Trotz Corona: So wird Lübecker Bedürftigen geholfen

Beim Café WuT gibt es Fingerfood, der Kinderschutzbund verteilt Einkaufsgutscheine: Trotz Corona hören die Lübecker Hilfseinrichtungen nicht auf, bedürftigen Menschen unkompliziert zu helfen. Essen to go aus dem Café WuT: „Wir haben viele Tränen in den Augen gesehen“, sagt Oliver Grell, Leiter des Lübecker Café WuT. „Aber wenigstens konnten wir sehen, dass es ihnen den Umständen entsprechend gut geht.“ Normalerweise bietet das Café einmal am Tag eine Mittagsmahlzeit – kostenlos. Bedürftige können hier unter anderem duschen, ihre Wäsche waschen und so weiter. „Das alles ist uns in Coronazeiten nicht erlaubt“, beklagt Grell. Aber die Mitarbeiter der Einrichtung haben nach alternativen Lösungen gesucht. Nach freiwillig auferlegter Quarantäne hat das Team ein Essen zum Mitnehmen aus der Taufe, genauer, aus der Küche, gehoben. Am Montag war die Premiere mit Fingerfood. Täglich von 12 bis 14 Uhr ist die Essensausgabe. „Das wird toll angenommen“, sagt Grell. „Leider ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber es ist das, was wir momentan leisten können.“ Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Kostenlose Atemschutzmasken und Handschuhe: „Das ist einfach nur Weltklasse“, sagt ein Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte und selbst einmal von Obdachlosigkeit betroffen war. „Es ist toll, dass es Menschen gibt, die jenen helfen, die auf der Straße leben.“ Zusammen mit ihrem Mitarbeiter-Team achtet Kristina König, stellvertretende Leiterin des Cafés, darauf, dass jeder Besucher eine Atemschutzmaske und ein paar Einmalhandschuhe bekommt. „Sicherheit geht vor“, sagt König. Und es wird auch streng der Einlass kontrolliert. Einer nach dem anderen wird versorgt, jeweils in zeitlichen und räumlichen Abständen. 20-Euro-Gutscheine vom Kinderschutzbund: Auch der Lübecker Kinderschutzbund hat sich etwas einfallen lassen, um betroffenen Menschen in Coronazeiten zu helfen: Seit fünf Wochen ist im Lübecker Kinderhaus stark eingeschränkter Betrieb. Von den etwa 450 Kindern, die sonst täglich in den Einrichtungen betreut werden, waren in den letzten Wochen etwa 15 bis 20 vor Ort. „Leider ist ja noch kein Ende in Sicht. Und für viele einkommensschwache Familien heißt dies weiterhin eine erhöhte finanzielle Belastung“, sagt Kinderhaus-Leiter Nicola Leuschner. „Einerseits konnten die Tafeln nicht in gewohnter Weise liefern, zum andern fiel in Kitas und Grundschulen die Beköstigung wie Mittagessen weg“, sagt Leuschner. „Wir sorgen uns um betroffenen Familien und fragen uns, wie sie diese Mehrbelastung kompensieren können. Denn dies wird für viele ein unglaublicher Kraftakt werden.“ Um Familien zu unterstützen, hat der Kinderschutzbund an 100 Familien Einkaufs-Gutscheine à 20 Euro verteilt. „Gerne würden wir diese Aktion noch weiter ausbauen.“ Deshalb freue sich Leuschner über entsprechende Spenden. Jessica Jacob ist Mutter zweier Kinder im Alter von acht und 13 Jahren. Sie ist in den Genuss eines Aldi-Gutscheins gekommen. „Das ist eine tolle Hilfe“, sagt Jacob. Auch Mut machende Briefe hat sie vom Kinderhaus bekommen. „Die sind einfach da, wenn man sie braucht“, lobt die Lübeckerin die Einrichtung. Große Unterstützung der Bevölkerung: Bei der Lübecker Tafel ruht derzeit der reguläre Betrieb. „Wir sind aber guter Hoffnung, den Betrieb in absehbarer Zeit wieder aufnehmen zu können“, sagt Joachim Lamm, Vorsitzender der Tafel. „Eine Tatsache stimmt uns in diesen trüben Zeiten glücklich und zuversichtlich gleichermaßen: Die Tafel wird auch in schwierigen Zeiten sehr großzügig mit Spenden bedacht, sowohl aus dem privaten als auch dem gewerblichen Bereich.“ Unter anderem als Spender dabei sind die Firmen von Ralph Moeller (Oxxi-Kfz-Meister) und der Immobilienmakler Frank Hill. Die Mitglieder des Vereins „Wir in Genin“ haben jüngst drei Paletten Fertiggerichten von Erasco im Wert von 1500 Euro an die Lübecker Tafel gespendet. Als nächstes Projekt haben sie sich dazu entschlossen, den Wärmebus Lübeck zu unterstützen. Ehrenamtler versorgen mit einem Bus Obdachlose in Lübeck mit Getränken, Mahlzeiten, Kleidung und Schlafsäcken oder Isomatten. Sachspenden können an der Carwash Autowaschstraße, Geniner Straße 72-74, abgegeben werden. Nach wie vor engagieren sich auch die Lübecker Linken mit der Kirchengemeinde St. Marien und dem Obdachlosenhilfe-Verein in der Verpflegung von Bedürftigen, zumeist Obdachlosen. „Alle Initiativen werden von der Bevölkerung sehr stark unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind“, sagt Linken-Chef, Andreas Müller. 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