Strenge Regeln wegen Corona: So meistern die Lübecker das Kontaktverbot

Viele Lübecker gestalten ihr Leben zu Hause kreativ und mit möglichst viel Optimismus. Nachdem Bund und Länder am Sonntagnachmittag, 22. März 2020, ein Kontaktverbot im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossen haben, sind Ansammlungen von mehr als zwei Personen verboten. Ausgenommen sind Familien sowie in einem Haushalt lebende Personen. So meistern Bürger und prominente Lübecker die weiteren Einschränkungen im Corona-Alltag. Coronavirus stellt das Leben auf den Kopf – beruflich und privat: „Bei uns ist das Leben beruflich und privat auf den Kopf gestellt“, erzählt Pastor Lutz Jedeck an der Seite von Kathrin Jedeck. Bis vor zehn Tagen hatten die beiden als Jakobipastoren täglich mehrere Dutzend persönliche Kontakte, jetzt sind es noch sechs: Ihre beiden jüngsten Söhne kamen mit den Freundinnen vor zehn Tagen zu ihnen und wohnen jetzt mit ihnen zusammen. Die Pastoren, Lutz und Kathrin Jedeck haben in Zeiten der Corona-Krise ein Jakobi-Projekt gemacht und einen kleinen Beitrag zur Überwindung der Angst mit dem Titel „Licht der Hoffnung“ auf YouTube gestellt. Es ist hier unter youtu.be/ZpTP1ofmg_s zu sehen. So muss nicht nur das berufliche, sondern auch das private Leben neu organisiert werden. „Wir lernen zu verzichten und entdecken neue oder alte Möglichkeiten wie das Telefonieren. „Weil alle mehr Zeit haben.“ Neu erlebt Lutz Jedeck auch das Einkaufen. „Ich bin ein etwas ungeduldiger Mensch beim Einkaufen“, erzählt er, „jetzt entdecke ich bei mir und anderen eine beinahe englische Höflichkeit beim Bäcker, im Lebensmittelladen, auf dem Markt.“ Beim Anstehen in einer wohlgeordneten Schlange, mit Abstand, sei man sich auf erstaunliche Weise eher näher. Corona: Brettspiele werden wieder hervorgeholt. Auch in der Familie werden alte Dinge neu entdeckt. „Die Kiste mit den Brettspielen wird herausgeholt, die schon fast vergessene italienische, mechanische Nudelmaschine in Gebrauch genommen und es wird viel miteinander gesprochen“, erzählt Pastor Jedeck. „Beispielsweise darüber, wie wir die überall in den sozialen Medien potenzierte Angst bewältigen können.“ Hausaufgaben gemeinsam mit den Kindern machen: Auch Björn Orbahn lebt mit seiner Familie nach einem neuen Tagesablauf. Während der Papa am Tage im Homeoffice seinen Aufgaben als Speditionskaufmann nachgeht, hilft er nebenbei Sohn Niklas (4. Klasse) bei den Hausaufgaben. „Die Kinder sind mit Heften und Aufgaben für Deutsch, Mathematik und Sachunterricht versorgt worden“, sagt er. Seine Frau Nadine arbeitet halbtags im Einzelhandel und kümmert sich um das gemeinsame Mittagessen. Vielen Lübeckern fehlt der sportliche Ausgleich: Was ihm fehlt, ist der sportliche Ausgleich. „Ich fahre normalerweise sehr oft mit dem Fahrrad 15 Kilometer zur Arbeit“, erzählt der Lübecker. Das werde nun ersetzt durch einen kurzen Spaziergang nach Feierabend oder einer Runde Fußball mit dem Sohn im Garten. Danach wird dann gemeinsam gespielt oder mit Freunden und Familie telefoniert. All das geht auch mit der neuen Kontaktsperre. „Auch wenn wir momentan so ganz gut klar kommen“, sagt Björn Orbahn, „hoffen wir doch, dass diese Krise hoffentlich schnell vorüber geht.“ Häusliche Musik hilft durch die Corona-Krise: Dirk Gerdes ist Geschäftsführer von KWL und Wirtschaftsförderung Lübeck. Er setzt in diesen Tagen auf Musik. Seine Lebensgefährtin Britta Thede nimmt an einem Online-Gitarren-Kursus teil und Gerdes singt dazu. „Das ist toll“, sagt er lachend. Dieses Angebot von Gitarrenlehrer Alexander Hornburg oder andere Online-Projekte sind nun eine Möglichkeit sich mit Freunden und Bekannten auszutauschen, was im direkten Kontakt außer Haus jetzt ja so gut wie nicht mehr möglich ist. Corona: Für alte Menschen ist es eine trostlose Zeit: Für Seniorin Gabriele Wiegand (67) ist das Kontaktverbot nicht einfach. Sie räumt, putzt und liest viel alleine zu Hause. „Alles, was ich schon lange mal machen wollte“, sagt sie. Aber sie vermisst die Menschen, um die sie sich sonst als Ehrenamtlerin bei der Vorwerker Diakonie und als Familienhelferin bei der Gemeinnützigen kümmert. „Es ist wirklich eine trostlose Zeit“, meint die 67-Jährige. Auf dem Hof Falkenhusen gibt es kein Innehalten: Für Regina Aeverdieck vom Hof Falkenhusen gibt es kein Innehalten, keine Ruhe. „Im Gegenteil“, sagt sie. Die Tiere müssen ja versorgt und die Spargelernte vorbereitet werden. Und der Hofladen ist geöffnet. „Ich vertreibe ja Lebensmittel“, erklärt sie. Das Angebot der Direktvermarktung wird jetzt sehr gut angenommen. „Aber kein Massenandrang, die Kunden kommen über den Tag verteilt und halten den vorgeschriebenen Abstand.“ Die Landwirtin beobachtet, dass sich die Menschen nun gerne ein „gutes Essen“ gönnen. Umzug mit Kontaktverbot: Wer soll Möbel schleppen? Für Kathrin Fulde (35) ist das Kontaktverbot „wirklich ungünstig“, sagt sie. Die Lübeckerin will in einer Woche umziehen und weiß nun nicht, wer ihr beim Schleppen helfen kann: „Klar, da sind noch meine Eltern, aber denen wollte ich das eigentlich nicht zumuten.“ Immerhin hat sie Hilfe beim Renovieren. Freundin Anette Schnack (50) ist fleißig dabei – mit reichlich Abstand und Mundschutz. 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Covid-19 - Leben nach strengen Regeln: So meistern Lübecker das Kontaktverbot