Verlängerter Corona-Lockdown: So geht es Eltern mit behinderten Kindern

Schwierige Kinderbetreuung im verlängerten Lockdown: Viele Eltern in Lübeck wissen nicht, wie sie ihr Kind im Januar betreuen sollen. Besonders kompliziert ist es für Eltern, deren Kinder eine Behinderung haben. „Ich stecke zwischen Kinderbetreuung, Home Schooling und den Therapien meines Sohnes fest“, sagt Mascha Benecke-Benbouabdellah, die zwei Kinder hat, von denen eines mit Trisomie 21 lebt. „Der Haushalt und meine Arbeit kommen natürlich noch dazu.“ Notbetreuung für behindertes Kind: „Es ist mir zu riskant“: Die Logopädie ihres Sohnes kann momentan nur online stattfinden, die Physiotherapie zwei Mal in der Woche in der Praxis. „Ich habe meine selbstständige Tätigkeit als Dolmetscherin auf ein Minimum zurückgefahren, auch weil mein Mann als Bauleiter im Krankenhausbau gerade besonders viel zu tun hat.“ Ihre Kita bietet auch Notbetreuung an, allerdings nimmt sie dieses Angebot derzeit nicht wahr. „Es gab schon zwei Corona-Fälle in der Kita. Es ist mir einfach zu riskant, ich habe Sorgen um die Gesundheit meines Sohnes. Die Frühförderung findet bei uns zuhause statt – das erleichtert die Sache sehr! Wir haben sehr viel Glück, dass wir die Betreuung unseres Kindes so organisieren können.“ Lesen Sie auch Lübeck: Gedenken an Brandanschlag in der Hafenstraße Lübeck: Stadt räumt ehemaliges C&A-Haus „Theater ist sinnlos, wenn keine Zuschauer kommen dürfen“, sagt Lübecks Theaterchef Caspar Sawade im Interview Nicht alle Kitas bieten Notbetreuung für behinderte Kinder: Aber so viel Glück haben nicht alle Eltern. „Ich habe von mehreren Eltern und von verschiedenen Einrichtungen gehört, dass dort im Moment keine Frühförderung für I-Kinder angeboten wird“, sagt Benecke-Benbouabdellah. „Wahrscheinlich fehlt es an Personal oder an Räumen. Aber das ist ein Unding! Die Eltern werden mit der Förderung ihrer Kinder allein gelassen. Aus meiner Sicht muss es möglich sein, für diese Kinder in ihrer Kita ein spezielles Angebot durchzuführen, in einer Kleingruppe von Kindern mit und ohne Förderbedarf, geleitet von festen Bezugspersonen und wo möglich unter Beachtung aller Hygieneanforderungen.“ Lebenshilfe SH: Familien sind an Belastungsgrenze: Alexandra Arnold, Geschäftsführung Lebenshilfe Schleswig-Holstein, sagt, dass die Betreuungsangebote für Eltern mit Kindern, die eine Behinderung haben, im Land stark variieren. „In manchen Kreis und kreisfreien Städten können beispielsweise Schulbegleitungen nun auch in den Familien eingesetzt werden. Hier ist Entlastung da“, sagt Arnold. „In anderen Kreisen wiederum ist das nicht möglich, mit der Konsequenz, dass Eltern im Homeoffice arbeiten und gleichzeitig Pflege und Betreuung ihrer Kinder mit Behinderung sicherstellen müssen.“ Auch im Kita-Bereich gebe es sehr unterschiedliche Bedingungen, je nachdem, wie die personelle Ausstattung des Trägers aussehe. „Auf jeden Fall ist immer mit einem stark erhöhten organisatorischen Aufwand für die Familien zu rechnen, die ohnehin bereits oft an ihren Belastungsgrenzen sind.“ Von Hannes Lintschnig