Was eine gute Nachbarschaft ausmacht

Mancher ärgert sich über neuzugezogene Nachbarn, die sich anders verhalten, andere über vollgeschmierte Wände oder laute Musik aus der Nachbarwohnung. Die Gründe, warum ein Miteinander in einem Wohngebiet nicht stimmig ist, sind vielfältig. Gemeinschaft entsteht nicht von selbst. Wie sozialer Zusammenhalt in Nachbarschaften funktionieren und gefördert werden kann, darüber tauschten sich gerade rund 100 Teilnehmer aus der Kommunalverwaltung, Sozialwissenschaftler, Stadtplaner und Mitarbeiter aus Wohnungsunternehmen auf der Fachtagung zum Thema Sozialer Zusammenhalt in Nachbarschaften in den Media Docks aus. Eingeladen zur Tagung hatten die Nachbarschaftsbüros der Hansestadt, der Lübecker Bauverein, die Neue Lübecker und die Grundstücksgesellschaft Trave. Grund der Veranstaltung war die Veröffentlichung einer Studie über den sozialen Zusammenhalt in Bremen von Professor Klaus Boehnke von der Jacobs University Bremen. Er untersucht darin, wie die soziale Mischung in verschiedenen Bremer Stadtteilen ist und von welchen Faktoren es abhängt, damit sich Menschen wohlfühlen in der Nachbarschaft. „Diese Studie haben wir zum Anlass genommen, um zu schauen, wie man die Ergebnisse der Studie auf Lübeck übertragen könnte“, sagte Birgit Reichel, Leiterin der Nachbarschaftsbüros der Hansestadt, die die Fachtagung organisierte. „Eine positive Nachbarschaft wirkt sich positiv auf das Lebensgefühl und das Wohlempfinden der Menschen aus. Es gibt zudem weniger Vandalismus, weniger Fluktuation, und das Sicherheitsgefühl wächst.“ Sie erklärte, wie soziale Arbeit zum Beispiel in Form der Nachbarschaftsbüros ein Quartier gestalten könne. Dabei müssten die Menschen vor Ort bei der Gestaltung ihres Wohnumfelds und der Integration von Flüchtlingen einbezogen werden, sagte Reichel. Professor Marcus Menzl von der Fachhochschule Lübeck referierte über die Chancen und Grenzen eines stadtpolitischen Planungsideals. Für ihn ist die soziale Mischung in einem Stadtteil ein erstrangiges Politikziel. „Es ist eine gute Zielsetzung, um Spaltungen zu vermeiden, aber kein Allheilmittel“, sagte Menzl. Eine Art Quartiersmanagement sei dabei eine große Hilfe, so Menzl. „Das muss nicht von der Stadt eingesetzt werden, da kann man kreativ sein.“ Von Majka Gerke

Lübeck - Was eine gute Nachbarschaft ausmacht