Travemünde: Bergung des Kutters "Dresden" nach Untergang wird schwierig

Es war irgendwie nur noch eine Frage der Zeit – und jetzt ist es passiert: Der 72 Jahre alte Fischkutter „Dresden“ am Priwallhafen ist gesunken. Offenbar hat das Schiff dem starken Wind und den hohen Wellen der vergangenen Tage nicht mehr standgehalten. Der Kutter liegt jetzt in knapp fünf Metern Tiefe auf dem Grund der Trave. Nur noch der Mast ragt zum Teil aus dem Wasser. Da das Heck im Schlick feststeckt, werden sich die Bergungsarbeiten nicht einfach gestalten. Schiffseigner hat sich nicht gekümmert: Der 1949 in der DDR gebaute Kutter, der bis 1991 als Fischtrawler in Vorpommern eingesetzt war und später in Neustadt/Holstein lag, hatte seine besten Zeiten ganz offensichtlich hinter sich. Der Eigner hatte im November 2019 das zu diesem Zeitpunkt bereits teilweise kaputte Schiff mit zahlreichen Löchern in der Bordwand am Priwallhafen festgemacht und seitdem nicht mehr bewegt. Aufforderungen der Unteren Wasserschutzbehörde der Hansestadt Lübeck, den Kutter zu sichern, kam er nicht nach. Die Staatsanwaltschaft Lübeck leitete schließlich ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Gewässerverunreinigung ein. Ölsperre um den Kutter gelegt: Der Betreiber der Hafenanlage an der Seniorenwohnanlage Rosenhof, die Priwall-Hafen-Betriebsgesellschaft, hatte den Eigner mehrfach vergeblich aufgefordert, die „Dresden“ zu entfernen. Nach einer im Frühjahr 2020 aufgetretenen Leckage ließ die Gesellschaft neue Festmacherleinen und Fender anbringen, verlegte zudem rund um das Schiff eine Ölsperre. Der Hafenmeister überprüfte regelmäßig den Zustand des Kutters. Bei dem starkem Sturm und dem hohen Wellengang in den vorigen Tagen half offenbar nichts mehr. Immer wieder wurde das Schiff gegen die Kaimauer geworfen, bis der morsche Rumpf dem Druck nicht mehr standhielt. Die „Dresden“ füllte sich mit Wasser und sank. Taucher untersuchen das Wrack: Am Dienstagmorgen war die Lübecker Firma Taucher Hock vor Ort. „Wir gehen mit einem Mann ins Wasser, um das Wrack zu untersuchen“, sagte Tauchermeister Ralf Biegel. Zu klären sei, ob das Schiff ein Leck habe, das abgedichtet werden müsse. Schlimmstenfalls sei die „Dresden“ auseinandergebrochen, was nach den bisherigen Erkenntnissen aber unwahrscheinlich sei. Für die Bergung müssten Gurte um den Rumpf gelegt und das Schiff mit einem Kran gehoben werden. Schnell stand fest: Der Maschinenraum der „Dresden“ war mit Wasser vollgelaufen, so dass das Hinterschiff zuerst unterging. Heck tief im Schlick vergraben: „Das Heck liegt jetzt tief im Schlick vergraben“, sagte Taucherfirma-Chef Jürgen Hock. Sicherheitshalber wurde der Kutter mit Leinen fixiert, damit eine Abdrift des Schiffs nicht mehr möglich ist. Für eine Bergung könne die „Dresden“ jedoch nur nach umfangreichen Spülarbeiten angehoben werden. „Mit Hebekissen wird das nichts.“ Voraussichtlich werde ein Schwimmkran aus Rostock kommen müssen. Wann dieser in Travemünde eintreffe, sei wegen der akuten Wetterlage noch unklar. Eventuell werde die „Dresden“ zum Skandinavienkai auf die andere Seite der Trave geschleppt. In Lübeck gebe es leider kaum Möglichkeiten, alte Schiffe zu entsorgen. Lesen Sie auch Wegen Corona: Polizei schickt Schlittschuhfahrer vom Stadtpark-Teich Travemünde: Hotel Stilwerk Baubeginn später. Finanzierung ungewöhnlich Lübeck: Brüggen bietet kostenlose Corona-Tests für alle Mitarbeiter Hafenbetreiber: Ursache für Unglück unklar: „Die Ursache für das Sinken des Kutters ist weiterhin unklar“, sagt André Aue, Geschäftsführer der Priwall-Hafen-Betriebsgesellschaft. Der Schiffseigner sei über den Vorfall informiert und aufgefordert worden, den Kutter umgehend zu entfernen. Aktuell seien jedoch keine Aktionen oder Bemühungen des Eigners erkennbar. Um eventuell austretende Betriebsstoffe einzudämmen, sei eine zweite Ölsperre gelegt worden. Aue: „Wir sind in engem Austausch mit den jeweiligen Behörden und Bergungsunternehmen, um die weiteren Schritte zu besprechen.“ Von Thomas Krohn