Parin: Ein Dorf verdoppelt sich: 14 neue Häuser entstehen

Das kleine Dorf Parin in der Gemeinde Damshagen gleicht einer Großbaustelle. Angrenzend an das alte Gutshaus, in dem Gertrud Cordes ein Hotel betreibt, entsteht eine ganze Siedlung mit insgesamt 14 Holzhäusern. Die Zahl der Gebäude in Parin verdoppelt sich dadurch fast. Diese Entwicklung ist schon seit Langem geplant. Seit 2014 existiert ein Bebauungsplan für die Flächen rund um das Gutshaus. 2018 wurde er noch einmal geändert und jetzt wird gebaut. „Jetzt kam zwar Corona dazwischen, aber das müssen wir alle gemeinsam durchstehen“, sagt Gertrud Cordes. „In Parin entstehen Ferienwohnungen“, sagt Gertrud Cordes. „Die Häuser wurden von verschiedenen Privatleuten gekauft und werden dem Gutshaus Parin dann zur Vermietung übergeben“, erklärt sie das Prinzip. Ökologie steht im Mittelpunkt: Wie bei ihren Biohotels, die Gertrud Cordes in den Gutshäusern in Stellshagen 1996 und 2009 in Parin eröffnet hat, steht Ökologie auch bei den Ferienhäusern, die über das Hotel in Parin vermietet werden sollen, im Mittelpunkt. Architekt André Nagtegaal aus Boltenhagen ist auf ökologisches Bauen spezialisiert und hat die Häuser entworfen. Das Gutshaus Parin wurde 1858 erbaut, als Karl Dahlmann Pächter von Parin war. Es erinnert in seiner Bauweise an ein Bauernhaus und war damals von einzelnen Wirtschaftsgebäuden umgeben. Das Gutshaus wurde während der DDR-Zeit als Wohngebäude für Familien genutzt und dafür in den 1980er Jahren ausgebaut. Ab dem Jahr 2003 stand das Gutshaus leer und war der Witterung ausgesetzt, während die Gemeinde, der das Gebäude gehörte, vergeblich einen Käufer suchte. 2007 kaufte es die Unternehmerin Gertrud Cordes. Sie investierte rund 1,5 Millionen Euro in das heutige Hotel mit Seminarräumen, Badeteich und Sauna im Zirkuswagen. Wände aus massivem Fichtenholz: „Die Häuser entstehen alle in Massivholzbauweise“, sagt Nagtegaal. Es sei also kein Ständerbauwerk, dessen Wände verkleidet werden. Stattdessen sind es Wände aus massiven Holzbrettern. „Sie sind aus Fichtenholz, einem nachwachsenden Rohstoff. Alles wird auch mit Holzdübeln verbunden“, berichtet der Architekt. „Viel mehr öko geht nicht.“ So wird innen auch mit Lehmputz gearbeitet und sogar Estrich aus Lehm verbaut. Auch bei der Bodenplatte, auf der die Häuser aufgebaut werden, wird auf Beton verzichtet. „Wir nutzen dazu Schaumglasschotter, das ist aus dem Recycling geschäumtes Glas“, sagt André Nagtegaal. Das Material sei witterungsbeständig und biete gleichzeitig eine Dämmung. „Darauf können wir Holzböden bauen oder eben für Badezimmer einen Lehmestrich einsetzen, auf den gefliest werden kann.“ Eigenes Wärmenetz für Tourismusgebiet: Für das neue Ferienhausgebiet und das vorhandene Hotel im Gutshaus wird ein Nahwärmenetz aufgebaut. „Die Energie kommt dann aus einer Hackschnitzelheitzung und aus Luftwärmepumpen“, sagt der Architekt. Damit könnten die Unterkünfte aber auch noch ein geplantes Saunahaus beheizt werden, für das bereits ein Bauantrag gestellt ist. Das restliche Dorf auch daran anzuschließen wurde überlegt, sagt Nagtegaal. Das wäre aber aufgrund der Entfernungen nicht machbar. Lesen Sie auch: So können sich Anwohner am Bürgerwindpark in Schönberg beteiligen Käufer konnten Häuser gestalten: Die jetzt entstehenden Holzhäuser haben bereits alle Besitzer. „Unter anderem hat gleich eine Gruppe aus Thüringen mehrere Häuser gekauft. Andere sind Stammgäste aus dem ,Gutshaus Stellshagen’, die noch öfter herkommen wollen“, so André Nagtegaal. Die Käufer konnten auch selber einen Teil der Gestaltung der Häuser bestimmen. „Die Kubatur und die Außenansichten sind ziemlich gleich, aber die Aufteilung der Räume und auch die Position der Fenster konnten individuell bestimmt werden“, sagt André Nagtegaal. „Allerdings gibt es dann doch viele Ähnlichkeiten, weil es den weiten Blick über die Felder nach Norden und die Sonne von Süden gibt.“ Gemeinde unterstützt Projekt: Die Gemeinde Damshagen, zu der Parin gehört, hat die Planungen von Anbeginn positiv begleitet. „Es werden zwar keine dauerhaften Wohnungen gebaut, aber wir befürworten dieses Projekt“, sagt Bürgermeisterin Mandy Krüger (WFA). Immerhin ist der Tourismus einer der größten Gewerbezweige in der ländlich geprägten Gemeinde. Von Malte Behnk