Experten aus MV geben Tipps: So hilft „Dr. Wald“ gegen das Corona-Virus

Der Wald erobert sich seine Bedeutung im Leben der Menschen zurück. Vorbei die Zeiten, in denen er lediglich als schnöder Rohstofflieferant oder störender Bewuchs auf für landwirtschaftliche Belange zu rodende Flächen angesehen wurde. Bereits unter dem Eindruck der Klimadebatte verlagerte sich der gesellschaftliche Fokus. Die Erkenntnis, dass der Wald geschützt werden muss, hat dabei etwas mit der langfristigen Existenz von Menschen zu tun. Ohne ausreichend Bäume kein für Menschen gesundes Klima. Wald als heilende Kraft: Im Kampf mit dem Coronavirus geht es nun auch darum, was der Wald ganz unmittelbar für den Menschen in Sachen Gesundheit tun kann. Das Ökosystem Wald als heilende Kraft und in Zeiten von Kontaktsperren auch als ein weitläufiger Naturraum, in dem ausreichend Abstand zu anderen Menschen gewahrt werden kann. Peter Rabe, Leiter des Forstamts Grevesmühlen und Vorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute MV, hat sich jüngst in einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt und empfiehlt gemeinsam mit seinen Kollegen: „Täglich ein längerer Besuch bei Dr. Wald.“ Der Forstamtsleiter bezieht sich bei dieser Empfehlung ausdrücklich auf die neuesten Erkenntnisse von Medizinern, die für Forstleute, wie Rabe betont: „absolut keine Neuigkeiten sind.“ Dr. Wald stärkt die Lungen: Solange man kein wirksames Medikament zur Behandlung von Covid-19, ebenso wenig wie eine Impfung gegen Corona entwickelt habe, so Rabe, sei es das Beste, das Immunsystem bewusst und aktiv zu stärken. Dass Waldluft beruhigt, ausgleichend auf das Herz-Kreislauf-System wirkt und durch die Bewegung in der Waldluft und die Aufnahme der darin enthaltenen Stoffe (Terpene), die von Bäumen zur Kommunikation ausgesandt werden, die Lungenfunktion stärkt – also insgesamt das Immunsystem stabilisiert – sei dabei nicht einfach aus der Luft gegriffen. Rabe verweist unter anderem auf den Heringsdorfer Küstenwald, den ersten Kur- und Heilwald Europas – ein Projekt, entstanden aus einer Initiative des Bäderverbands Mecklenburg-Vorpommerns in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Naturheilkunde, der Universitätsmedizin der Universität Rostock und Forstleuten. „Eine Pilotstudie der Universität mit Reha-Patienten in Heringsdorf hat gezeigt, dass „Waldpatienten“ ein messbar verbessertes Lungenvolumen hatten, als die Patienten, die ohne Waldspaziergänge behandelt wurden.“, erklärt Rabe. Da das Immunsystem des Menschen ein Ergebnis der Evolution und dahingehend vor allen Dingen eine immerwährende Auseinandersetzung mit der Natur und den Umweltbedingungen sei, sei es vor allen Dingen die Natur, ist Rabe überzeugt, die das Immunsystem auch jetzt am besten trainieren und auf bisher unbekannte Viren vorbereiten könne. Auf einer Webseite werden die bereits als Kur- und Heilwälder geltenden Wälder des Landes Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt: der Kur- und Heilwald Heringsdorf und der Kurwald Graal-Müritz. Des Weiteren werden unter anderem die Orte in M-V vorgestellt, die eine Zertifizierung für weitere Kur- und Heilwälder planen. Es gibt zudem Informationen zu den Themen Wald und Gesundheit, den Unterschieden zwischen Heil- und Kurwald und vieles mehr. Webseite: www.kur-und-heilwaelder.de Waldspaziergang auch wirksam gegen „Lagerkoller“: Dass der Wald auch die Psyche stärkt – und dass die Psyche wiederum einen nicht unerheblichen Anteil zur Stärkung oder Schwächung des Immunsystems beiträgt – auch das erläutert der Grevesmühlener Forstamtsleiter in seiner Pressemitteilung. „Der Wald stärkt das parasympathische Nervensystem – den sogenannten Nerv der Ruhe – und nimmt dadurch auch Ängste. Hierbei ist es wichtig, ganz in den Wald einzutauchen, absichtslos umherzustreifen und den Wald wirklich wahrzunehmen. Der Wald wirkt zwar auch als Kulisse, aber je intensiver wir uns auf ihn einlassen, desto höher die gesundheitsfördernden Wirkungen.“ Auch was den möglicherweise bald einsetzenden „Lagerkoller“ angeht, den Familien, die jetzt 24 Stunden am Tag vielleicht auf engstem Raum in einer Wohnung zusammen sind, empfiehlt der Forstamtsleiter den täglichen Ausflug in den Wald. „Der Wald vor unseren Haustüren steht allen offen. Natürlich gilt es auch hier, den Abstand zu anderen Waldbesuchern zu wahren. Kinder, die noch einige Wochen nicht in die Schule können, sind sicherlich besonders dankbar, wenn sie sich in der Freiheit des Waldes austoben können.“ Einfach mal einen Baum umarmen: Auch, was das derzeit geltende Umarmverbot zwischen Menschen angeht, die nicht im eigenen Haushalt leben, die aber als Freunde oder vielleicht auch betagte Verwandte sonst zum Leben dazugehören, zu denen man körperliche Nähe vielleicht schmerzlich vermisst, hat Peter Rabe noch einen praktikablen Tipp: „Man mag das Bäume umarmen vielleicht komisch finden, aber Bäume können uns, übrigens nicht nur in Zeiten eingeschränkter menschlicher Kontakte, Halt geben. Der Wald kennt kein Corona.“ Mehr zum Thema: Ein Plädoyer für die Heilkraft des Waldes Heringsdorf – auf dem Weg zum Kurwald Lungenmediziner aus Heringsdorf – Wald ist das Gesündeste überhaupt Erster Heilwald für Kinder auf Usedom Von Annett Meinke

Covid-19 - Experten aus MV: So stärkt uns „Dr. Wald“ in Corona-Zeiten