Teure Halle: Förderung fängt Mehrkosten auf

Die Bodenplatte ist endlich drauf – jetzt laufen an der neuen Sporthalle am Doberaner Busbahnhof die Hochbauarbeiten. Wenn auch mit deutlicher Verspätung. „Wir sind fünf Wochen im Verzug“, sagt Norbert Sass, Leiter im Amt für Stadtplanung. „Das hat vor allem wetterbedingte Gründe.“ Denn durch die feuchte Witterung sei es Anfang des Jahres nicht möglich gewesen, die Grundplatte aus Beton herzustellen, so Sass. „Das ist aber notwendig, um mit dem Stahlbau beginnen zu können – und genau das passiert jetzt.“ Die alte Sporthalle war im August 2017 abgerissen worden. Das Gebäude war marode, eine Sanierung nicht wirtschaftlich. Die moderne Halle soll als dreifach teilbare Zweifeld-Halle für Schulsport, Vereinssport und Veranstaltungen errichtet werden. Neben der eigentlichen Halle sind ein Sanitär- und Umkleidebereich sowie Geräte- und Hausanschlussräume geplant. Durch die Bauverzögerungen könne der geplante Eröffnungstermin im Oktober dieses Jahres nicht gehalten werden, erklärt Sass. „Wir versuchen natürlich, so viel verlorene Zeit wie möglich wieder reinzuholen – aber realistisch ist jetzt eine Eröffnung Ende Januar 2019“, meint er. Nennenswerte Mehrkosten würden sich dadurch nach aktuellem Stand aber nicht ergeben, sagt Grit Jaworski, die im Amt für die Bauverwaltung zuständig ist. „Ursprünglich waren für den Neubau 3,4 Millionen Euro eingeplant – doch aufgrund höherer Kostenberechnungen in einigen Gewerken wurde bereits Anfang des Jahres noch mal eine überplanmäßige Ausgabe von 314 000 Euro fällig.“ Die gute Nachricht: Das Land gewährte weitere Fördermittel in Höhe von 75 Prozent – so hielten sich auch die Mehrkosten für die Stadt in Grenzen.Lennart Plottke 15 bis 20 Prozent teurer werden Bauvorhaben heute im Durchschnitt, weiß Herbert Hanl, im Bauamt des Ostseebades Kühlungsborn zuständig für Fördermittel. Ursprüngliche Kosten-Planungen würden oft schnell aus dem Ruder laufen. Die Gründe seien vielfältig: Baumaterial und Lohnkosten der Baufirmen steigen stetig „und die Zeiten, wo es bei Ausschreibungen viele Bieter gab und der Bauherr die Qual der Wahl hatte, sind längst vorbei“. Baufirmen seien gut und langfristig ausgelastet und „da kommt es schon vor, dass du nach einer Ausschreibung nur eine Firma als Bieter hast, die erklärt: Zu diesem Preis mache ich es – oder auch nicht“, so der Experte aus dem Kühlungsborner Bauamt. Diese Entwicklung mache auch um öffentliche Bauvorhaben im Ostseebad keinen Bogen. Und dabei reichen oft 15 bis 20 Prozent Preissteigerung nicht. Für den Neubau der Mehrzweckhalle gegenüber von der Sportanlage West werden gegenwärtig rund 3,2 Millionen Euro veranschlagt, für den Bau des Mini-Golf-Parks vor der Halle wird mit 600000 bis 700000 Euro gerechnet. Im Dezember 2015 las sich das noch so: „Wir planen, über zwei Jahre verteilt, dort 2,4 Millionen Euro zu investieren“, sagte Kämmerer Dirk Lahser damals. Das Bauvorhaben gleich daneben ist deutlich kleiner, aber auch hier gehen die Kosten durch die Decke. 2015/16 gab es für den Neubau des FSV-Fußballer-Vereinsheimes eine Kostenschätzung, die von rund 450000 Euro ausging. Nach zusätzlichen Planungsvorgaben, „die in dieser Form nicht vorhersehbar waren“, und der allgemeinen Preisentwicklung am Bau muss dort jetzt mit 150000 Euro Mehrkosten gerechnet werden, so Hanl.Lutz Werner Wismars Stadtgeschichtliches Museum ist rund 2,5 Millionen Euro teurer geworden als ursprünglich geplant. Gründe waren unter anderem Architektenwechsel, Bauverzögerungen und bauliche Unwägbarkeiten bei den Altbauten. Im Mai 2010 war das Museum an der Schweinsbrücke in der Altstadt geschlossen worden. Erst sieben Jahre und sieben Monate später konnte am 22. Dezember 2017 die Eröffnung gefeiert werden. Eine Art Weihnachtsgeschenk der Stadt – wenn auch drei Jahre später als ursprünglich geplant. Rund 15 Millionen Euro haben Sanierung und Museumsausstattung gekostet. Zehn Millionen Euro kamen über das