„Hier lebt man einfach fantastisch“

Es war das Jahr 2007, in dem das Dorf – das seit 2014 zur Gemeinde Stepenitztal gehört – sein 777-jähriges Bestehen feierte. Auf die Frage, warum sich die Kirch Mummendorfer ausgerechnet eine Schnapszahl zum Feiern ausgesucht haben – ob sie vielleicht einen Hang zum Besonderen verspüren – blitzen die blauen Augen von Karl-Heinz Roxin (62) schelmisch auf. Der ehemalige Bürgermeister des Dorfes (1994 - 2014) sagt: „Es war sicher auch eine Art von Humor mit dieser Zahl verbunden, aber der wahre Hintergrund war, dass wir dringend Geld für unsere baufällige Kirche brauchten. Da bot sich eine möglichst bald durchzuführende Jubiläumsfeier mit vielen Höhepunkten als Einnahmequelle an.“ Die meisten Kirch Mummendorfer packten bei der Vorbereitung der Feierlichkeiten damals tatkräftig mit an, erzählt Petra Kowal (58). Sie war lange Jahre stellvertretende Bürgermeisterin im Dorf (2004 - 2014). Lebensechte Puppen: „Die Idee, lebensgroße Puppen herzustellen, kam von Inge Kolz“, berichtet sie. „In der Scheune auf dem Hof der Familie Kolz wurden die meisten Puppen – die alte Gewerke zeigten, die einmal im Dorf existiert haben – auch hergestellt.“ Das mit den Puppen, erzählt Inge Kolz (76) weiter, wird bis heute immer wieder gern aufgenommen. Puppen prägen zum Beispiel auch dann das Dorfbild, wenn die Freiwillige Feuerwehr ihren „Stepenitzpokal“ veranstaltet. „Manche der Puppen“, sagt Inge Kolz, „ sehen tatsächlich lebensecht aus. Mir selbst hat mal jemand erzählt, dass er eine Puppe gegrüßt hat, weil er sie von weitem für Leute aus dem Dorf hielt, die er kannte.“ Für die Kirche – die älter sein soll, als die älteste, urkundlich verbriefte Erwähnung des Dorfes im Jahr 1230 – konnten dann letztlich nicht nur die Einnahmen der Jubiläumswoche aquiriert werden. Auch ein anonymer Spender fand sich. Ein Glück für das historische Bauwerk auf dem Hügel, das weithin sichtbar ist. Ein mittelaltes Dorf: Kirch Mummendorf ist heutzutage ein „mittelaltes“ Dorf – wie Petra Kowal es augenzwinkernd einschätzt. Sie ist 1992 mit ihrer Familie nach Kirch Mummendorf gezogen. „Damals kamen einige Familien mit kleinen Kindern hierher. Die sind inzwischen groß und zum Studium oder zur Arbeit weg. Wir haben also derzeit die Ältesten hier und uns, deren Kinder jetzt groß sind.“ Ob die Jungen mal zurückkommen werden, steht in den Sternen. „Dazu braucht man ja auch Bauplätze“, sagt Karl-Heinz Roxin. Dass Kirch Mummendorf nicht zwangseingemeindet wurde, unterstreicht der ehemaligen Bürgermeister: „Wir haben schon früh selbst entschieden, dass wir mit einer größeren Gemeinde fusionieren wollen. Einfach, weil es aus finanzieller Sicht vernünftig war.“ Schon zu DDR–Zeiten, erzählt er weiter, hat zwischen Kirch Mummendorf und Mallentin und Papenhusen ein enger Zusammenhang bestanden, – „aufgrund der LPG“. Auch der Mallentiner Sportverein (MSV) ist in Kirch Mummendorf Zuhause – das ein schönes, neugebautes Sportlerheim und einen großen Sportplatz besitzt. Der Reitsportverein im Dorf veranstaltet jährlich größere Reitsportveranstaltungen – wie zum Beispiel die Kreismeisterschaften im Dressur- und Springreiten aller Klassen. Inge Kolz – die im Jahr 1964 aufgrund ihrer Heirat mit einem Einheimischen nach Kirch Mummendorf kam – zählt auf, was noch so im Dorf passiert: „Die Rentner treffen sich einmal im Monat im Gemeindehaus. Es gibt zwei Sportgruppen, die Christiane Hecht leitet – einmal Ü 60 und einmal Ü 30.“ Petra Kowal erwähnt: „Und wir feiern zum Beispiel auch heute noch jedes Jahr den 8. März im Gemeindehaus." Dieses Mal wird zu diesem Anlass wieder eine Modenschau aufgeführt. „Kirch Mummendorf ist einfach schön“, ist Karl-Heinz Roxin, ebenso wie die beiden Frauen, überzeugt. „Es ist herrlich ruhig hier – wir haben keine Durchgangsstraße. Dennoch ist es nicht weit bis nach Lübeck, nach Grevesmühlen und an die Ostseeküste. Hier lebt man einfach fantastisch. “ am LN

Kirch Mummendorf - „Hier lebt man einfach fantastisch“