Steilküste im Klützer Winkel bricht ab: Radwanderweg muss verlegt werden

Trockene Sommer und viel Regen in den vergangenen Wintermonaten machen sich auch an den Steilküsten an der Ostsee bemerkbar. Am Klütz Höved, Mecklenburg Vorpommerns höchstem Kliff, das sich etwa von Brook im Westen bis zu Boltenhagens Ortsteil Redewisch erstreckt, sind große Erdmassen vom Wasser herabgespült worden, teilweise brechen große Bereiche ab und etliche Bäume liegen und stehen mit blanken Wurzeln am Ufersaum. Bauarbeiten als Vorsichtsmaßnahme: Diese natürliche Entwicklung hat deutliche Auswirkungen für die Gemeinde Kalkhorst. Sie muss den Radweg auf dem ehemaligen Kolonneweg um etwa 20 Meter landeinwärts verschwenken. „Eine vorsorgliche Maßnahme, weil an der Stelle immer mehr Küste abbricht“, sagt Kalkhorsts Bürgermeister Dietrich Neick (FWK). Noch sei der Weg auch an der betroffenen Stelle sicher. Die Gemeinde möchte aber rechtzeitig handeln, um eventuell nötig werdende Sperrungen des Weges zu vermeiden. Zweite Radwegverlegung: Das war an einem Teilstück wenige hundert Meter weiter schon anders. 2011 bracht dort die Küste ab und beschädigte den asphaltierten Radweg. Eine etwa zweieinhalb Kilometer lange Radfahrer-Umleitung vom Kolonnenweg nach Warnkenhagen und zurück ist gerade fertiggebaut worden. „Jetzt kann aber die leichte Verschwenkung, die nur ein kleines Stück entfernt ist, in dem Projekt mitfinanziert werden“, freut sich Dietrich Neick. Die Kosten für das jetzt zusätzlich notwendige Radwegstück seien in den etwa 1,5 Millionen Euro für die Umfahrung enthalten, die zum größten Teil vom Land gezahlt werden. 25 Jahre keine weiteren Schäden: 1,5 Millionen Euro, das war 2006 auch der Preis, für den Ausbau von elf Kilometern Kolonnenweg, der damit zum Europäischer Radwanderweg wurde. Den Ausbau bereut Dietrich Neick auch aufgrund der jetzt auftretenden Schäden nicht. „Den Weg sehe ich nach wie vor als sinnvoll an“, sagt Neick. Der Kolonnenweg an der Steilküste sei eine der touristischen Attraktionen der Gemeinde. „Es gibt jetzt Einschätzungen, dass wir zumindest in den nächsten 25 Jahren nicht mit weiteren großen Schäden rechnen müssen“, sagt der Bürgermeister. Dafür werde jetzt am Kolonnenweg auch eine Drainage gebaut, die das von den Feldern kommende Wasser gezielt ableiten soll. Vorsicht beim Spaziergang: Spaziergänger, die unterhalb der Steilküsten am Ufer entlanggehen, sollen aber vorsichtig sein. Das raten auch die für den Küstenschutz zuständigen Behörden des Landes. Sie schätzen das Klütz Höved als sehr dynamisch ein. Das bedeutet, vor allem im Frühjahr ist dort immer wieder mit Abbrüchen oder abrutschenden Hängen zu rechnen. Darüber informieren auch Tafeln an den Strandzugängen. Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (Lung) informiert: Hervorstehende Gesteinsblöcke und geneigte Bäume mit frei liegenden Wurzeln sind erste Anzeichen für Kliffinstabilität. An steilen oder unterspülten Kliffs mit Brandungshöhlen oder entlang von Rissen und Spalten ist infolge der Schwerkraft stets mit Blockstürzen zu rechnen. Wasser weicht Küsten auf: Wasseraustritte am Steilufer in Bereichen mit wechselnden Gesteinsschichten, wie an der Steilküste bei Boltenhagen oder an der Westküste der Insel Poel, führen ebenfalls zur Verminderung der Standfestigkeit und sind oft Auslöser von Rutschungen. Gekennzeichnete Wege nutzen – Verbote beachten: Zur eigenen Sicherheit sollten auch oberhalb der Steilküsten nur gekennzeichnete Wege und Abstiege benutzt werden. Überhänge an der Kliffkante sind oft nicht einsehbar. Gesperrte und gefährliche Uferbereiche sollen unbedingt gemieden werden. Das Kliff am Klütz Höved zwischen Brook und Boltenhagen ist mit 37 Metern das höchste Ufer an der mecklenburgischen Küste. Es zählt zu den besonders von der Abtragung betroffenen Steilufern. Immer wieder kommt es hier zu Rutschungen und Abbrüchen. Charakteristisch für dieses Kliff ist das langsame Abgleiten großer Schollen. Besonders gefährlich ist es auf dem Kliff und am Strand darunter nach starken Niederschlägen, nach Frost, bei Sturm sowie während und nach Hochwasser. Die am Strand abgelagerten Erdmassen werden vom Meer abgetragen. Dadurch weicht das Ufer durchschnittlich um 30 Zentimeter pro Jahr zurück. Stürme mit Hochwasser können das verstärken. Der ausgespülte Sand wird längs des Ufers abtransportiert und am Strand von Boltenhagen abgelagert. Mehr zum Thema: Von Malte Behnk

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