Schönberger Kirchenmusiker legte vor 10 Jahren ein Sabbatjahr ein

Raus aus dem Hamsterrad, sich weiterentwickeln oder -bilden, einfach Kraft tanken: Laut einer Umfrage liebäugelt jeder Fünfte mit einer Auszeit von seinem Job, jeder Zehnte hat bereits eine genommen. Dazu gehörte auch der Schönberger Christoph D. Minke. Am 11. Januar 2011 berichtete er in der OZ von seinen Erfahrungen. Ein ganzes Jahr Urlaub. Was macht das aus einem Menschen? Christoph D. Minke, damals 45 Jahre alt, nutzte die Chance, ein Sabbatjahr einzulegen. Warum? „Es ist eine Standortbestimmung“, sagte er. „Man wird betriebsblind, wenn man lange Zeit an einer Stelle ist. Dann festigen sich nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen.“ Arbeit als Kirchenmusiker in Schönberg: Von 1990 bis 2009 arbeitete Minke ununterbrochen als Kirchenmusiker in Schönberg. Geboren wurde er in Nauen bei Berlin. Als Fünfjähriger begann er mit dem Klavierunterricht. Ab 1974 erlernte er das Orgelspiel. Von 1982 bis 1987 studierte er Kirchenmusik. 2011 war Christoph D. Minke zurück an seinem Arbeitsplatz in Schönberg, wo er wieder begonnen hat, die Orgel im Gottesdienst zu spielen und den Kirchenchor zu leiten. Ausgeruht wirkte der Urlauber seinerzeit. Und weiter gereift. Und lockerer. Auch körperlich. In der einjährigen Auszeit hatte der Schönberger eine Bewegungstherapie absolviert. Sie wirkt den Folgen der einseitigen Belastungen entgegen, die mit seinem Beruf verbunden sind. An seinem Wohnsitz war Minke während der selbst gewählten Auszeit selten. „Ich habe das Abschlusskonzert des Musiksommers besucht – aber verkleidet“, erzählte der Rückkehrer. Er hatte sich eine Baseballmütze und Kleidung angezogen, die Freunde und Bekannte nicht mit ihm verbinden. Eine Folge: „Ich stand direkt vor meinem Haus- und Hoftrompeter Christoph Tiede und er hat mich nicht erkannt.“ Minke und Tiede kannten sich seit Kindertagen. Neue Erfahrung, im Sommer Urlaub zu haben: Gleich zu Beginn der einjährigen Auszeit flog Minke mit seiner Frau Ise Bosch nach Südafrika. „Es ist ein sehr interessantes, anrührendes Land“, sagte der Schönberger damals. Die Freiheit von beruflichen Terminen nutzte er auch zu Reisen in die Alpen, nach Norwegen, Bratislava, Zürich, Wien und Hiddensee. „Es war eine neue Erfahrung für mich, im Sommer Urlaub zu haben“, erzählte der künstlerische Leiter des Musiksommers. Während seiner Jobpause übernahm Brigitte Sauerland den Orgeldienst in Schönberg. Sie baute auch eine Trommelgruppe auf, leitete das Singen mit Kindern und Senioren. „Sie hat durch ihre Qualifikation als Musiktherapeutin neue Dinge hereingebracht“, sagte Minke damals. Allgemein habe er festgestellt: „Das Jahr Pause war nicht nur für mich gut, sondern auch für Menschen, die mit mir zu tun haben.“ Ob er ein anderer Mensch sei als vorher, konnte er damals nicht sagen. Würde er anderen Berufstätigen zu einer längeren Jobpause raten? „Wer ein Sabbatjahr nimmt, sollte sich jedenfalls nicht zu viel vornehmen. Man schafft es sonst nicht.“ Mit einer langen Arbeitslosigkeit sei seine Jobpause auf keinen Fall zu vergleichen, denn: „Ich wusste ja: Nach einem Jahr geht es wieder weiter.“ Von Jana Franke und Jürgen Lenz