Wegen Corona: Lübecks Schulen verschieben Abiturprüfungen

Eigentlich sollten die Abiturienten in diesen Tagen ihre Prüfungen ablegen. Doch als das Land am Freitag verkündete, wegen des Coronavirus die Schulen zu schließen, war klar: Daraus wird nichts. „Das war ein Schock, auf den wir nicht vorbereitet waren“, sagt Abiturientin Emily Berndt. Die Abiturprüfungen sind nun verschoben. Das Bildungsministerium hofft auf einen Termin im April. Vielleicht wird auch der nicht zu halten sein. Es droht ein straffer Prüfungsplan: Auch Lea Kasjens ist betroffen. Die Stadtschülersprecherin macht sich Sorgen um das Timing für die Prüfungen: „Wenn wir im April oder Mai alle Prüfungen in nur zwei bis drei Wochen schreiben sollen, wird das sehr stressig“, sagt sie. Ursprünglich waren die Sprachprüfungen und die Abschlüsse für die Profilfächer in diesen Tagen vorgesehen, im April dann Deutsch, Fremdsprachen und Mathematik, im Juni die Nebenfächer. „Wir haben versucht zu verhandeln, hatten aber leider keinen Einfluss darauf“, sagt sie. Das Schülerparlament sei nicht eingebunden gewesen. „Jetzt sind wir im Krisenmodus und versuchen, den Überblick zu behalten.“ Abiturienten zwischen Panik und Verantwortung: Ihr Mitschüler Magnus Krage sieht die Terminverschiebung gelassen. „Zu Hause habe ich mehr Ruhe zu lernen. Wir haben Lernmaterial, und wenn ich Fragen habe, kann ich den Lehrern jederzeit schreiben.“ Der Schüler des Katharineums fühlt sich nach acht Jahren auf dem Gymnasium gut vorbereitet. „Da ändern die nächsten zwei Wochen ohne Unterricht auch nicht viel.“ Die Stimmung in Lübeck findet er „wahnsinnig interessant, weil noch niemand so etwas erlebt hat. Es ist schwierig, sich zwischen Panik und Verantwortung richtig zu verhalten.“ Selbstständige Vorbereitung auf die Prüfung: Lisa von Schwartz hat sich mit ihren Mitschülern sogar schon ein Abi-Motto ausgedacht, das sich auf die Corona-Turbulenzen bezieht: „Abi-Demie“ in Anlehnung an „Pandemie“. Für die Thomas-Mann-Schülerin hat der Ausnahmezustand auch seine guten Seiten. „Man kann nicht viel machen“, sagt sie. „Dadurch habe ich jetzt viel Freizeit.“ Nun muss sie sich allein auf die verschobenen Prüfungen vorbereiten. „In einigen Fächern bekommen wir Aufgaben von den Lehrern, für andere lernen wir selbstständig.“ Sie ist im Sprachprofil und muss vor allem Englisch und Französisch büffeln. „Dafür schaue ich zum Beispiel viel Netflix im Original“, sagt die Abiturientin. Ihre Mitschülerin Theda Wegner ergänzt: „Unser Mathelehrer hat Unterrichtsvideos für uns erstellt.“ Plötzlich selbst in Quarantäne: Auch Emily Berndt hat in den nächsten Wochen viel Zeit zum Lernen: Sie ist in häuslicher Quarantäne, weil sie Kontakt mit einer Corona-Infizierten hatte. „Es ist surreal – ich muss das erst mal realisieren“, sagt sie. Sie hat nicht so sehr Angst, selbst zu erkranken, sondern mehr um ihre Mutter und andere Menschen, die sie angesteckt haben könnte. Das macht es ihr schwer, sich nun in Ruhe zu konzentrieren, „mir geht so viel durch den Kopf mit dieser ganzen Corona-Geschichte“. Kontakt zu Freunden über Social Media: Berndt wird auch „die Freiheit bewusst, die ich jetzt nicht mehr habe“. Über Social Media hält sie Kontakt mit ihren Freunden, „um mich nicht allein zu fühlen, und um gemeinsam ruhig zu bleiben“. Anderen betroffenen Schülern empfiehlt sie, „das Beste draus zu machen und zu schauen, dass es einem gut geht“. Dafür helfe „Lesen, Malen oder Yoga. Vor allem aber ein Alltagsplan – jeden Tag sollte man sich mindestens eine Sache vornehmen.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog Coronavirus posthum nachgewiesen: UKSH Lübeck meldet ersten Todesfall Landtag will wegen Corona 500 Millionen Euro Nothilfeprogramm beschließen Im LN-Live-Interview: Bürgermeister Lindenau antwortet auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus in Lübeck Schutz vor dem Coronavirus: Apotheken installieren Scheiben Coronavirus: Schleswig-Holstein macht zu – Touristen müssen draußen bleiben Ikea schließt alle Filialen Shutdown wegen Corona: Schleswig-Holstein fährt das öffentliche Leben herunter Von der Schule in die Klinik: Pflegeschüler helfen in Krankenhäusern mit Home-Office und Co.: So reagieren Lübecker Unternehmen Darum sind die Standorte der Corona-Diagnostikzentren geheim Wegen Coronavirus: Deutschland schließt seine Grenze zu Dänemark In der Krise zusammenhalten: So helfen sich Nachbarn in Lübeck gerade gegenseitig Wegen Coronavirus: Land verbietet alle Veranstaltungen Abgesagte Lehrveranstaltungen: Hochschulen setzen auf Online-Betrieb Wegen Coronavirus: Schleswig-Holstein stundet Firmen in Not die Steuerschuld Coronavirus: Lübecker Krankenhaus verbietet Besuche Quarantäne – was bedeutet das für mich? Lübecker Ärzte: „Bei Coronavirus-Verdacht erst anrufen!“ Von Friederike Grabitz

Coronavirus - Schüler in Sorge wegen Corona: Was wird aus dem Abi?