Travemünde: Liselotte Schoop feiert ihren 100. Geburtstag

In ihrer Familie sind alle sehr alt geworden. Doch dass Liselotte Schoop einmal 100 Jahre alt werden würde, hätte sie nicht gedacht. Am Donnerstag feiert sie Geburtstag. Besonders an die Zeit mit ihrem Mann denkt sie gerne zurück – sie waren 72 Jahre verheiratet. „Nichts ohne meine Lilo“: „Wir haben immer sehr viel Glück gehabt “, sagt Liselotte Schoop. Ein Herz und eine Seele seien sie gewesen. Sie und ihr Ehemann Kurt Schoop, der vor drei Jahren verstarb. Weil er nur ein Auge hatte, war er auf die Hilfe seiner Frau angewiesen. „Nichts ohne meine Lilo“, habe er gesagt. Auch in seinem Beruf war Liselotte Schoop „immer mit eingespannt“ gewesen, sagt sie. Kurt Schoop war unter anderem Protokollchef bei Krupp in Essen und Messechef in Düsseldorf. Während er Staatsbesuche organisierte, lud sie zum Damenprogramm. Liebe auf den ersten Blick: Sie mochte seine liebevolle Art und seine „Frontalität“. „Er war sehr charmant und konnte mit allen“, sagt sie. Kennengelernt haben sich beide ganz zufällig in Krakau, wo Liselotte als Sekretärin arbeitete. Dort habe er sie gesehen und sofort gewusst, dass sie seine Frau werden würde. Drei Wochen später haben sie sich verlobt und 1945 in Polen geheiratet. Es folgten eine Tochter, zwei Enkel und zwei Urenkel. Stets an Neuigkeiten interessiert: Liselotte Schoop ist in Großmöllen in Pommern geboren. Viel Zeit für sich hatte sie nie. Aber schon immer wollte sie sich weiterbilden und diskutieren. „Ich bin an allem interessiert“, sagt sie. Sie schaut Fernsehen, hört Radio und liest jeden Tag die Lübecker Nachrichten. Mit Freunden geht sie ab und zu auf dem Priwall spazieren. Dabei erzählen sie sich alte Geschichten. „Ich habe sehr viel erlebt.“ Lesen Sie auch: Travemünde: Lotsenstatue ist frisch restauriert Unfall in Lübeck: Audi rast in Bushaltestelle an Ratzeburger Allee Lübeck: Restaurant-Betreiber warten auf November-Hilfe Am Meer groß geworden: Erst 2003 zog sie mit ihrem Mann nach Travemünde, wo sie schon viele Jahre Urlaub gemacht hatten. Wegen eines Schlaganfalls konnte sie nicht mehr laufen. Doch am Meer erholte sie sich und konnte bald wieder gehen. „Ich bin ja am Meer groß geworden“, sagt sie. In Travemünde gefallen ihr besonders die Altstadt und die schönen Wege am Ufer. „Ich bin kein Bergmensch. Ich brauche die See und die Weite.“ Geburtstag wird verlängert: Und Liselotte Schoop braucht ihre Familie. Ab und zu telefoniert sie mit ihrer vierjährigen Urenkelin – bei deren Einschulung will sie unbedingt dabei sein. „Unser Familienverhältnis ist sehr gut“, sagt sie. Auf eine große Geburtstagsfeier muss sie coronabedingt leider verzichten. Aber sie erhält eine DVD, auf der ihr Freunde und Familie Glückwünsche zukommen lassen. Und damit auch jeder ihr persönlich gratulieren kann, wird der Geburtstag einfach auf vier Tage verlängert. Von Elmar Westerkamp