TH Lübeck entwickelt Kohlenmonoxid-Bluttests für Rettungskräfte

Ein Brand in einem Wohnblock, Feuerwehrleute und Rettungssanitäter leisten erste Hilfe. Sie müssen schnell entscheiden, wer ins Krankenhaus eingeliefert werden soll. Die häufigste Verletzung von Brandopfern ist eine Rauchvergiftung, die nach dem Einatmen von Kohlenstoffmonoxid (CO) auftreten kann. Ob ein Patient CO im Blut hat, lässt sich durch einen Bluttest feststellen – mit Testgeräten, die es bisher in der erforderlichen Zuverlässigkeit nur in Kliniken gibt. Lübecker Forscher entwickeln Bluttest für Rettungskräfte: Das soll sich bald ändern. Eine kleine Forschungsgruppe um Prof. Stefan Müller am Labor für medizinische Sensor- und Gerätetechnik der Technischen Hochschule (TH) Lübeck entwickelt zurzeit ein neues CO-Bluttest-Gerät. Es soll nicht größer sein als ein etwas dickeres Smartphone. Zudem soll es deutlich robuster und einfacher aufgebaut sein als die großen Apparate in Krankenhäusern. Mit dem Gerät namens „ mobOx “ können Einsatzkräfte vor Ort entscheiden, ob Brandopfer behandelt werden müssen oder nicht. Auch in Bergwerken oder in der chemischen Industrie kann es zum Einsatz kommen, und mit erweiterter Funktionalität lassen sich damit auch andere Blutanalysen durchführen. Testgerät zeigt Ergebnis in Sekunden: Für den Test wird nur ein Tropen Blut benötigt, der ähnlich wie bei einem Blutzucker-Messgerät auf einen Teststreifen aufgebracht wird. Schon nach zehn Sekunden zeigt es das Ergebnis an und ist sofort bereit für den nächsten Test. Das Prinzip dahinter ist das unterschiedliche Farbspektrum, das Blut haben kann, je nachdem, wie es zusammengesetzt ist. „Im Extremfall macht eine Kohlenmonoxid-Vergiftung das Blut pink“, sagt Stefan Müller. Der Test misst das Farbspektrum mit Hilfe einer speziellen weißen LED. Das Besondere: Anders als für herkömmliche Geräte muss das Blut bei diesem Test nicht vorbehandelt, also in seine Bestandteile zersetzt werden. Doktorarbeit gibt Anstoß für Projekt: Hier setzt die Doktorarbeit von Benjamin Kern an, die den Anstoß für das Projekt gab. Im Fachgebiet „Angewandte Naturwissenschaften“ arbeitet er daran gemeinsam mit einem Elektrotechniker und mehreren Studierenden. Finanziell wird es vom „Gateway49“ des Technikzentrums Lübeck gefördert. Lesen Sie auch Lübeck: Einbrecher erzählt von tödlichen Schüssen in der Villa Lübeck: Anmeldung und Termin im Impfzentrum in der MuK - so geht's Campus-Blog: Fragen zum Start ins neue Jahr Zurzeit arbeitet das Team an einem Prototyp, bevor das Gerät in einigen Monaten für den Markt erprobt werden soll. Dabei stehen sie auch in engem Kontakt mit Notfallmedizinern, um es perfekt auf die Bedürfnisse der Rettungskräfte abzustimmen. Kern fasst es so zusammen: „Wir wollen einen praktischen Nutzen schaffen.“ Wenn es ihnen gelingt, ein schnelles, zuverlässiges und günstiges CO-Testverfahren zu entwickeln, wird das Gerät aus Lübeck vielleicht bald als neuer Standard in Rettungswagen mitfahren. Von Friederike Grabitz