Tattoo-Messe: So sieht der meist tätowierte Mann Deutschlands aus

Auf Lennart Bades Unterarm sitzt ein niedlicher Löwe mit großen Augen, ein Fisch mit prächtiger Rückenflosse schwimmt auf ihn zu. Noch sind die beiden Tiere nur auf einer Zeichnung zu sehen. Später werden sie knallorange und blau leuchten – für immer. Der junge Mann will sich auf der 3. Baltic Bay Tattoo Convention in der Gollan Kulturwerft sein Sternzeichen und das seiner Frau tätowieren lassen. Die beiden „Minis“ hat die Lübecker Künstlerin Leevke Helbig alias „Neptuns Maid“ mitgebracht. Jedes Motiv ein Unikat: Auf dem Bilderrahmen, der die kleinen Tiere zeigt, klebt jetzt ein grüner Punkt: vergeben. Denn sie sticht jedes Motiv nur ein einziges Mal. Und sie sind alle farbig. Die Diskussion um ein Verbot bestimmter Tattoo-Farbtöne wegen eines möglichen Krebsverdachts ist für Helbig Quatsch: „Da geht es nicht darum, uns zu schützen, sondern um Lobbyinteressen.“ Wie „Neptuns Maid“ zeichnet auch Damian Swiderski seine Entwürfe selbst. Die schwarz-weißen Bilder an seinem Stand haben nichts von der Totenkopf-Ästhetik von Seefahrer-Tattoos, es sind komplexe Kunstwerke zwischen Fotorealismus und fantastischer Entfremdung. Dass er mit seiner Kunst neue Wege geht, liegt vielleicht daran, dass Swiderski ursprünglich Maler ist. Er tätowiert erst seit einem Jahr, das Arbeiten mit Menschen mag er: „In der Malerei hatte ich nur das Bild und mich, öde.“ Die persönliche Bedeutung ist wichtig: Er ist begeistert von den alten Industriehallen mit Backsteinbögen und Stahlträgern. Das passt zu seinem Thema, der Vergänglichkeit. Gerade tätowiert er einer Kundin ein großes weinendes Auge zwischen die Schulterblätter. So weit sind Mareen Weber und Anne Bückner noch nicht. Die beiden Freundinnen schlendern an den Ständen vorbei und suchen sich ihre Motive aus. Mareen Weber mag es schlicht, wie den stilisierten Schriftzug „Love“ auf ihrem Unterarm. „Liebe ist wichtig, auch die Liebe zu mir selbst“. Anne Bückner mag es bunt, wie den knorrigen Baum, auf dem sie die Namen in ihrer Familie verewigt hat. In einem sind sich die beiden jungen Frauen einig: „Das Tattoo muss für mich persönlich eine Bedeutung haben.“ Nur die Fußsohlen sind noch leer: An einem der Stände bleiben viele Besucher stehen und staunen. Das liegt nicht an dem Tätowierer Pat Patoo, obwohl er mit seiner schrillgelben „Penishasen“-Maske auch ungewöhnlich aussieht. Der Mann, dem er gerade eine Krawatte auf einen Finger tätowiert, hat sein Gesicht mit blauroten Maori-Mustern verziert. Jeder Fleck seines Körpers ist mit Farbe bedeckt, sogar die Augen: „Nur meine Fußsohlen sind noch frei“, sagt er. „Magneto“ hält den aktuellen Rekord als meisttätowierter Mann Deutschlands. Mit seinen unzähligen Piercings, den Silberkronen auf den Zähnen und Magnet-Implantaten unter der Haut arbeitet er als Performance-Künstler. Der 72-Jährige hat in seinem Berufsleben Mosaike gelegt und bei der Post gearbeitet. Erst vor dreißig Jahren begann er, seinen Körper zu einem Gesamtkunstwerk zu machen. Wahrscheinlich ist ihm damals etwas Ähnliches passiert wie einer Besucherin, die „erst“ neun Tattoos auf ihrem Körper hat: „Ich habe angefangen, und dann bin ich süchtig geworden danach.“ Die Tattoo-Convention findet in der Gollan Kulturwerft, Einsiedelstraße 6, am Sonnabend, 29. Februar, bis 22 Uhr und am Sonntag, 1. März, von 11 bis 18 Uhr statt. Der Eintritt kostet zehn Euro. Lesen Sie auch: Das sind die wildesten Tattoos der Lübecker Bericht von der 2. Tattoo Convention 2019 Die Vize-Miss Tattoo Germany Von Friederike Grabitz

Tattoo-Messe Lübeck - So sieht der am meisten tätowierte Mann Deutschlands aus