Umweltminister bleibt hart: AKW-Bauschutt soll nach Lübeck

Lebhafte Debatte zum AKW-Bauschutt in der Lübecker Bürgerschaft: Der Kieler Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) stellte sich wegen der geplanten Zuweisung von 12 500 Tonnen AKW-Bauschutt an die Deponie Niemark einer stundenlangen Befragung durch die Kommunalpolitiker. SPD-Politiker forderten zunächst eine Entschuldigung des Ministers für seine Äußerungen in einem LN-Interview. Albrecht hatte den Kommunalpolitikern von SPD und CDU vorgeworfen, mit einer Anzeige in einem Wochenblatt Ängste in der Bevölkerung zu schüren und den Bürgern Sand in die Augen zu streuen. Bürgermeister Lindenau verlangt Offenheit: „Sie diffamieren uns, weil Ihnen unsere Aussagen nicht in den Kram passen“, kritisierte SPD-Fraktionschef Peter Petereit und forderte Informationen für Lübeckerinnen und Lübecker ein. Petereit: „Wann wollen Sie damit anfangen? Wenn der erste Laster mit dem Bauschutt nach Lübeck rollt?“ Dass Albrecht den Deponien in Harrislee und Großenaspe keinen Bauschutt zuweist, bezeichnete Carsten Grohmann, Kreisvorsitzender der CDU, als unfair: „Sie nehmen den Lübeckern die Luft zum Atmen.“ Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) forderte Albrecht auf, mit offenen Karten zu spielen. Einige Zahlen, mit denen der Minister herumjonglieren würde, seien der Hansestadt nicht bekannt. „Sie sprechen insgesamt von 50 000 Tonnen. Diese Zahl wurde nicht an die Hansestadt Lübeck übermittelt, bemängelte er. Grüne und FDP kritisieren „Polit-Show“: Politiker von Grünen, FDP und AfD kritisierten die Anhörung des Ministers als Polit-Show. Der Aufforderung, die Zwangszuweisung zurückzunehmen, kam der Minister nicht nach. Albrecht betonte, dass von dem Bauschutt keinerlei Gefahr für die Bürger im Umfeld der Deponie Niemark ausgehe. Auch die Beschäftigten der Deponie würden keinen Risiken ausgesetzt. Er erklärte, dass er den Kraftwerksbetreibern auch nicht traue, aber die Freimessungen würden zu 100 Prozent kontrolliert. Hier können Sie die Debatte im Live-Ticker nachlesen. Das Kieler Umweltministerium hatte Mitte Januar angekündigt, den beim Rückbau des Atomkraftwerkes Brunsbüttel anfallenden Bauschutt den Deponien Niemark und Johannistal in Ostholstein zuzuweisen. Dabei handelt es sich um so genannten freigemessenen Bauschutt, der eine Reststrahlung von unter 10 Mikrosievert pro Jahr abgeben soll. Laut Umweltministerium liegt dieser Wert deutlich unter dem der natürlichen Strahlenbelastung in der Umwelt. Lesen Sie auch Wie gefährlich ist das AKW-Material wirklich? Homeschooling: Hunderte Laptops und iPads liegen in Lübecks Schulen ungenutzt herum Streit um Maskenpflicht: Kundin schlägt Verkäuferin in Travemünde – 1000 Euro Strafe CDU und SPD hatten hohe Erwartungen an den Auftritt des Umweltministers Jan Philipp Albrecht (Grüne) geknüpft. Albrecht sollte nicht nur seine Zuweisung von AKW-Bauschutt wieder mit nach Kiel nehmen, er sollte sich auch noch entschuldigen. Der Minister hatte den Kommunalpolitikern vorgehalten, das sie den Bürgern in Sachen AKW-Bauschutt Sand in die Augen streuen, verantwortungslos handeln und Ängste in der Bevölkerung schüren würden. Albrecht hatte sich über eine Anzeige von SPD, CDU, Freien Wählern und GAL im Lübecker Wochenspiegel aufgeregt. Die SPD verwies darauf, dass es unklar sei, ob der ‚freigemessene‘ Bauschutt gänzlich ungefährlich ist. Die CDU indes befürchtet einen Imageschaden für die Kulturstadt Lübeck, wenn der AKW-Bauschutt auf der Deponie Niemark entsorgt wird. Von Kai Dordowsky