Bewohner von Bäk in Schleswig-Holstein fühlen sich ausgegrenzt

Die Grenzkontrollen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ärgern Bewohner des Örtchens Bäk im Landkreis Herzogtum Lauenburg. Der Ort liegt zwischen dem Ostufer des Ratzeburger Sees und dem Mechower See. Wie Marlis Ehlen nutzen normalerweise viele Bewohner Geschäfte und Dienstleistungen im benachbarten Mecklenburg. Wegen der anhaltenden Betretungsverbote der Nachbarkreise Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim und der fehlenden Perspektive haben sie jetzt einen offenen Brief an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) geschrieben. Ehemals mecklenburgisches Dorf Bäk: „Bis auf ein kurzes Zeitfenster im Spätsommer und Herbst 2020 ist es uns seit Beginn der Corona-Pandemie gegen Strafzahlungen untersagt, Mecklenburg-Vorpommern zu betreten“, beschreibt Marlis Ehlen. „Wir wohnen in Bäk, einem ehemaligen mecklenburgischen Dorf, das im Zuge des Barber-Ljaschtschenko Abkommens im November 1945 gegen Gemeinden auf der Ostseite des Schalsees ausgetauscht worden ist. Bäk liegt auf der Ostseite des Ratzeburger Sees.“ Kein Weg zum Friseur oder Bäcker in Rehna: Die Bewohner von Bäk dürfen den Friseur und den Bäcker in Rehna nicht aufsuchen, keine Einkäufe in der Gläsernen Molkerei in Dechow tätigen und eine alleinstehende Freundin in Carlow nicht besuchen. Das gleiche gilt für Kontakte in Schwerin. Freunde müssen immer zu den Schleswig-Holsteinern anreisen. „Ebenfalls ärgerlich ist, dass wir unsere nächstliegenden Seen wie den Ratzeburger See und den Mechower See nicht umwandern dürfen. Ebenfalls verboten sind Spaziergänge auf der Ostseite des Schaalsees“, so Marlis Ehlen. Lesen Sie auch Von wegen einheitliche Corona-Regeln: Der Flickenteppich ist zurück Osterbilanz: Touristenkontrollen und neue Coronafälle im Nordwestkreis Karfreitag in Boltenhagen: Zahlreiche Touristen trotz Corona-Verbot Mecklenburger kaufen bei Nachbarn ein: Sie ist wie andere immer wieder irritiert, wenn sie Autos mit mecklenburgischen Kennzeichen vor Supermärkten und auf Waldparkplätzen in der Umgebung von Bäk sehen. „Wohlgemerkt: Wir möchten keine Grenzschließung von Schleswig-Holsteinischer Seite, aber die einseitigen von Mecklenburg-Vorpommern angeordneten Restriktionen machen uns zu schaffen“, stellt Ehlen klar. Einreiseverbote in beide Richtungen: Dabei gab es auch in die andere Richtung schon coronabedingt Einreiseverbote. Am 22. April 2020 hatte Schleswig-Holstein das erlassen und Mecklenburger hatten ähnliche Probleme wie jetzt die Bäker. Einwohnern des Dassower Ortsteils Pötenitz, direkt an der Grenze auf dem Priwall, wurde von Polizisten damals ein Bußgeld von 150 Euro angedroht, würden sie nicht nach Mecklenburg-Vorpommern umkehren. Zu Ausnahmen zählt das Amt Neuhaus: Argumentiert wird auf beiden Seiten mit der Pandemiebekämpfung. So ist die Einreise nach Mecklenburg-Vorpommern derzeit nur in Ausnahmefällen erlaubt, deren Liste 14 Punkte umfasst. Dazu zählen ein Zweitwohnsitz, berufliche oder medizinische Gründe, eine Hochzeit oder ein Trauerfall – aber auch, wenn man Bewohner des Amtes Neuhaus ist, das zum Landkreis Lüneburg in Niedersachsen gehört, aber auf mecklenburgischer Seite der Elbe liegt. Da ist der Punkt, wo auch die betroffenen Einwohner von Bäk einhaken und Gleichbehandlung fordern könnten. Forderung nach mehr Augenmaß: Die rigorose Grenzschließung von Ost gegen West erinnert sie sehr an die Zeit des Kalten Krieges. „Wir haben es nie für möglich gehalten, dass diese Grenze wieder wieder hart werden könnte“, schreibt Marlis Ehlen an Manuela Schwesig. „Wir wünschen uns von Ihnen mehr Augenmaß und Sensibilität für die Regelungen des kleinen Grenzverkehrs unserer benachbarten Kreise. Und da kein Ende der Corona-Maßnahmen in Sicht ist, fordern wir Sie höflich auf, den kleinen Grenzverkehr zwischen den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Nordwestmecklenburg sowie Parchim-Ludwigslust alltagsverträglich zu regeln, zumal die Inzidenzen schon seit einigen Wochen bei Ihnen im Osten höher liegen“, lautet die klare Forderung. Von Malte Behnk