Voi gegen Lime: Enges E-Scooter-Testduell in Lübeck

Die Hansestadt kommt ins Rollen: Insgesamt 1200 E-Scooter sind seit gut einer Woche in Lübeck unterwegs, nachdem die Firma Lime mit 500 neuen Elektro-Tretrollern als zweiter Anbieter am Start ist und das Fahrgeschäft auf Leihbasis in Konkurrenz zu den 700 Voi-Scootern belebt. Grund genug, um in einem Praxis-Test zu erfahren, welcher Zweirad-Typ hier besser ankommt. Kennen Sie schon unsere neue Facebook-Gruppe „Verkehr in und um Lübeck – alle News, alle Infos“? Hier können Sie sich mit uns und anderen Usern in einem geschützten Rahmen zu diesem Themenbereich austauschen und vernetzen. Sportliche LN-Testpilotinnen auf Holperpflaster: Als LN-Testpilotinnen sind Laura Riehl (Alter: 25 Jahre, Größe: 1,80 m; Gewicht: 75 kg) und Leonie Wulf (30; 1,70 m; 73 kg) wechselweise mit beiden Scootern auch über mitunter extrem holperige Altstadt-Straßen gefahren. Um es vorweg zu nehmen: Für die beiden Handballerinnen, die einst in Travemünde Zweitliga-Tore warfen und mittlerweile für die SG Todesfelde/Leezen um Oberliga-Punkte spielen, „sind beide Roller wirklich gute und angenehme Fortbewegungsmittel – auch auf der Altstadt-Insel. Und sie fahren beide extrem leise.“ „Optik und Farbe spielen für mich keine Rolle“: Auf den ersten Blick sehen die giftgrün-weißen Lime-Scooter zwar flotter aus als die in Lübeck bereits „alteingesessenen“, mattroten Voi-Modelle. Doch Laura Riehl findet: „Optik und Farbe spielen für mich keine Rolle – ich finde das unwichtig. Hauptsache, die Dinger funktionieren.“ Leonie Wulf räumt zwar auch ein, „dass mir das Aussehen ziemlich egal ist, aber auf alle Fälle hat der Lime-Roller ein moderneres, größeres Display.“ Lime-Display zeigt Parkverbotszonen an: Tatsächlich zeigt das mehrfarbige Display des Newcomers mit Hinterradantrieb nicht nur Geschwindigkeit und Ladestatus der Batterie an, sondern weist seinen Benutzer per GPS-Ortung auch optisch darauf hin, wo überall der Lime-Scooter nicht abgestellt werden darf. Dieses Feature gibt es beim Mitbewerber Voi erst ab der nächsten Scooter-Generation V3X, die laut Claus Unterkircher, General Manager für Deutschland, Österreich und die Schweiz, mitsamt vor Ort austauschbaren Akkus jedoch „in Kürze auch nach Lübeck kommen soll“. Knackige Steigungen, rasante Abfahrt in der Marlesgrube: Bei der 45-minütigen Testfahrt werden vor allem die Marlesgrube und die Dankwartsgrube mit ihren knackigen Steigungen unter die Gummiräder genommen. Bergauf und auf ebener Strecke sind beide Scooter nahezu gleich schnell – oder gleich langsam auf dem kaum zu bewältigenden Kopfsteinpflaster in der Dankwartsgrube. Aber bergab rast Lime-Fahrerin Wulf ihrer Mitstreiterin in der Marlesgrube mit 29 Kilometer pro Stunde regelrecht davon. Denn Voi-Pilotin Riehl wird vom „intelligenten Bremssystem“ ihres Gefährts mit Vorderradantrieb automatisch im Zaum gehalten, so dass das gesetzliche Limit von 20 Kilometer pro Stunde nicht merklich überboten werden kann. Voi-Scooter bergab mit automatischer „Spaßbremse“: Doch die „Spaßbremse“ stört die 25-jährige Physiotherapeutin nicht. Und da sie ansonsten auch bei Slalomfahrten oder Stop-and-go-Passagen keine gravierenden Unterschiede feststellen kann, lautet ihr sportlich-faires Fazit nach der Scooter-Tour: „Für mich gibt es keinen klaren Favoriten – also endet das Ganze mit einem Unentschieden. Der Voi-Roller beschleunigt zwar besser und wird bergab elektrisch abgebremst, was sicherheitstechnisch ja durchaus sinnvoll ist. Aber dafür ist der Lime-Scooter irgendwie leichter zu handhaben, weicher in der Federung und hält seine Geschwindigkeit konstanter auf hohem Niveau. Dass das Lime-Trittbrett etwas kleiner und kürzer ist, macht mir mit Schuhgröße 40 nichts aus.“ Ein Remis und ein knapper Punktsieg für Lime: Für ihre 30-jährige Test-Partnerin, die ebenfalls gelernte Physiotherapeutin ist und sich aktuell mit einem Bachelor-Studiengang in Sachen Germanistik und Literatur fortbildet, gibt es indes einen knappen Sieger. Leonie Wulf sagt: „Generell finde ich den wohl etwas kürzeren Lime-Roller besser – nicht nur weil er bergab flotter ist, ohne dass man Sicherheitsbedenken haben muss. Auf dem habe ich einfach ein besseres Fahrgefühl, und das Handling ist auch in den Kurven besser.“ Aber sie merkt auch an: „Bei Bedarf würde ich im Zweifelsfall den Roller nehmen, der da ist, und nicht extra nach einem Lime-Scooter suchen.“ Lesen Sie auch: Lübeck: Die E-Scooter rollen wieder Immer mehr E-Scooter in Lübeck: Verleiher zufrieden mit dem Start Handynutzung, Helmpflicht und Promillegrenze – das müssen Sie zu E-Rollern wissen Von Andreas Oelker