Viel Arbeit, Kein Verdienst: Lübecks Reisebüros leiden unter der Corona-Krise

Viele Urlauber mussten ihre Frühjahrs-Reise wegen der Corona-Krise kurzfristig stornieren oder abbrechen. Für die Reisebüros bedeutet das, Stornierungen, Rückreisen und Erstattungen zu organisieren. Die zusätzliche Arbeit kostet viel Zeit und Mühe, die nicht entlohnt wird – denn Neubuchungen bleiben aus. „Bei uns ist die Hölle los. Wir haben momentan mehr zu tun als vor der Corona-Krise“, berichtet Peter Eichenberg, Inhaber des Reisebüros Flugcontact Lübeck. Die Türen des Büros in der Dr.-Julius-Leber-Straße sind seit einer Woche geschlossen, gearbeitet wird dahinter aber trotzdem noch. „Wir sind weiterhin für unsere Kunden da und versuchen momentan vor allem dabei zu helfen, die im Ausland festsitzenden Reisenden zurück zu holen“, sagt Eichenberg. „Wir haben viel Arbeit, machen aber nur Verluste“: Bianca Roloff, Geschäftsführerin des Gilly Reisebüros in der Wahmstraße, erklärt, weshalb gerade das oft schwierig ist: „Viele Flughäfen lassen keine Transits mehr zu, und Fluggesellschaften haben weltweit zahlreiche Flüge gestrichen.“ Deshalb müssten Reisende häufig über Umwege zurück nach Deutschland gebracht werden. Das zu organisieren, erfordere einen großen Aufwand, der nicht entlohnt wird. Roloff beklagt: „Wir haben unheimlich viel Arbeit, machen zugleich aber nur Verluste, weil wir keine Reisen mehr verkaufen, sondern nur noch stornieren.“ Neubuchungen bleiben aus, Provisionen gehen verloren: Auch Peter Eichenberg von Flugcontact bestätigt: „Es kommen kaum neue Buchungen mehr rein.“ Einnahmen würden höchstens durch Umbuchungen erzielt, doch das allein reiche nicht aus. Besonders problematisch sei außerdem, dass den Reisebüros nun etliche Provisionen verloren gehen. Diese zahlt ihnen normalerweise der Reiseveranstalter, wenn der Kunde die gebuchte Reise angetreten hat. „Das ist besonders schlimm für Büros, die ausschließlich Pauschalreisen verkaufen“, sagt Eichenberg. „Die gehen jetzt komplett leer aus und müssen sogar teilweise geleistete Provisionszahlungen an die Reiseveranstalter zurück zahlen.“ „So etwas hatten wir noch nie“: Eichenberg nennt die Corona-Krise ein „einschneidendes Erlebnis“ für viele Branchen. Vor 21 Jahren gründete er sein Reisebüro in Lübeck und hat seither viele Höhen und Tiefen überwunden. „Herausforderungen gibt es immer, jedes Jahr ist wieder besonders. Aber sowas hatten wir in diesem Ausmaß noch nie.“ Er und seine zwei Mitarbeiterinnen hoffen für Reisebüros und -veranstalter, dass sie diese Zeit überstehen können. Bianca Roloff vom Gilly Reisebüro bilanziert: „Jeder hat zu klagen, aber in der Reisebranche sieht es wirklich schlecht aus.“ Experten rufen dazu auf, Reiseunternehmen zu unterstützen: Dennoch gibt es einige Dinge, mit denen Kunden die Unternehmen in dieser schweren Zeit unterstützen können, wissen die beiden Reiseexperten. „Die Kunden sollten jetzt die Möglichkeit nutzen, wenn sie Reisen umbuchen oder verlegen können“, betont Eichenberg. Einige Veranstalter oder Fluggesellschaften würden auch Gutscheine anbieten, die oftmals mehrere Jahre lang gültig sind. So könnten die betroffenen Urlauber ihre Reise nachholen – und die Veranstalter machen vorerst keinen Verlust durch die Stornierung. Erst einmal Ruhe bewahren: Roloff appelliert vor allem an Leute, die sich um ihre Reisen im Sommer sorgen, erst einmal die Ruhe zu bewahren. Viele riefen im Reisebüro an, weil sie verunsichert seien und jetzt schon überlegten, ihren Urlaub im Juni, Juli oder noch später zu stornieren. Dabei wisse man jetzt noch gar nicht, wie die Lage zu dieser Zeit sein wird, so Roloff. Betroffene sollten deshalb erst einmal abwarten und sich gegebenenfalls etwa einen Monat vor Antritt der Reise melden. „Die Stornogebüren ändern sich nicht, egal ob sie jetzt oder 30 Tage vorher stornieren“, erklärt die Expertin. 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Corona und die Reisebranche - Lübecks Reisebüros leiden unter der Corona-Krise