Verkehrsversuch Beckergrube: Noch weniger Platz für Autos?

Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos) hat sich im Bauausschuss der Bürgerschaft für eine Verengung der Fahrbahn der Beckergrube für wenige Monate ausgesprochen. „Eine Verengung auf dem Abschnitt vor dem Theater sollten wir für zwei bis drei Monate überlegen“, erklärte Hagen den Politikern. Doch damit stößt sie auf Widerstand. Die Fahrbahn sollte von sechs auf 4,50 Meter verengt werden. Ziel sei, den Autoverkehr noch weiter auszubremsen. „Es geht um eine Entschleunigung des Pkw-Verkehrs“, erläuterte Stadtplaner Karsten Schröder die Überlegungen der Bauverwaltung. Bei sechs Metern Breite könnte Autos immer noch zügig durch die Beckergrube fahren. Ursprünglich wollte die Bauverwaltung das vorgeschriebene Tempo sogar auf zehn Kilometer pro Stunde begrenzen. Jetzt gelten dort 20 Kilometer pro Stunde. 60 Prozent weniger Fahrzeuge in der Beckergrube: Nach Angaben der Verwaltung wurde der Kfz-Verkehr durch die Beckergrube seit Beginn des Verkehrsversuchs um 60 Prozent reduziert. Zählungen und Messungen im September 2020 ergaben, dass täglich 2810 Kraftfahrzeuge durch die Beckergrube rollen – 2240 vom Koberg kommend zur Untertrave und 570 von der Untertrave kommend in Richtung Koberg. Vor dem Verkehrsversuch fuhren täglich 7000 Kfz durch die Beckergrube. Lesen Sie auch Wut auf Lauterbach, Leopoldina und Co: Die Pandemie des Hasses Dänemark führt strengere Einreisebeschränkungen für Grenzgebiete ein Osterurlaub 2021 in Schleswig-Holstein: Erlaubt oder nicht? 50 Prozent der Kfz zählten zum Durchgangsverkehr. Die andere Hälfte waren Anwohner, Lieferverkehre, Linien- und Busverkehre, Schwerbehindertenverkehre, Taxen und Mietwagen. Diese etwa 3500 Kfz dürfen weiterhin durch die Beckergrube fahren. „Die Verengung sollten wir bis Mai testen“, erklärte Axel Flasbarth (Grüne) im Bauausschuss, „die Fahrbahn kann mit wenig Aufwand verengt werden.“ Markierung, Baken und Blumenkisten würden laut Verwaltung dafür reichen. Auch Antje Jansen (GAL) sprach sich dafür aus. Flaschenhals für den Busverkehr: Erhebliche Bedenken äußerten CDU, SPD und FDP. Busfahrer müssten sich per Handzeichen verständigen, wer zuerst fahren solle, sagt Ulrich Pluschkell (SPD), Radfahrer könnten von Bussen nicht überholt werden. „Wir halten eine Verengung für gefährlich“, sagte Christopher Lötsch (CDU). Der Durchgangsverkehr sollte lieber verstärkt kontrolliert werden. „Wir hätten an der Stelle einen Flaschenhals“, erklärte Thomas-Markus Leber (FDP), „der Busverkehr würde behindert.“ Der Bauausschuss sprach sich mit klarer Mehrheit gegen die Verengung der Beckergrube vor dem Theater aus. Mit Beginn des Verkehrsversuches in der Beckergrube im vergangenen Mai gelten in der Straße neue Regeln. Die Durchfahrt zwischen Koberg und Beckergrube ist nicht mehr möglich. Ausgenommen sind Busse, Taxis, Mietwagen, Lieferverkehr, Radverkehr, E-Fahrzeuge, E-Scooter sowie Schwerbehinderte und Bewohner mit Parkausweis. Der Verkehrsversuch ist für ein Jahr angesetzt und betrifft nicht den unteren Teil der Beckergrube zwischen An der Untertrave und der Kreuzung Fünfhausen. Von Kai Dordowsky