Katrin Diederichs