UV-Strahlung: Lübeck will Kinder vor der Sonne schützen

Klimawandel, heißere Sommer, stärkere Sonneneinstrahlung: Die Politiker sorgen sich um die Gesundheit der Lübecker Kinder. Die Bürgerschaft hat auf Vorschlag der Grünen beschlossen, dass Spielplätze, Freibäder und Schulhöfe unter die Lupe genommen werden, ob Kinder dort genug Schutz vor Sonne finden. Wenn nicht, soll mit Sonnensegeln, Bepflanzung oder auch Baumaßnahmen Abhilfe geschaffen werden. Die Grünen begründen ihren Vorstoß mit dem Klimawandel. „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, um die schon heute nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels zu bewältigen“, sagen Simone Stojan und André Kleyer von der Rathausfraktion. „Dazu gehört auch, Kinder während der stärker werdenden Hitzeperioden vor gefährlicher, krebserregender UV-Strahlung zu schützen.“ Schutz vor Sonne keine reine Privatangelegenheit: Die Verwaltung muss jetzt prüfen, welche Spielplätze, Schwimmbecken und Schulhöfe in den Sommermonaten besonders stark der Sonne ausgesetzt sind. Schulhöfe, die in den 1980er und 1990er Jahren errichtet worden seien, würden kaum Schutz bieten, berichtet Kleyer, der Vorsitzender des Schul- und Sportausschusses ist. Die Verwaltunglegt ein Klimaschutzpaket mit 63 Maßnahmen vor, die im Jahr 2021 und darüber hinaus umgesetzt werden sollen. Im September wird das Klimaschutzpaket in den politischen Ausschüssen und der Bürgerschaft beraten. Die Verwaltung gibt den Einwohnern die Gelegenheit, ihre Meinung mitzuteilen. Die Rückmeldungen werden ausgewertet und als Entscheidungsunterstützung an die Politik weitergeleitet. Darüber hinaus dienen sie als Orientierung für die zukünftige Arbeit der Klimaleitstelle. Die Online-Befragung läuft bis zum 20. September 2020 und ist unter www.uebermorgen.luebeck.de aufrufbar. Ziel des Klimaschutz-Pakets ist es, die Lübecker Treibhausgas-Emissionen zukünftig deutlich stärker als bisher zu senken. Rückfragen zu den Inhalten beantwortet das Team der Klimaleitstelle per E-Mail an klimaschutz@luebeck.de oder telefonisch unter der Rufnummer 04 51/122 39 67. Die Kinder vor der Sonne zu schützen, sei auch keine reine Privatangelegenheit der Eltern. „Schüler haben keine Wahl, ob sie sich auf einem Schulhof aufhalten“, erklärt der Grünen-Politiker, „und die Eltern haben keinen Zugriff darauf.“ Bei dem Neubau von Schulen wie der Modulschule auf der Hüxwiese sollte das von vorneherein mitbedacht werden, fordert Kleyer. Pausenhöfe ohne jeden Sonnenschutz: Spielplätze sollten nicht nur aus großen Sandflächen bestehen, Klettergerüste könnten so gebaut werden, dass sie auch Schatten spenden, schlägt André Kleyer vor. Jörg Haltermann, Leiter der Schule Tremser Teich und für die SPD im Schul- und Sportausschuss, hat sich für die Aufnahme der Schulhöfe in das Programm stark gemacht. Es gebe Pausenhöfe, auf denen die Schüler überhaupt keinen Sonnenschutz finden würden: „Bei 30 Grad und Pausen, die auch mal eine halbe Stunde lang sein können, ist das schon schwierig.“ Alles, was Lübeck voranbringt: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach. Hier kostenlos den Newsletter „Lübeck next“ bestellen! Klimaschützer: Hitzetage in Lübeck nehmen zu: Die Intensität der Sonneneinstrahlung und die Zahl der Sonnenstunden habe in Lübeck zugenommen, sagen die Grünen. Die städtische Klimaleitstelle bestätigt das. „In den Jahren 2007, 2010, 2015 und 2018 gab es Warnungen vom Deutschen Wetterdienst vor extremer Wärmebelastung in Lübeck“, schreiben die Klimaschützer in dem Bericht „Der Klimawandel und seine Folgen für Lübeck“. Im 20. Jahrhundert habe es im Durchschnitt ein bis drei Hitzetage in der Hansestadt gegeben. In den Sommern 2015 gab es neun, 2019 zwölf und 2018 sogar 16 Tage, in denen die Höchsttemperatur die 30 Grad Celsius überschritt. Auch aus ärztlicher Sicht wird der Schutz vor Sonne immer wichtiger. „Ein guter Schutz vor UV-Strahlung ist für jedes Kind sehr wichtig“, sagt Dr. Thomas Parlowsky. „Wir wissen um die schädigende Wirkung der UV-Strahlung, die im Verlauf des Lebens ein entscheidender Faktor in der Entstehung von Hautkrebs darstellen kann.“ Kinder- und Jugendarzt gibt Tipps: Der Sprecher der Lübecker Kinder- und Jugendärzte rät, in der Mittagszeit zwischen 11 und 15 Uhr die Sonne zu meiden und den Aufenthalt im Schatten. „Das Tragen von sonnendichter Kleidung und einer Kopfbedeckung, großzügiges Auftragen von Sonnencremes für Babys und Kinder mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 sowie das Tragen spezieller UV-Badekleidung sind Empfehlungen, die wir in die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder einfließen lassen und die für Kinderärzte selbstverständlich sind“, erklärt Parlowsky. Die Bürgerschaft erwartet noch in diesem Monat einen Bericht der Verwaltung dazu. Für bauliche Maßnahmen sollen im Jahr 2022 entsprechende finanzielle Mittel bereitstehen, erklärt Grünen-Politiker Kleyer. Von Kai Dordowsky