Lebenslänglich immer nur frohlocken?

Fußball-WM oder Musikabend? Unterricht oder Harfenstunde? Zahlreiche Jugendliche und Erwachsene entschieden sich am Wochenende und am Montag für die schönen Klänge. Zuerst bot ihnen der 32. Schönberger Musiksommer ein glanzvolles Eröffnungskonzert, dann ein heiter-ironisches Jugendkonzert der international bekannten Harfenistin Silke Aichhorn mit dem Titel „Lebenslänglich frohlocken“. Am Sonnabend lockte das Eröffnungskonzert des Musiksommers fast 200 Zuhörer in die Sankt-Laurentius-Kirche, obwohl zur selben Zeit die deutsche Nationalelf bei der Fußball-Weltmeisterschaft um ihre Chancen zum Einzug ins Achtelfinale kämpfte. Während Jogi Löws Kicker 95 Minuten bis zum Sieg brauchten, war der musikalische Abend in Schönberg vom ersten Augenblick an ein Sieg für Musiker und Publikum. Die Zuhörer erlebten ein vielfältiges Konzert auf hohem Niveau mit dem Kirchenchor Sankt Laurentius Schönberg, dem Kieler Kammerorchester und vier Gesangssolisten. Mit Vielfalt lockte der Schönberger Musiksommer auch am Sonntag. Unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors Christoph D. Minke gestalteten der Schönberger Kirchenchor und vier Solisten einen musikalischen Gottesdienst zum Johannistag inklusive Einweihung einer Chororgel. Zu hören war Musik von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Franz Liszt und weiteren Komponisten. Der musikalische Gottesdienst war ebenfalls gut besucht. Nach ihm gingen die Besucher nicht einfach auseinander. Sie trafen sich mit Einwohnern von Schönberg und anderen Orten auf dem Kirchplatz, hörten Musik einer Drehorgel, unterhielten sich in angenehmer Atmosphäre, löffelten Suppe aus der Gulaschkanone der Schönberger Feuerwehr und lauschten den Turmbläsern, die Musik von Charpentier, Schütz, Schein und anderen Komponisten spielten. Gestern luden der Schönberger Musiksommer und die Amadeu-Antonio-Stiftung zu einem Jugendkonzert ein. Und wieder gewann die gute Musik souverän. Es war ein Sieg, der von der ersten Minute an nicht gefährdet war. Silke Aichhorn aus dem oberbayerischen Traunstein traf in der Kirche in Schönberg auf aufmerksame Schüler des Ernst-Barlach-Gymnasiums. Sie saßen im Halbrund um die Musikerin. „Das hat sich auch bei den Kinderkonzerten bewährt“, erläuterte gestern der Konzertmanager Karsten Lessing. Das erste Jugendkonzert in dieser Form gestaltete der Schönberger Musiksommer 2017. Die kleinere, intimere Form fördert den Kontakt zwischen Musiker und Publikum. Silke Aichhorn suchte ihn von Beginn an. Die Schüler waren fasziniert, teils sogar andächtig, als die Harfenistin zu spielen begann. Amüsiert waren sie, als Silke Aichhorn charmant und humorvoll von ihrem Konzertleben erzählte. In Schönberg ist sie immer wieder zu Gast. Deutlich machte sie auch gestern: Die Harfe hat nicht nur etwas mit Weihnachten und langen Haaren zu tun. Eine hervorragende Musikerin macht aus ihr ein höchst lebendiges, auf vielerlei Arten spielbares Instrument für Werke der Klassik, des Pop, des Blues und der experimentellen Musik. Jürgen Lenz

Schönberg - Lebenslänglich immer nur frohlocken?