Selmsdorf: Altersgerechte Wohnungen und WGs für Senioren des Ortes

Den Ruhestand im Heimatort verbringen: Diesen Wunsch wollen die Gemeinde Selmsdorf und die Villa-Vitalia-Gruppe erfüllen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Hamburg hat von der Kommune ein 6200 Quadratmeter großes Baugrundstück gekauft. „Wir möchten mit unserem neuen Villa-Vitalia-Park in Selmsdorf diesen Menschen ein altersgerechtes Zuhause bieten“, erklärt Wolfgang Röhr, Vorstand der Villa-Vitalia-Gruppe. Er ist in der Region als Geschäftsführer der gemeinnützigen Betreibergesellschaft von Schloss Bernstorf bekannt. In dem Anwesen unweit von Grevesmühlen eröffnete im April 2014 ein familiengeführtes Hospiz. Dem gingen vier Jahre Sanierungs- und Umbauarbeiten voraus. Wolfgang Röhr erinnert sich: „Vor zehn Jahren haben wir den ersten Spatenstich gemacht.“ Seit Jahren können sich Interessenten für betreutes Wohnen in Selmsdorf bei der Gemeinde melden. Die Liste ist nicht mehr aktuell. Deshalb kündigt Marcus Kreft an: „Wir wollen Fragebögen an alle Haushalte verteilen.“ Das Ziel: Die Liste auf den aktuellen Stand bringen und herausfinden, welche Vorstellungen die Interessenten haben – von der Größe der betreuten Wohnung beispielsweise. Die Villa-Vitalia-Gruppe beschäftigt nach Auskunft des Vorstands 230 Mitarbeiter. Tendenz: steigend. Die Gruppe nennt zwei Kernkompetenzen ihrer Arbeit: zum einen Entwicklung und Vertrieb von Sozialimmobilien und Wohnparks inklusive Pflegebetrieben, zum anderen fachspezifisches Know-how durch den eigenen Betrieb von Pflegeeinrichtungen. Ziel der Villa-Vitalia-Gruppe: Baubeginn Mitte 2022: Baubeginn in Selmsdorf soll nach Wolfgang Röhrs Auskunft Mitte 2022 sein. „Das ist das Ziel“, erläutert der Vorstand. Als 2013 die ersten Arbeiten für das Wohngebiet „Am Mühlenbruch“ starteten, plante die Gemeinde auch den Bau einer Kita und eines Hauses für betreutes Wohnen. Der Wunsch nach einer neuen Kindertagesstätte wurde 2017 Wirklichkeit. Das Diakoniewerk im nördlichen Mecklenburg investierte 2,1 Millionen Euro in den Bau. Zur Eröffnung kam die damalige Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD). Lesen Sie auch: Hospiz Bernstorf: Wie ein Märchenschloss aus dem Dornröschenschlaf erwachte Lange Suche nach Investor für betreutes Wohnen: Die Suche nach einem Investor für betreutes Wohnen zog sich viel länger hin. Der Selmsdorfer Bürgermeister Marcus Kreft (SPD) sagt, den Gemeindevertretern sei es wichtig, so etwas bieten zu können. Kreft machte allerdings die Erfahrung: „Es ist schwierig, im ländlichen Raum jemanden zu finden, der es schultern möchte.“ Mit der Villa-Vitalia-Gruppe fand Selmsdorf schließlich den geeigneten Investor. Udo Gutschke, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft „Bürger für Selmsdorf“ bestätigt: „Wir als Gemeinde kämpfen schon lange. Wir sind froh und glücklich, dass der Grundstückskaufvertrag zustande gekommen ist.“ „Es muss bezahlbar bleiben“: Wolfgang Röhr sagt: „Thema in vielen Gemeinden ist: Was kann ich den Senioren anbieten?“ Das sei eine anspruchsvolle Herausforderung. Häufig hätten ältere Menschen den Wunsch, ihren Heimatort nicht zu verlassen. Marcus Kreft bestätigt diesen Trend für Selmsdorf. Udo Gutschke berichtet von Gesprächen mit Senioren, die gezeigt haben: Der Bedarf ist da. Wichtig sei aber: „Es muss bezahlbar bleiben.“ Wie viele Senioren leben in der Gemeinde? „Es sind 505“, antwortet Marcus Kreft. Als Senioren zählen in der Statistik alle Frauen und Männer, die mindestens 65 Jahre alt sind. Senioren-Wohngemeinschaften geplant: Je nach Bedarf will der Investor das Bauprojekt gestalten. Es wird auch Senioren offen stehen, die nicht in der Gemeinde Selmsdorf wohnen. Denkbar wären 40 betreute Wohnungen und mindestens 24 Appartements in Senioren-Wohngemeinschaften mit gemeinschaftlichem Aufenthaltsraum und gemeinsamer Küche. Die Villa-Vitalia-Gruppe erläutert: „Ziel des Projektes ist es, Wohnraum zum Wohlfühlen zu schaffen, der auch ein selbstbestimmtes Leben im hohen Alter ermöglicht.“ Dazu gehöre nicht nur Barrierefreiheit, sondern ebenso eine gute medizinische Versorgung. Die Umgebung solle naturnah gestaltet werden. Die Gruppe plant Streuobstwiesen und Hochbeete, die die Senioren auf Wunsch bewirtschaften können. Ebenfalls vorgesehen ist ein Selbstbedienungsshop. Er soll rund um die Uhr geöffnet sein. Schließlich seien die Einkaufsmöglichkeiten gerade auf dem Land sehr begrenzt, sagt Wolfgang Röhr. Ein Laden für Waren des täglichen Bedarfs fördere die Unabhängigkeit der älteren Menschen. Über den Autor Von Jürgen Lenz