Bundes- Investitionsprogramm für Unesco- Welterbestätten. Der städtische Eigenanteil wurde nach Beschlüssen der Bürgerschaft erhöht. Vier historisch wertvolle Gebäude und ein neuer Verbindungsbau bilden jetzt den neuen Museumskomplex. Die Ausstellungsfläche wurde nahezu vervierfacht. Mehr als 2200 Exponate und die Häuser selbst erzählen die Geschichte Wismars.Heiko Hoffmann Als Grevesmühlens Bürgermeister Lars Prahler, damals noch als Bauamtsleiter der Stadt, im Jahr 2014 die ersten Ideen zum Mehrgenerationenspielplatz auf der Bürgerwiese präsentierte, erntete er bei den Stadtvertretern noch Kopfschütteln. 200000 Euro für einen Spielplatz? Viel zu viel Geld, lautete damals das Urteil. Die Pläne landeten in der Schublade. Doch Prahler, selbst Vater von drei Kindern, ließ nicht locker. Er warb Fördermittel ein – im Frühjahr 2018 wurde der Mehrgenerationenspielplatz eröffnet. Mit mehr als 400 000 Euro wurde das Projekt wesentlich teurer als in der ersten Planung veranschlagt, auch der erste Eröffnungstermin im Herbst 2016 war nicht ansatzweise zu halten – aber dafür gab es jede Menge Lob von den großen und kleinen Nutzern der Anlage. Vor wenigen Tagen wurde mit der Schaukel das letzte Spielgerät eingeweiht. Nun steht lediglich noch ein Fragezeichen hinter möglichen Kameras am Spielplatz: Angesichts der hohen Kosten fordern sowohl Eltern als auch Stadtvertreter eine Überwachung. Doch der Datenschutz macht Probleme . . .Michael Prochnow Eigentlich sollte der Polizei-Altbau am Wismarer Altstadt-Rand Ende Mai saniert sein. Daraus wurde nichts – die Fertigstellung wird sich um Monate verzögern. Der Mietvertrag für die provisorische Containeranlage, in der ein Großteil der Polizeiinspektion seit nunmehr fünf Jahren untergebracht ist, wurde verlängert. Der Betrieb für Bau und Liegenschaften (BBL) MV saniert im Auftrag des Innenministeriums den Altbau und hat auf dem Grundstück einen Neubau errichten lassen. Die Wismarer Polizisten vermuten, dass es mit dem Einzug nichts vor Frühjahr 2019 wird. Ursprünglich sollte das denkmalgeschützte Haus an der Rostocker Straße bis Ende 2016 instand gesetzt werden. Zuletzt gab es Probleme bei einer Auftragsvergabe. Eine Firma legte nicht los, das Verfahren musste neu in Gang gesetzt werden. Davor wurde bei der Statik nachgebessert. Die Gesamtkosten stiegen dadurch um 892 000 Euro auf gut zehn Millionen Euro. Ob das die Schlussrechnung ist, steht noch nicht fest. Nicht enthalten hier die Mietkosten für die Containeranlange von monatlich rund 18 000 Euro. In fünf Jahren fallen dafür mehr als eine Million Euro an. Kostentechnische Abweichungen bei Bauprojekten seien durchaus normal, sagt Sigrid Hecht, Chefin des Rostocker Eigenbetriebs Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE). So werde am Anfang eines Projektes eine Schätzung erarbeitet, da noch keine genauen Planunterlagen vorliegen. „Je nach Anforderungen an die Planung beziehungsweise nach zeitlichen Gegebenheiten aufgrund der Größe des Projektes gibt es Abweichungen, die sowohl positiv als auch negativ gegenüber der Kostenschätzung sein können“, erklärt Hecht. „Aus diesem Grund wird die Kostenschätzung auch durch eine Kostenberechnung ersetzt – die Weiterführung des Projektes zur und während der baulichen Durchführung ist natürlich durch Faktoren des Marktes beeinflusst.“ Abweichungen bei den Kosten gab es zum Beispiel bei der Umgestaltung der Rostocker Ernst-Barlach-Straße/Steintor-Kreuzung und den daran angegliederten Arbeiten in der Östlichen Altstadt. Die Ausschreibung fand bereits im April 2017 statt. „Nur ein Bieter beteiligte sich seinerzeit daran – bei Berücksichtigung des Angebotes hätten die Gesamtkosten etwa 7,07 Millionen Euro betragen“, berichtet die KOE-Chefin. Diese Ausschreibung wurde aufgehoben. Nach einer erneuten Ausschreibung gaben drei Firmen ein Angebot ab – die Gesamtkosten betragen aktuell knapp 6,4 Millionen Euro.Christina Milbrandt hoff

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