Bei Santow sollen zwei neue Windräder errichtet werden

Einige Jahre dauerte die Debatte um die Ausweisung einer möglichen Windeignungsfläche bei Santow, nördlich von Grevesmühlen. Sogar die Stadt Grevesmühlen hatte sich gegen die Anlage ausgesprochen, beziehungsweise die Flächenausweisung. Bislang vergeblich, das sogenannte gemeindliche Einvernehmen, das die Stadtvertreter versagt hatten, wurde zwischenzeitlich ersetzt. Derzeit liegt auch ein Eilantrag beim Verwaltungsgericht. Allerdings, so teilte Grevesmühlens Bürgermeister Lars Prahler mit, hatte das Gericht erklärt, eine Eilbedürftigkeit bestünde nicht. Es sei ja schließlich noch nicht mit dem Bau begonnen worden. Tatsächlich nicht? Auf der betreffenden Fläche sind jedenfalls in den vergangenen Tagen Pflöcke mit Warnband eingeschlagen worden. Baugenehmigung gibt es längst: Eine Baugenehmigung ist längst erteilt. Wie das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Westmecklenburg mittteilt, sei die Genehmigung bereits Ende vergangenen Jahres erteilt worden. Sie bezieht sich auf insgesamt zwei Anlagen, eine mit einer Nennleistung von 4,5 Megawatt und einer Gesamthöhe von knapp 200 Metern (150 Meter Rotordurchmesser), die zweite soll ebenfalls 4,5 Megawatt leisten, erreicht aber eine Höhe von 239 Metern. Nachfragen beim Investor Wind-Projekt zum Baustart blieben bislang unbeantwortet. Stadtwerke haben Interesse angemeldet: Dafür gibt es Informationen, wer zumindest eine der beiden Anlagen nach Fertigstellung betreiben könnte. Die Grevesmühlener Stadtwerke nämlich. Wie Katy Jurkschat, Assistenz der Geschäftsführung auf Nachfrage erklärt, würde sich das Unternehmen um eine Teilhabe bemühen. Die Stadtwerke und die Bürgergenossenschaft hätten sich für einen Abkauf beworben. Die Begründung: „Auf diesem Wege kann über die Bürgerenergiegenossenschaft eine Beteiligung der Bürger ermöglicht werden. Wenn vonseiten der Stadtwerke keine Beteiligung erfolgt, werden es andere Investoren machen. Dadurch wird der Bau der Windkraftanlagen nicht verhindert.“ Die Stadtwerke haben über diesen Weg bereits eine der Anlagen im Questiner Testfeld übernommen. Dort hatte der Wismarer Hersteller Kenersys gegen den Widerstand der Stadt über eine Ausnahmeregelung vier Testanlagen errichten dürfen. Zur Begründung hieß es, dass der Hersteller dort neue Anlagen testen wolle. Kenersys gibt es schon längst nicht mehr, die Anlagen stehen dennoch. Die Stadtwerke hatten eine Windkraftanlage übernommen, um ihr Konzept, mithilfe erneuerbarer Energien, eine „Stadt ohne Watt“ zu schaffen. Das Erfolgsrezept ist die Mischung, auf die das kommunale Unternehmen setzt. Der Mix aus Windkraft, Solarenergie, Biogas und der Kooperation mit dem Zweckverband sorgt dafür, dass Grevesmühlen sich – zumindest theoretisch – autark mit Energie versorgen könnte. Energiewende mit Schattenseiten: Die Energiewende hat allerdings auch ihre Schattenseiten. Weil der Regionale Planungsverband es seit Jahren nicht geschafft hat, einen rechtskräftigen Plan für die Windeignungsgebiete in Westmecklenburg auf die Beine zu stellen, der klipp und klar definiert, wo Anlagen entstehen dürfen, nutzen Investoren die derzeit herrschende Freiheit, Bauanträge nach Belieben zu stellen. So gelten derzeit nur die Richtlinien der Baugesetzbücher. Und die lassen deutlich mehr zu, als den meisten Bewohnern lieb ist. Die Genehmigung der beiden Anlagen von Santow hat jedoch noch ein anderer Umstand vorangetrieben. Ursprünglich war das Areal als mögliche Windkraftfläche überhaupt nicht in Betracht gezogen worden, weil in der Nähe ein Schwarzstorch seinen Horst hatte. Jedenfalls in den Katastern der Naturschützer. Wie sich später herausstellte, gab es das Gebäude, auf dem sich der Horst einmal befunden hatte, inzwischen nicht mehr. Und weil keine anderen schützenswerten Tiere in der Nähe nachgewiesen wurden, gab das Landesamt für Natur und Umwelt grünes Licht. Da machte es auch nichts mehr aus, dass die Stadt Grevesmühlen offiziell ihr Einvernehmen für das Projekt versagte. Der kommunalrechtliche Akt hat ohnehin nur eine empfehlende Wirkung und bislang noch in keinen Fall dazu geführt, dass die Behörde in Form des Landesamtes ihre Entscheidung geändert hätte. Lesen Sie dazu auch Widerstand gegen Windräder in der Gemeinde Stepenitztal. Windeignungsgebiete rund um Grevesmühlen Windrad bei Questin verliert einen Flügel Von Michael Prochnow

Energie - Zwei Windkraftanlagen werden bei Santow gebaut