Zum Schutz vor Corona: Altenpfleger in Lübeck gehen freiwillig in Quarantäne

Während die meisten Menschen in der Corona-Krise auf Abstand gehen, rücken die Bewohner und Pfleger der Seniorenwohngemeinschaft St. Jürgen näher zusammen denn je. Als Mitte März das Besuchsverbot für Alten- und Pflegeheime erlassen wurde, haben sich sechs Pfleger und ihre Familien freiwillig mit in Isolation begeben. So wollen sie sicherstellen, dass sie die Senioren während der Pflege nicht mit einer Ansteckung gefährden. Nach über zwei Wochen Quarantäne könne dieses Risiko nun schon seit einer Weile ausgeschlossen werden, denn: Alle sind gesund. Alle verzichten auf soziale Kontakte: Die Krankenschwester Suzanne Reköndt, die die Einrichtung leitet, erklärt: „Die Pfleger wohnen zwar weiterhin zu Hause, verzichten aber mit ihren Familienangehörigen auf jegliche soziale Kontakte und gehen nicht einkaufen.“ Draußen unterwegs seien sie nur auf dem Weg zur Wohngemeinschaft. Eine weitere Mitarbeiterin versorgt die Familien und Senioren mit Lebensmitteln – natürlich ohne persönlichen Kontakt, Einkäufe werden vor der Tür abgestellt. Das LN Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Lübeck dienstags bis samstags gegen 7 Uhr im E-Mail-Postfach Der Vorschlag kam von den Pflegern: Trotz des Besuchsverbots war Reköndt klar, dass die Gefahr eines Corona-Ausbruchs weiter besteht, sofern die Pfleger ihr Verhalten nicht auch abseits der Arbeit ändern. „Das Risiko ist unglaublich hoch, dass sie das Virus ins Haus tragen“, so die Krankenschwester. Deshalb beriet sie sich mit ihren Mitarbeitern, wie sie die Sicherheit in der Seniorenwohngemeinschaft gemeinsam verbessern können. „Wir haben uns dazu entschieden, zum Schutz unserer Senioren noch einen Schritt weiter zu gehen, als die Behörden dies für Alten- und Pflegeeinrichtungen angeordnet haben“, erklärt Chefin Reköndt und fügt stolz hinzu: „Der Vorschlag, in Quarantäne zu gehen, kam von den Pflegern selbst. Auch die zwölfstündigen Schichten haben sie sich ausgesucht.“ „Es erwächst eine große Nähe“: Zu den Freiwilligen gehören sechs Iraner, die ihre ersten Erfahrungen in der Pflege durch die Einarbeitung in der Seniorenwohngemeinschaft gesammelt haben. Reköndt ist begeistert von ihrem Einsatz: „Sie sind sehr fleißig und haben sich wunderbar integriert. Ich habe da wirklich ein großartiges Team.“ Damit nur so wenig Mitarbeiter wie möglich im Dienst sind, wurden sechs Kollegen beurlaubt. Dennoch nehmen sie täglich am Miteinander teil: „Sie werden über Bilder und Videos über das Leben in der WG auf dem Laufenden gehalten und ermuntern uns mit Zuspruch“, freut sich die Chefin. Die neue Ordnung tue allen Pflegern und Senioren gut: „Es erwächst eine große Nähe und das Gefühl, ein Zuhause zu haben.“ Gesundheitsamt: Hygienemaßnahmen müssen eingehalten werden: Trotz der Krise sollen sich die WG-Bewohner wohlfühlen: „Von Anfang an war unsere Idee: Abschottung nach außen, aber in der WG ein ganz normales Leben“, erinnert sich Reköndt. Wenn die Mitarbeiter kommen, desinfizieren sie sich die Hände und Handläufe. Auch Oberflächen wie Türgriffe werden in der gesamten Einrichtung regelmäßig desinfiziert. Das Lübecker Gesundheitsamt begrüßt das Engagement der Pfleger aus der Wohngemeinschaft in St. Jürgen. „Diese Einstellung ist vorausschauend und sorgsam“, lobt Leiter Alexander Mischnik. Er betont, dass Schutzkleidung zwar keine Pflicht ist, aber: „Das Tragen einer genähten Maske beziehungsweise eines Mund-Nasen-Schutzes kann erwogen werden.“ Lesen Sie hier: Kirmesorgel erfreut Senioren in Lübeck Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Weitere Lockerungen: Schleswig-Holstein öffnet Tierparks und Einkaufscenter Diese Großveranstaltungen fallen im Norden aus So fährt Schleswig-Holstein ab 4. Mai die Schulen wieder hoch Die Regeln für Schleswig-Holsteins Abi-Prüfungen Hier bekommen Betriebe im Norden Hilfe LN-Umfrage zur Corona-Krise: Mehrheit für längeres Kontaktverbot Corona löst Digital-Boom an Schleswig-Holsteins Schulen aus Infektiologe: „Wir haben keine Sicherheit, auf der wir uns ausruhen können“ Auch Mittelständler können jetzt Zuschuss beantragen Coronavirus: So kooperieren die Lübecker Forscher Lübecks Bürgermeister beantwortet die Fragen der Bürger Corona: 17 Ärzte und Pfleger in Lübeck infiziert Von 150 bis 4000 Euro: Alle Bußgelder für Schleswig-Holstein im Überblick Was passiert, wenn ich als Infizierter in die Klinik muss? UKSH verdoppelt Zahl der Intensivbetten Striktes Besuchsverbot in allen Kliniken und Pflegeheimen Quarantäne – was bedeutet das für mich? Von Rabea Osol

Corona - Zum Schutz vor Corona: Altenpfleger in St. Jürgen gehen freiwillig in Quarantäne