Trauer am Tatort nach Bluttat in Lübeck

Der Tag nach der Tötung einer 27-jährigen Mutter von zwei kleinen Kindern: Vor dem Haus in der Bornhövedstraße, in dem die junge Mutter lebte, haben Trauernde Blumen abgelegt und Kerzen aufgestellt. Am Freitagmorgen um kurz vor 8 Uhr hatte der 29 Jahre alte Ex-Lebensgefährte laut Polizei die Wohnung des Opfers unbemerkt betreten. Im Wohnzimmer hielt sich die 27-Jährige mit ihrem neuen Partner auf. Der Ex-Lebensgefährte zwang den neuen Partner, die Wohnung zu verlassen und stach nach aktuellem Ermittlungsstand der Polizei dann mehrmals auf die junge Frau ein. Beschuldigter wurde vorläufig festgenommen: Das Opfer erlitt eine Vielzahl von Stich- und Schnittverletzungen, denen es trotz Versorgung durch die nur kurze Zeit später eingetroffenen Rettungskräfte noch in der Wohnung erlag. Der Beschuldigte wurde von den Polizeibeamten vor dem Haus sitzend angetroffen und vorläufig festgenommen. Das Angebot einer polizeilichen Vernehmung habe er laut Staatsanwaltschaft abgelehnt. Frauennotruf: Schweigend protestieren: Der Frauennotruf ruft am Montag, 14. September, um 18 Uhr zu einer halbstündigen Mahnwache auf dem Markt auf. „Wir werden schweigend protestieren, wollen unser Entsetzen über die Gewalttat und unser Mitgefühl für die Hinterbliebenen zum Ausdruck bringen“, sagt Catharina Strutz-Hauch vom Frauennotruf. Um Corona-Auflagen einzuhalten, sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Masken tragen und Abstand halten. Frauenorganisationen sprechen von einem Femizid, also der Tötung einer Frau. Begriffe wie Beziehungstat oder Familiendrama lehnen sie ab. „In Deutschland sind in diesem Jahr 134 Frauen und Mädchen von Partnern oder Ex-Partnern getötet worden“, sagt Anke Kock vom Autonomen Frauenhaus und beruft sich auf Angaben einer aktuellen Petition, die sich an Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) richtet. Anke Kock: „Mit der Lübecker Frau sind es jetzt 135.“ 2018 wurden bundesweit 122 Frauen von Partnern getötet: Im Jahr 2018 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) wurden laut Statistik des Bundeskriminalamtes bundesweit 122 Frauen getötet. 114 393 (2017: 113 965) Frauen waren von Gewalt durch ihre Partner betroffen. Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Frauenhaus und Frauennotruf fordern ausreichende Schutzräume und Beratungsstellen für Frauen, mahnen aber auch einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft an. Schon in der Schule müssten Jungen und Mädchen das gewaltfreie Austragen von Konflikten lernen, sagt Catharina Strutz-Hauch. Fluchtplätze für Frauen würden in Lübeck weiterhin fehlen, erklärt Anke Kock: „Wir konnten im Juli und August 111 Frauen und Kindern keinen Platz im Frauenhaus anbieten.“ Von Kai Dordowsky