Großwäscherei in Lüdersdorf brechen 90 Prozent der Aufträge weg

“90 Prozent unserer Aufträge sind weggefallen“, erklärt Anja Godknecht, Niederlassungsleiterin der Großwäscherei Duncker-iPhotex. Das Unternehmen mit den Standorten in Lüdersdorf, Schönberg und Lübeck trifft es deshalb so hart, weil die Mehrheit der Kunden aus der Hotelbranche kommt. Die meisten Hotels aber haben jetzt geschlossen. Zu waschen haben sie demzufolge auch nichts mehr. Über Ostern wurde nicht gearbeitet: Schon in den letzten Wochen vor der Krise waren einige Kunden zurückhaltender als sonst, wie Godknecht rückblickend berichtet. Corona war da aber noch längst kein brandaktuelles Thema. In der Großwäscherei liefen stattdessen die Vorbereitungen auf die Hochsaison an, wo zusätzlich Arbeitskräfte benötigt werden. Die ersten davon braucht man in der Regel schon zu Ostern, dem ersten großen Geschäft eines jeden neuen Jahres. So war es bislang immer. Doch eben nicht 2020. Corona hat da alle Pläne über den Haufen geworfen. 20 polnische Saisonkräfte wurden bereits wieder nach Hause geschickt. Andere, die sonst kommen, erhielten eine Absage. Das Ostergeschäft ist sogar komplett zusammengebrochen. „Das habe ich in meinen 15 Jahren noch nicht erlebt, dass die vier Tage über Ostern nicht gearbeitet wird“, so die Niederlassungsleiterin. Ein-Schichtsystem und Kurzarbeit: Um den Betrieb vor und nach Ostern überhaupt noch am Laufen zu halten und die 190 Arbeitsplätze zu sichern, musste das Unternehmen die Produktion drastisch runterfahren. So wurde in Lüdersdorf von Zwei- auf Ein-Schichtsystem umgestellt. Die erst im Februar neu in Betrieb gegangene Waschstraße steht ganz still. Mit ihr sollte die Leistung erheblich erweitert werden. Jetzt wird sie erst einmal nicht mehr gebraucht. Ganz geschlossen wurde das Werk in Schönberg. Alle 22 Mitarbeiter sind dort in Kurzarbeit geschickt worden. Behelfsmasken zum Schutz vor Corona: Was die nächsten Wochen bringen und wie es in dem Unternehmen weitergeht, das vermag auch Anja Godknecht nicht zu sagen. Zu unsicher ist die Gesamtlage. Denn niemand weiß, wann und wie die sehr drastischen Maßnahmen rund um die Corona-Krise wieder zurückgefahren werden. Eines stört aber die Niederlassungsleiterin bei allen notgedrungen hinzunehmenden Maßnahmen ganz besonders: Sehr lange drei bis fünf Wochen vergehen, wenn Schutzausrüstung bestellt wird. Einige Mitarbeiter müssen deshalb auf selbst genähte Behelfsmasken zurückgreifen. Inwiefern sie aber wirklichen Schutz vor Corona bieten, das weiß niemand. Und das, obwohl Duncker-iPhotex auch Wäsche von Pflegeheimen und anderen Einrichtungen reinigt und sie bei diesem Prozess von möglichen Keimen befreit. Um letztlich einwandfrei saubere und hygienische Wäsche wieder abzuliefern. In Zeiten der Covid-19-Pandemie ist das wichtiger denn je. Textile Dienstleister noch nicht als systemrelevant eingestuft: Im krassen Gegensatz dazu steht der Mangel an Infektionsschutz-Ausrüstungen für die Mitarbeiter in Wäschereien wie Duncker-iPhotex. Grund für die schleppende Belieferung ist, dass sie bislang nicht als systemrelevante Einrichtungen und Bedarfsstellen eingestuft werden. Somit stehen sie auch nicht in der Liste der sogenannten kritischen Infrastrukturmaßnahmen, die ihnen einen erleichterten Zugang zu Desinfektionsmitteln und Atemschutzmasken gewährleisten würde. Der Deutsche Textilreinigungsverband (DTV) hat deshalb die Bundesregierung in einem Positionspapier aufgefordert, die Wäschereien und textilen Dienstleister in diese Liste aufzunehmen. Es tut sich aber nichts. Das Bundesministerium für Gesundheit verweist lieber auf die Länder- bzw. kommunale Ebene, als selbst eine Entscheidung herbeizuführen. Wichtig: Desinfizierte Wäsche in der Corona-Krise: Die Wäschereibetriebe, die mit Hochdruck die Versorgung der Krankenhäuser und Pflegeheime sicherstellen, werden hier nach Ansicht des DTV im Stich gelassen. „Wie sollen sich Wäschereimitarbeiter oder -betreiber fühlen, wenn sie Ärzte, Pfleger, Patienten und Senioren in einer solchen Krisensituation nicht mehr mit der dringend benötigten desinfizierten Wäsche versorgen können?“, fragt sich nicht nur DTV-Geschäftsführer Andreas Schumacher. Ähnlich sieht es Anja Godknecht. Auch die Niederlassungsleiterin von Duncker-iPhotex mahnt das an und drängt auf eine schnelle Lösung. Nur so könne dauerhaft ein wirklich effektiver Schutz der Beschäftigten der Großwäscherei gewährleistet werden. Lesen Sie dazu auch: So geht Möbelhersteller Palmberg mit der Krise um. Rügener Unternehmen bringt E-Transporter auf den Markt Liveticker zu Corona: Das ist die aktuelle Lage in MV am Dienstag Von Dirk Hoffmann

Corona-Krise - Großwäscherei in Lüdersdorf brechen 90 Prozent der Aufträge weg