Über die harte Arbeit an Deck der „Passat“

Majestätisch baut sich die „Passat“ am Priwallhafen auf. Das 1911 gebaute Segelschiff ist nicht nur Veranstaltungsort und schwimmendes Hotel. Die Ausstellung über die Geschichte der „Passat“ können Besucher in den großen Räumen verfolgen. Nach 30 Jahren wird das Konzept des Schiffsmuseums nun überarbeitet. Bis zur Sommersaison 2016 sollen die beiden Ausstellungsräume auf und unter Deck in neuem Glanz erstrahlen. „Die alte Ausstellung war ein Sammelsurium von Gegenständen der „Passat“ — wie Geschirr und privaten Gegenständen der Mannschaft“, erklärt Christiane Levermann vom Bereich Schule und Sport der Stadt Lübeck. Die neue Idee: Mit Hilfe des Tagebuchs des Schiffsjungen Herbert Scheuffler soll eine emotionalere Bindung vom Besucher zum Schiff entstehen. Scheuffler heuerte im Jahr 1932 auf der „Passat“ an. Seine Eltern zahlten 1500 Reichsmark, um ihn auf dem Schiff unterzubringen. Der damals 15-Jährige berichtet in seinen Aufzeichnungen „Die ,Passat‘ und Ich“ detailliert über die Reise um die Welt und den Alltag an Bord. „Im oberen Bereich soll eine wellenförmige Wand Vitrinen, Informationen und Gucklöcher einfassen“, erzählt Levermann. Die Geschichten vom Schiffsjungen Scheuffler werden hier ausgestellt. Noch befindet sich dieser Bereich im Aufbau. Die unterste Schiffsebene ist aber schon fertig. Über eine lange, steile Treppe gelangen die Besucher in den Schiffsbug. Ein überdimensional großer Raum befindet sich unter der Wasserlinie. „Wir haben uns hier auf die Stimmung und Atmosphäre konzentriert“, erklärt Levermann. In blaues Licht getaucht wirkt der ehemalige Frachtraum beeindruckend — fast ein bisschen gespenstisch. Herzstück des Ausstellungsraums ist eine Ladeszene. Hoch sind hier Säcke gestapelt — mit Seilwinden, sogenannten Taljen, können Interessierte die Ladung anheben und ein Gespür für die harte Arbeit der Schiffsbesatzung erhalten. Besonders malerisch ist eine Fotowand unter Deck. „Aus dem Archiv des Vereins ,Rettet die Passat‘ haben wir private Fotos der Besatzung zusammengesucht“, so Levermann. Vom Matrosen, über den Schiffshund, bis hin zu den Kapitänen — auf den Fotografien sind über die Jahre verschiedene Besatzungsmitglieder vertreten. Alte Segel, ein Steuerrad der „Passat“ und Aufzeichnungen über die Umsegelung von Kap Horn sind die neuen Elemente in der Ausstellung der Segelschiffs. „Das Konzept ist ausnahmslos ein Projekt der Hansestadt Lübeck“, macht Levermann klar. Fachliche und personelle Unterstützung habe die Stadt vom Verein erhalten. Auch bei der Planung und Umsetzung halfen Lichtdesigner und Grafiker. Obwohl die musealen Arbeiten noch in vollem Gange sind, können Besucher noch bis zum 31. Oktober einen ersten Blick auf das neue Konzept werfen. „Seit knapp einem Jahr läuft die Arbeit am Projekt“, sagt Levermann. Von November bis März hat das Team der Hansestadt und des Vereins „Rettet die Passat“ noch Zeit. Denn dann kommen die ersten Touristen auf das alte Segelschiff. In den Genuss der neuen Ausstellung sollen die Besucher schon zu Beginn der Osterferien 2016 kommen. „Die Passat und Ich“ Der Schiffsjunge Herbert Scheuffler war dem damaligen Kapitän eigentlich zu klein. Nur durch gute Beziehungen schaffte es der 15-Jährige an Bord. Aus den Tagebüchern geht hervor, dass die Besatzung zum Vergnügen Albatrosse fing und wieder freiließ. Die Vögel galten als die Seelen verstorbener Seeleute und durften nicht verletzt werden. Der Besuch der „Passat“ kostet für Erwachsene vier Euro. Für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt frei. Tomma Petersen

Travemünde - Über die harte Arbeit an Deck der „Passat“