Stiftungsuni Lübeck: In fünf Jahren 17 Millionen Euro eingeworben

Die Universität zu Lübeck wurde am 1. Januar 2015 zur ersten Stiftungsuniversität in Schleswig-Holstein. Zum fünften Geburtstag zieht Uni-Präsidentin Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach im LN-Interview eine Zwischenbilanz. Fünf Jahre Stiftungsuniversität – was hat es gebracht? Da sind mehrere Gesichtspunkte zu nennen. Der wichtigste Aspekt ist für mich auf jeden Fall die größere Autonomie und Sicherheit für unsere Universität. Wir haben ja eine gewisse Vorgeschichte – dass wir uns zweimal in unserer Existenz sehr gefährdet gesehen haben, mit dem Gipfel der Bedrohung im Frühsommer 2010. So können wir nun eigenverantwortlich seit fünf Jahren ein solides Fundament für unsere Zukunft bauen. Es wird also niemand mehr aus der Landespolitik Ihre Hochschule infrage stellen? Davon gehe ich aus. Unsere Stiftungsuniversität hat bundesweit Strahlkraft. So bekommen wir diesbezüglich viele Anfragen. 2019 zum Beispiel war ich zu einem Meeting der VW-Stiftung eingeladen, um über das „Stiftungsmodell – Modell für eine kleinere Hochschule“ zu berichten. Gerade für einen kleinen Standort sind die Vorteile ziemlich groß. Das Vertrauen ist der entscheidende Punkt: Nennen Sie bitte einen weiteren Aspekt? Der zweite Aspekt ist, dass wir mit diesem Label die Möglichkeit haben, wirklich aktiv Gelder einwerben zu können. Das ist sicherlich bei diesem Anliegen einfacher – im Vergleich zu einer normalen Hochschule –, wenn man als Stiftungsuniversität auftreten kann. Weil man dann als Spenderin oder Spender weiß, dass das Geld nicht sofort ausgegeben wird? Na ja, das Vertrauen ist der entscheidende Punkt. Eine Spenderin und ein Spender wissen jetzt, dass ihr Geld zukunftssicher aufgehoben ist. Wir werden aufgrund unseres Status nicht mehr in unserer Existenz gefährdet sein. 17 Millionen Euro wurden bisher eingeworben: Wie viel Geld konnten Sie denn schon einwerben? Wir haben über 17 Millionen Euro eingeworben, Stand jetzt. Und wir sind ja mal gestartet mit einem Stiftungskapital von einer halben Million Euro. Allerdings wurden uns natürlich auch Grundstücke und Gebäude überschrieben. Mit den Zinsen ist aber aktuell kein Staat zu machen, oder? Nein. Wir haben jetzt ein Stiftungsvermögen, also einen Kapitalstock, der fest auf der Bank liegt, in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Die übrige Summe, also 12,5 Millionen Euro, haben wir jeweils projektbezogen eingeworben. Kampagne für die Bibliothek startet: Es wird dann wohl noch lange dauern, bis der Kapitalstock so groß sein wird, dass man von den Zinsen eine Professur bezahlen kann... Das stimmt wohl. Aber wir haben es durch den Titel Stiftungsuniversität immerhin geschafft, den Lehrstuhl von Professor Christian Sina für Ernährungsmedizin aufzubauen. Durch die Stiftungsgelder konnten wir auch den Studiengang Ernährungsmedizin starten. Ebenso ist die Verstetigung der Professur für Chronobiologie von Professor Henrik Oster zu nennen. Es ist in vielerlei Hinsicht etwas substanziell Strukturgebendes auf dem Campus passiert. Zu Ihrem Amtsantritt haben Sie vor zweieinhalb Jahren im LN-Interview formuliert: „Wir haben es noch nicht geschafft, ausreichend private Spender an uns zu binden.“ Sind Sie nun weiter? Wir starten jetzt eine Kampagne, die sich durch das Jubiläumsjahr zieht. Eine Kampagne für die Bibliothek. Wir wollen jetzt gezielt zusammen mit unserem Nachbarn, der TH, Bürgerinnen und Bürger der Stadt ansprechen. Man kann sich an der Anschaffung von einem Stuhl bis zu einer großen Sitzecke finanziell gestaffelt beteiligen. Wir sehen den Zeitpunkt gekommen, dass die Lübeckerinnen und Lübecker uns aufgrund der zahlreichen Erfolge in Forschung und Lehre als vertrauensvolle und zukunftssichere Marke sehen. Ende der Stöcker-Ära eröffnet Perspektiven: Ein prominenter Alumnus und somit potenzieller Spender ist Winfried Stöcker, Gründer der Firma Euroimmun. Sie hatten trotz großer Turbulenzen in der Vergangenheit zu Ihrem Amtsantritt erwähnt, das Gespräch mit ihm zu suchen. Gibt es ein Ergebnis? Herr Stöcker hat ein Problem damit, dass wir uns als „weltoffene“ Hochschule sehen. Mittlerweile hat er sich ja unternehmerisch zurückgezogen. Da Euroimmun nun zum US-Unternehmen PerkinElmer gehört, könnte sich aber hier eine neue Verbindung ergeben. Schließlich bearbeiten wir als Universität inhaltlich und wissenschaftlich einen großen Teil der Themen überlappend. Wenn Personen wechseln, ist häufig wieder ein neuer Dialog möglich. Lesen Sie auch: Vier Millionen Euro auf das Uni-Konto Der Uni-Stiftungslehrstuhl bei Dräger „Wir sind eine Marke, die jeder kennt“ Eine Lounge für die Bibliothek Medizinische Ernährungswissenschaft als neuer Studiengang Von Michael Hollinde

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