ODS-Verfahren: „Ich habe sogar geweint“

Im Untreueverfahren im Zusammenhang mit der Pleite des Dassower CD-Werks vor dem Schweriner Landgericht hat Wilhelm F. M. als einer von drei Angeklagten gestern erneut umfangreich ausgesagt. Nachdem er bereits in den vorangegangen Verhandlungstagen beteuert hatte, dass er zu jeder Zeit rechtens gehandelt habe, legte er gestern noch einmal nach. Laut M. existiere ein Protokoll aus dem Schweriner Wirtschaftsministerium von einem Gespräch im Nachgang zur Insolvenz des Unternehmens vor mehr als zehn Jahren, in dem der damalige Insolvenzverwalter gesagt haben soll, „dass M. kein Vorwurf zu machen ist“. M. schilderte zudem, wie er unter der öffentlichen Debatte nach der Insolvenzanmeldung im Oktober 2007 gelitten habe. „Ich war von der Insolvenz tief betroffen, die Presse bezeichnet mich bis heute als Pleite-Manager, ODS-Mitarbeiter spuckten mich auf der Straße an, dabei hatte ich die Firma von 40 Mitarbeiter im Jahr 1997 auf über 1200 Arbeitsplätze wachsen lassen.“ Enttäuscht sei er auch von der Rolle des damaligen Insolvenzverwalters, der ihn als „widerlichen Menschen“ bezeichnet habe. „Er hat, unmittelbar nachdem er das Mandat als Insolvenzverwalter erhalten hat, alles versucht, um mich zu diskreditieren.“ Er habe sogar geweint, sagte Wilhelm F. M. gestern. Seiner Ansicht nach hätte man ODS durchaus verkaufen und die Arbeitsplätze in Dassow erhalten können. Interessenten habe es genug gegeben. Tatsache ist allerdings auch, dass zum damaligen Zeitpunkt Ende 2007 die Staatsanwaltschaft bereits unter anderem wegen Subventionsbetruges ermittelte. Das Schweriner Wirtschaftsministerium forderte 30 Millionen Euro Fördermittel zurück, die Banken hatten sämtliche Kredite in Höhe von rund 50 Millionen Euro für das Unternehmen aufgekündigt. Zudem gab es offene Rechtsstreitigkeiten über die Nutzung beziehungsweise Herstellung von Datenträgern. Auch der kurz zuvor abgeschlossene Vertrag über rund 500 Millionen Euro mit einem Hollywood-Unternehmen rettete ODS nicht. Wie M. gestern weiter ausführte, seien seit 1997 rund 150 Millionen Euro investiert worden, etwa 70 Millionen Euro waren Fördermittel. So hatten es M. und seine Geschäftsführer geschafft, den europäischen Markt aufzurollen und das 1997 gegründete Dassower CD-Werk mit seinen damals 40 Mitarbeitern zum Marktführer zu puschen. Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht ist bis Mitte April angesetzt. Kommende Woche wird die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft erwartet. Michael Prochnow LN

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