Das Rätsel vom Ploggensee: Sorgen Algen für die seltsame Verfärbung?

Was treibt da unter der Oberfläche im Grevesmühlener Ploggensee? Vor mehr als zwei Wochen hatten Anwohner erstmals das Umweltamt alarmiert. Doch bislang haben die Proben im Labor kein eindeutiges Ergebnis gebracht. Möglicherweise handelt es sich um Algen. Die NWL, eine Tochterfirma des Grevesmühlener Zweckverbands, hatte nach Bekanntwerden der Verunreinigung etliche Liter Oberflächenwasser abgepumpt und Proben entnommen. Anfangs gab es den Verdacht, dass möglicherweise ein Lkw-Fahrer den Tank seines Aufliegers am Parkplatz am Ploggensee gereinigt haben könnte, denn die ersten Fälle traten in dem Uferbereich dort auf. Doch zumindest das ist inzwischen widerlegt, eine chemische Substanz konnte in der Flüssigkeit bisher nicht nachgewiesen werden. Mittlerweile ist die milchige Flüssigkeit am Nordufer des Ploggensees angekommen, dort befinden sich die Kleingärten. Und deren Besitzer betrachten das Wasser mit Sorge. Auch Hundebesitzer fürchten um ihre Tiere. Überlauf des Ploggensees führt in den Vielbecker See: Das Umweltamt des Landkreises geht dem Fall weiterhin nach. Wie die Behörde auf Anfrage mitteilte, erfolgte in der vergangenen Tagen erneute Untersuchungen sowie ein Vergleich mit dem Vielbecker See. Beide Gewässer sind durch ein Rohr- und Grabensystem miteinander verbunden. Im Vielbecker See wurde keine solche Verfärbung entdeckt. „Verunreinigungen durch Fremdeinleitungen konnten nicht festgestellt werden. Vorsorglich wurden die Anschlüsse der Grundstücke auf der Südseite des Sees an die zentrale Abwasserentsorgung überprüft. Es wurden keine Beanstandungen festgestellt“, teilte die Behörde jetzt mit. Keine chemischen Substanzen nachgewiesen: Weiter heißt es in dem Bericht: „Die chemischen Untersuchungsergebnisse ergaben keine Anhaltspunkte für eine Gewässerverunreinigung durch Einleitungen. Bei den Untersuchungen der abgesaugten Flüssigkeiten wurden Fettsäuren festgestellt, die natürlich abbaubar sind. Nach jetzigen Erkenntnissen der unteren Wasserbehörde handelt es sich bei den Ablagerungen um Phytoplankton (Algen, Bakterien). Für die Bildung werden natürliche Prozesse im See vermutet, die durch die derzeit herrschenden Witterungsbedingungen (Sonneneinstrahlung) stark begünstigt werden. Die meisten der üblicherweise auftretenden Arten im Plankton sind harmlos und zerfallen. Es gibt jedoch auch Cyanobakterien (Blaualgen) die Gifte produzieren.“ Zur Analytik des Phytoplanktons sind Proben entnommen worden. Das Ergebnis steht noch aus. Die weitere Ausbreitung des Phytoplanktons wird durch die untere Wasserbehörde weiterhin kontrolliert. Das Gesundheitsamt des Landkreises wurde hinzugezogen. Als zuständiges Ordnungsamt wurde das Amt Grevesmühlen informiert und zunächst die Empfehlung ausgesprochen, mit Hinweisschildern die Nutzungen des Sees vorsorglich zu unterlassen. Extreme Schwankungen beim Wasserstand: Der Ploggensee hatte in den vergangenen Jahren unter erheblichen Pegelschwankungen gelitten. Angefangen hatte es 2015 als beim Großbrand des Recyclinghofes in Neu Degtow als Tankwagen das Löschwasser aus dem See holen mussten, weil die Hydranten vor Ort hoffnungslos überlastet waren. Innerhalb weniger Tage sank der Wasserspiegel um einige Zentimeter. Die extreme Trockenheit in 2018 und 2019 sorgte ebenfalls dafür, dass der Pegel um mehr als 30 Zentimeter absank. Daran änderte auch das Unwetter im Sommer 2019 nichts, als binnen weniger Minuten der Pegel deutlich anstieg – um wenig später wieder unter den Durchschnitt zu sinken. Erst die Regenfälle im Herbst und Winter 2019/20 haben den Pegel auf ein normales Niveau zurück gebracht. Lesen Sie dazu auch: Trockenheit lässt Wasserpegel im Ploggensee deutlich fallen Das sind die Folgen für das Grundwasser in und um Grevesmühlen. Der Großbrand in Neu Degtow und die Folgen. Das Unwetter im Sommer 2019 – so extrem sah es in Grevesmühlen damals aus. Von Michael Prochnow

Umwelt - Das Rätsel vom Ploggensee: Milchige Flüssigkeit sorgt weiter für Fragen