Grevesmühlener DRK-Betreuungsdienste rüsten sich für Corona-Härtefall

Thilo Rau wurde von der Corona-Krise nicht überrannt. Der Geschäftsführer der DRK Soziale Betreuungsdienste MV gGmbH – der früher unter anderem für die Bundeswehr in Kundus in Afghanistan in Sachen Kampfmittelbeseitigung unterwegs war – hat die Nachrichten aus China von Anfang an aufmerksam verfolgt. Bereits im Februar, als vonseiten der Bundesregierung noch kein Maßnahmenkatalog beschlossen war, begann Rau, eine Dienstanweisung für seine insgesamt um die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Headline „Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem Coronavirus“ zu entwickeln. „Mir war aufgrund der Beobachtung der Lage klar, dass wir in Deutschland auf eine Gefahrenlage zusteuern. Und es war wichtig, einen Plan zu haben, für die Menschen, die wir betreuen, genauso wie für die Mitarbeiter“, sagt Rau. Die Geschicke der Sozialfirma (zuvor der Verein „Die Insel), die eine Tochter des DRK Landesverbandes M-V und Träger sozialer Dienstleistungen in der Region Nordwestmecklenburg ist, leitet Thilo Rau seit März 2017. Generalstabsmäßig geplant: In stationären Wohngruppen und ambulanten Diensten werden Menschen mit psychiatrischen Diagnosen, die gleichzeitig oft von mehreren Substanzen abhängig und durch den Gebrauch von Drogen häufig schwer beeinträchtigt sind, ebenso wie Menschen mit psychischen Störungen und altersbedingten Einschränkungen betreut. Das Unternehmen betreibt Standorte in Grevesmühlen, Wismar, Mühlen Eichsen, Poischendorf und Gadebusch. Lesen Sie auch: Liveticker zur Coronavirus-Lage in MV: Kontaktverbot für mindestens zwei Wochen In den detaillierten Dienstanweisungen, die der Geschäftsführer ständig aktualisiert und der gegenwärtigen Lage anpasst, ist alles geregelt, was von Wichtigkeit ist. Vorratshaltung für die Wohngruppen, Aufklärung der Betreuten über das Virus und Symptome bei einer Covid-19-Erkrankung, Verfahren beim Auftreten von Symptomen, Meldekette, etc.. „Da viele unserer Betreuten psychisch labil sind, ist es besonders wichtig, sie behutsam mit den Ereignissen zu konfrontieren.“ Tatsächlich, berichtet Rau, gab es den ein oder anderen, der sofort, nachdem er über die Gefahr informiert worden war, stark psychosomatisierte. Wohngruppen können nicht schließen: Doch für Thilo Rau geht es auch um den Schutz seiner Mitarbeiter, um das, was passiert, sollte einer von ihnen sich infiziert haben. „Wir können nicht im Homeoffice arbeiten, wir können die Wohngruppen nicht zumachen. Wir würden viele von denen, die darin leben, in die Obdachlosigkeit entlassen.“ Sollte sich einer der Wohngruppenbewohner infiziert haben – und die meisten von ihnen gehören aufgrund ihrer Erkrankungen oder ihres Alters zur Risikogruppe, muss er oder sie innerhalb der Wohngruppe isoliert werden. „Glücklicherweise haben wir Einzelzimmer und können das organisieren.“, sagt Thilo Rau. Um die Betreuung zu gewährleisten, kann es dann auch dazu kommen, dass die Mitarbeiter in der Einrichtung bleiben, quasi mit den infizierten zu Betreuenden in Quarantäne gehen. Feldbetten sind für diesen Fall angeschafft. Thilo Rau nennt all das, was er mit den detaillierten Dienstanweisungen seit Wochen tut, „sich für den Ernstfall härten“, – ein Ausdruck, der im militärischen Sprachgebrauch üblich ist. Betreuung ist wichtig: Bald soll die Entscheidung fallen, ob die Tagesbetreuung bei wachsenden Infektionsfallzahlen in Nordwestmecklenburg noch zu halten sein wird. Wie schlimm es für die zu Betreuenden sein wird, wenn sie nicht mehr betreut werden können, das weiß Thilo Rau. „Wir werden uns dann etwas einfallen lassen, damit diese an sich schon sehr labilen und häufig sehr einsamen Menschen in der Isolation nicht vollkommen sich selbst überlassen sind.“ Mehr zum Thema: Trinken, um zu überleben Seit eineinhalb Jahren ohne Drogen In Mühlen Eichsen wurde Schlossfest gefeiert Von Annett Meinke

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