Boltenhagen 2010: Als es einen Rüffel vom Landkreis gab

Das Ostseebad ist bekannt dafür, dass Boshaftigkeiten gern mal so richtig an Fahrt aufnehmen. Jeder schießt gegen jeden – und das nach Herzenslust. So war es auch 2010. Vorausgegangen war dem ein Rüffel der damaligen Landrätin Birgit Hesse. Ein mehr als 100-seitiger Prüfbericht des Kreises zeigte erhebliche Mängel in Boltenhagens Gemeindeverwaltung auf. Vor allem die Finanzen waren ins Visier geraten: Jahresrechnungen, Haushaltspläne und sogar Kassenbestände wurden als fehlerhaft erklärt. Und: Sparpotenziale wurden nicht ausgeschöpft, Planer und Architekten bekamen zu viel Honorar. Das Entsetzen in der Gemeindevertretung war groß, der Bericht zeige die Unfähigkeit der Verwaltung, hieß es. Finanzspielraum schrumpfte stark: Bei der Prüfung ging es um die Haushaltsjahre 2006 bis 2009. Hier zeigte sich: Das finanzielle Polster schrumpft. Der „Freie Finanzspielraum“ der Gemeinde betrug der Planung 2010 zufolge 19 000 Euro und war somit gegenüber den Vorjahren erheblich zurückgegangen. Für 2013 wurden 2700 Euro prognostiziert, 2008 waren es noch 379 900 Euro. Der seinerzeitige Bürgermeister Olaf Claus, der seit 2007 im Amt war, wischte die Situation nicht vom Tisch, suchte aber auch eine Mitschuld in seinen Vorgängern. Olaf Claus treffe die Hauptschuld, argumentierte dagegen Gemeindevertreter Christian Schmiedeberg. Die könne er nicht auf seine Vorgänger abwälzen. Schließlich sei er 2010 schon drei Jahre im Amt gewesen. Lesen Sie auch aus der Serie: Hohen Wieschendorf 2010: Krumme Geschäfte mit Appartements Amtsfreiheit verloren: Olaf Claus forderte mehr Personal, unter anderem eine Kämmerin. Seine hatte er 2009 wegen Betrugsverdachts gekündigt. Ein unabhängiger Experte hatte daraufhin die Verwaltung unter die Lupe genommen und festgestellt, dass mehr Mitarbeiter vorhanden sind als Arbeit. Eine Planstelle war zu viel – und das trotz mehrerer Überlastungsanzeigen von Mitarbeitern. Aufgrund der miesen Noten im Prüfbericht stand damals die Befürchtung im Raum, Boltenhagen könne seine Amtsfreiheit verlieren. Das war am Ende dann auch so – nicht lautlos und nicht ohne Boshaftigkeiten. Aber das ist eine andere Geschichte. Boltenhagen gehört seit 2011 zum Amt Klützer Winkel. Lesen Sie auch Hohen Wieschendorf 2010: Krumme Geschäfte mit Appartements Von Jana Franke