Schönberger Feuerwehr: Moderne Technik ersetzt Oldtimer

Es tuckert wie ein Oldtimer, es stößt Rauchschwaden aus wie ein Oldtimer und das Beschaffen von Ersatzteilen ist bei ihm so schwierig wie bei einem Oldtimer: Das Drehleiterfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Schönberg entspricht bei Weitem nicht mehr dem Stand der Technik. Aber es wird dringend gebraucht, um im Ernstfall Kinder und Erwachsene aus höheren Stockwerken zu retten. „Unsere Drehleiter ist Baujahr 1987“, erklärt Wehrführer Jörn Stange. Im Gerätehaus der Schönberger Brandschützer sagt er: „Vom Stand der Technik ist es so, wie wenn wir einen Golf 1 hier stehen hätten.“ Das wollen Feuerwehr und Stadt ändern. Seit 2017 bemühen sie sich um Zuschüsse für ein neues Drehleiterfahrzeug, das rund 700 000 Euro kosten wird. Um den Weg zum Kauf freizumachen, müssen die Stadtvertreter am 29. Oktober einen Nachtragshaushalt für 2019 beschließen. Der Grund: Der Landkreis Nordwestmecklenburg hat nun nicht die erhofften 233 300 Euro in Aussicht gestellt, sondern nur 210 000 Euro. Dadurch steigt der Eigenanteil der Stadt von 256 700 Euro auf 280 000 Euro – finanziert über einen Kredit. Das Schweriner Innenministerium gibt 210 000 Euro. „Die Ausschreibung erfolgt mit Vorliegen der entsprechenden Fördermittelbescheide“, kündigt das Amt Schönberger Land an. Es sei nicht damit zu rechnen, dass das Drehleiterfahrzeug noch in diesem Jahr gekauft werden kann. Deshalb sollen die 420 000 Euro an Zuschüssen und der 280 000 Euro-Kredit als Verpflichtungsermächtigung ins Jahr 2020 übertragen werden. Mehr Leben retten mit moderner Drehleiter: Pflegeheim, Schulen, Museum, Wohnhäuser mit mehr als einem Geschoss: Bei zahlreichen Gebäuden in Schönberg kann der Einsatz einer Drehleiter Leben retten. Sie dient vor allem als zweiter Rettungsweg – beispielsweise, wenn bei einem Feuer niemand über das Treppenhaus fliehen kann, weil es verraucht ist oder dort Flammen den Weg ins Freie versperren. In diesen und ähnlichen Fällen können über die Drehleiter Baujahr 1987 viel weniger Menschen in kurzer Zeit gerettet werden als das bei der neuen möglich sein wird. 150 Kilogramm Zuladung im Rettungskorb erlaubt das alte Fahrzeug. Beim neuen werden es rund 475 Kilogramm sein. Wehrführer Jörn Stange nennt einen weiteren Vorteil: „Neue Drehleitern funktionieren alle mit Computerunterstützung. Die Arbeitsweise ist dann wesentlich schneller.“ Eingesetzt werden Drehleitern auch, um Flammen von oben zu löschen oder einen zweiten Rettungsweg für Feuerwehrleute bereitzuhalten, die in einem oberen Stockwerk eines Wohnhauses einen Brand bekämpfen, dann aber selbst in Gefahr geraten und nicht mehr durch die Tür fliehen können. Ihnen bietet eine Drehleiter vor dem Fenster den Ausweg aus der Not. Zweckmäßig aufgebaut und ausgerüstet: Mit alter Technik mussten bis 2018 zwei weitere Feuerwehren im Schönberger Land zurechtkommen. Die Herrnburger konnte ihr Drehleiterfahrzeug, Baujahr 1987, Anfang vorigen Jahres gegen ein modernes tauschen. Im Juni freuten sich die Brandschützer in Dassow über eine neue Drehleiter. Das Vorgängerfahrzeug, Baujahr 1983, war veraltet, reparaturanfällig und seit über einem Jahr kaputt. Wehrführer Daniel Selzer erklärte bei der Übergabe der neuen Drehleiter: „Es ist ein zweckmäßiges Fahrzeug – den Aufgaben entsprechend aufgebaut und ausgerüstet.“ So will es auch die Schönberger Wehr. Jörn Stange erläutert: „Auf die neue Drehleiter kommt die normale DIN-Beladung.“ Das alte Fahrzeug habe sein Soll erfüllt. Es sei absehbar, dass es in naher Zukunft nicht mehr durch die TÜV-Prüfung kommen würde. Die Investition in ein neues Fahrzeug sei wirtschaftlich sinnvoll. So sehen es offenbar auch die Verantwortlichen bei Kreis und Land. Für ein neues Fahrzeug gibt’s Zuschüsse, für ein gebrauchtes nicht. Neuer Einsatzleitwagen mit Computertechni: Der alte Einsatzleitwagen der Schönberger Feuerwehr ist ebenfalls nicht mehr Stand der Technik. Ihn mit neuer Technik auszustatten, wäre nach Auskunft des Wehrführers unwirtschaftlich. Ursprünglich war er ein Mannschaftstransportwagen. Feuerwehrleute bauten ihn mit Unterstützung des Unternehmens Palmberg um. In einen neuen Einsatzleitwagen investiert die Stadt Schönberg rund 73 500 Euro. Noch in diesem Jahr soll er fertig sein. Ein Vorteil: Er wird Computertechnik an Bord haben. Dadurch bekommen die Feuerwehrleute Zugriff auf Gefahrgutdatenbanken, Luftbilder, Karten mit Wasserentnahmestellen und vieles mehr. Ebenfalls einsehen können die Feuerwehrleute dann „Rettungskarten für Fahrzeuge“. Sie sehen dann, an welchen Stellen sie bei dem jeweiligen Fahrzeugtyp mit Schere und Spreizer arbeiten müssen, um den Verunfallten bestmöglich und schnell rauszubekommen. Über den Autor Von Jürgen Lenz

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