Wakenitz Man 2020 in Lübeck: Bericht und Ergebnisse

Von Rothenhusen am Nordende des Ratzeburger Sees bis zur Falkenwiese braucht man mit dem Auto 20 Minuten, mit dem Fahrrad eine Dreiviertelstunde und zu Fuß zweieinhalb Stunden. Lotta Steinmann (20) hat etwas mehr als drei Stunden gebraucht – als Schwimmerin. Kurz vor 11.30 Uhr steigt sie im Naturbad Falkenwiese mit strahlend guter Laune aus dem Wasser. Sie ist die Siegerin der Frauen-Wertung des Schwimmwettkampfs „Wakenitz Man“. Sie war schneller als alle anderen, auch schneller als Jelger Westendorf, der Sieger der Männer. Wettkampf ohne Publikum: „Wir machen das für die Teilnehmer“: Seit 1998 richtet der Verein Trisport Lübeck den Wettkampf unter dem Namen „Wakenitz Man“ jährlich aus. Dass er dieses Jahr stattgefunden hat, ist trotzdem nicht selbstverständlich. Publikum gibt es nicht am Ziel im Naturbad Falkenwiese. „Normalerweise ist es hier brechend voll“, sagt Heinz Galling (60), einer der Organisatoren. „Eigentlich ist es eine traurige Veranstaltung, wenn man das so sieht, aber wir machen das für die Teilnehmer.“ Warum eigentlich nicht „Wakenitz Woman“? Nicht einmal die Helfer, die die Schwimmer in Booten begleitet haben, dürfen im Naturbad an Land gehen. Ungefähr 150 Freiwillige wirken beim „Wakenitz Man“ mit – in den Booten und am Ufer bei Start und Ziel. Die Beiboot-Besatzungen reichen den Schwimmern Essen und Trinken, warnen sie vor Hindernissen und rufen ihnen ermutigende Worte zu. Judith Grünberg (36) und Anna Quellhorst (38) haben einen Schwimmer begleitet. „Er wollte, dass wir rechts vor ihm paddeln und ihm Zeiten durchsagen“, sagt Grünberg. „Er wollte es gern unter vier Stunden schaffen.“ „Man könnte den Wettkampf auch ,Wakenitz Woman’ nennen“, sagt Laura Selle (20). Bei der Zweier-Staffel-Wertung ist sie mit ihrer Zwillingsschwester Lisa als Siegerin ins Ziel geschwommen. Die beiden stammen aus Lübeck und haben viel in der Wakenitz trainiert. „Ich bin sonst nicht so die Freiwasser-Schwimmerin“, sagt Laura. Aber dieser Wettkampf hat ihr gut gefallen: „Es gibt einen Start und ein Ziel, man schwimmt nicht im Kreis.“ Seerosen im Gesicht: Die Naturgewässer sind unter Corona-Bedingungen für Leistungsschwimmer unverzichtbar. Britta Teupke (48) aus Kiel macht mit Freunden die Vierer-Staffel. Ihr Abschnitt ist 4,3 km lang. Ihre Zeiten? „Pro Kilometer ungefähr 20 Minuten – ich bin motivierte Seniorin“, sagt sie und lacht. Ein wenig Respekt habe sie vor dem Flusswasser mit Kraut und Seerosen. „Da fehlen mir als Sportschwimmerin dann doch das klare Wasser und die Kacheln.“ Allerdings sei sie auf Hallenbäder nicht angewiesen – als Kielerin hat sie oft die Gelegenheit, in der Förde zu trainieren. Live-Stream von der Ziel-Ankunft: Posted by Lübecker Nachrichten Online on Sunday, August 30, 2020 Lotta Steinmann, die Siegerin, hat während der Corona-Zeit viel in den Seen um Mölln trainiert. „Man muss keine Rollwende machen“, sagt sie und lacht. In der Wakenitz ist sie an diesem Tag aber zum ersten Mal geschwommen. Sie hat keinen Neopren-Anzug getragen, weil sie es lieber hat, wenn die Schultern frei sind. Zu schaffen gemacht hat ihr nur der starke Wasserpflanzen-Wuchs nach den heißen Wochen: „Ein paar Mal konnte ich nichts sehen, weil ich Seerosen im Gesicht hatte.“ In der Warnow trainiert: Für Jelger Westendorf aus Kritzmow bei Rostock ist es der einzige Wettkampf in diesem Jahr. 14 Kilometer, so eine lange Strecke sei er noch nie zuvor geschwommen, sagt er. „Ich habe eine gute Trainingsgruppe in Rostock, und im Sommer habe ich in der Warnow trainiert.“ Dass die Siegerin der Frauen schneller war als er, stört ihn überhaupt nicht: „Lotta ist durch den Fehmarnbelt geschwommen! Da muss man sich nicht verstecken.“ Einzelschwimmerinnen: 1. Lotta Steinmann (Bälauer Badeenten), 3:11:32, 2. Silke Nevermann (Hamburg), 4:00:26, 3. Katrin Lammers (Berliner TSC), 4:03:50, 4. Ea Zecher (Lübeck), 4:04:17, 5. Alexandra Dietz (TSV Hochdahl), 4:39:35 Einzelschwimmer: 1. Jelger Westendorf (TG Trizack Rostock), 3:13:31, 2. Sven Kruse (Blau-Weiß Buchholz), 3:18:01, 3. Steffen Schmolke (SCDW), 3:28:11, 4. Tobias Schlauderbach (USC Kiel), 3:37:33, 5. Lars Glüsen (Stader Schwimmverein), 3:38:39 Zweier-Staffeln*:1. Laura und Lisa Selle (SG Stormarn-Barsbüttel), 3:04:20, 2. Niemann (SG Poseidon Berlin), 3:36:07, 3. Frank Ribcke (LTV Kiel Ost/PTSV), 3:36:13 Vierer-Staffeln*:1. Andreas Stein (SG Region Oldenburg), 3:12:28, 2. Kristin Duggen (Kiel), 3:38:47, 3. Marit Schröder (SG Stormarn-Barsbüttel), 3:39:54 *Bei den Staffeln ist jeweils nur der Name des Anmelders angegeben. Von Hanno Kabel